Ist die AfD sexbesessen? Es sieht so aus! Unablässig trägt die rechtsautoritäre Partei die Themen Sexualität und Geschlechtlichkeit in die Parlamente und in die Öffentlichkeit. Es geht um "Volks"-Vermehrung und Geburtenzahlen, Homosexualität, Transsexualität, Sexualaufklärung, Geschlechterforschung und geschlechtergerechte Sprache. Gestützt auf gründliche Recherchen, die neues und bislang unbekanntes Material zutage gefördert haben, wird deutlich, dass die AfD eine völkisch-nationalistische Familien- und Bevölkerungspolitik verfolgt, die auf NS-Konzepte zurückgeht.Daniela Rüther legt hier glasklar offen: "Genderwahn" ist das Gegenstück zum "Remigrationsprojekt" der neuen Rechten. Gender ist ein Wort, das eigentlich für die Gleichstellung der Geschlechter steht. Der AfD dient es als sinnentleerter Kampfbegriff gegen alles, was nicht zum rechtskonservativen Denken passt. Rüther analysiert diesen "Wahn" an den Wirkungsorten der Macht: in den Parlamenten. Sie nimmt die Strategien derAfD ins Visier und legt die Ursprünge ihrer Kampftaktiken offen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ein Buch zu einem wichtigen Thema hat Daniela Rüther laut Rezensent Robert Probst geschrieben, allerdings hat es einige Schwächen. Das beginnt beim reißerischen Titel, der sich auf die Fokussierung der parlamentarischen Arbeit der AfD auf Themen wie Gendersprache und Geschlechtlichkeit bezieht. Wo in der Öffentlichkeit vor allem die "Remigrations"-Polemiken der Partei diskutiert werden, seien diese nicht zu trennen von Positionen zum Themenbereich Sexualität, die als Antwort auf die abgelehnte vermeintliche "Masseneinwanderung" vorgestellt werden. Das ist keine ganz neue Erkenntnis, findet Probst, der dennoch im Kern mit Rüthers Thesen einverstanden ist, auch wenn er findet, dass sie hier teils verkürzt dargestellt werden, etwa, wenn die Autorin den Kampf gegen Gendersprache als ein reines AfD-Projekt darstellt. Dennoch zeigt dieses Buch, so das letztlich positive Fazit, auf, wie die AfD ihre ewig gleichen Themen so lange wiederholt, bis sie irgendwann verfangen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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