Nach ihrer Rückkehr von einer Expedition in die Anden fällt eine Gruppe von Archäologen einer mysteriösen Attentatsserie zum Opfer. In den Kristallflakons, die jeweils an den Tatorten gefunden werden, befindet sich offensichtlich ein wahnsinnig machender Stoff: Ein Forscher nach dem anderen fällt in eine tiefe Bewusstlosigkeit, die nur von kurzen epileptischen Anfällen unterbrochen wird. Hat sie der Fluch des Inkagottes Rascar Capac getroffen...?
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2007Zwischen Cusco und Schanghai
Als Reporter ist Tim um die ganze Welt gereist. Daran, dass er nur ein einziges Mal einen Text an die Redaktion geschickt hat, haben sich die Leser nie gestört.
Von Andreas Platthaus
Von Australien einmal abgesehen, hat der Reporter Tim sämtliche Kontinente des Globus bereist. Dieses Defizit haben graphisch begabte Liebhaber des Landes und von Hergés berühmter Comicserie "Tim und Struppi" längst ausgeglichen: Es gibt eine Unzahl von mehr oder minder versiert gestalteten Abenteuern, die nach dem Tod Hergés vor vierundzwanzig Jahren gezeichnet und illegal veröffentlicht wurden, und etliche davon spielen in Australien.
Allerdings hatte Hergé verfügt, dass niemand seine Serie fortsetzen dürfe, nicht einmal die engsten Mitarbeiter seines Studios. Mehr als die dreiundzwanzig von ihm fertiggestellten Bände sollte es nicht geben. An diese Bestimmung hielt sich seine Witwe - nur das von Hergé selbst noch begonnene, aber bloß nur als Fragment vorhandene Album "Tim und die Alpha-Kunst", das in Brüssel gespielt hätte, wurde aus dem Nachlass als Sonderband veröffentlicht. Deshalb hat Tim Australien offiziell nie erreicht.
Genauer freilich muss es heißen: halbwegs offiziell. Denn es stimmt nur dann, wenn man sich auf die in den Geschichten berichteten Geschehnisse beschränkt. Am Schluss des vorletzten Abenteuers nämlich, "Flug 714 nach Sydney", musste das Flugzeug, das Tim und seine Freunde zu einem in Australien veranstalteten Astronautischen Kongress bringen sollte, auf Java notlanden, wo sich der Rest der reichlich abstrusen Handlung abspielt. Doch auf dem letzten Bild sehen wir die Gruppe auf ein Flugzeug zugehen, das den Flug nach Sydney fortsetzen soll, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass noch einmal etwas dazwischengekommen ist. Dies als Trost für die Australier: Tim war da. Es gibt nur keine Bilder von seinem Aufenthalt.
Mit "Tim und Struppi" beginnt die Erfolgsgeschichte des frankobelgischen Comics. Aber die weltweiten Handlungsorte haben dazu beigetragen, dass die Serie globale Beliebtheit genießt. Fast flächendeckend hat der junge Reporter die Welt bereist. Zwei Alben führten ihn sogar auf den Mond, auch wenn wesentliche Teile der Handlung im Phantasiestaat Syldawien spielen - angesiedelt irgendwo in der Balkan-Region, also dort, wo auch das Album "König Ottokars Zepter" spielt.
Aus welcher Zeit die Geschichten stammen, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Denn etliche der Abenteuer, zumal die frühen, erschienen zunächst als Fortsetzungsgeschichten in verschiedenen Zeitschriften, für die Hergé "Tim und Struppi" gezeichnet hat: von 1929 bis 1940 in der katholischen Zeitung "Le XX Siècle", nach dem Einmarsch der Deutschen in Belgien dann bis 1944 in dem von den Besatzern geduldeten Blatt "Le Soir" und schließlich - nach einer erzwungenen Pause, die man dem angeblichen Kollaborateur Hergé auferlegte - von 1946 an in dem eigens zum Abdruck seiner Geschichten gegründeten Comicmagazin "Tintin". Zu Alben wurden sie oft erst viel später zusammengestellt, fast immer mit künstlerischen Überarbeitungen, bisweilen auch mit inhaltlichen Änderungen.
Generell gilt das erste Erscheinen einer Episode als Ursprungsdatum der Geschichte. Doch haben die wechselnden Foren mitunter zu erheblichen Unterbrechungen geführt. So wurde "Im Reiche des Schwarzen Goldes" 1939 begonnen, aber erst 1950 beendet. Andere Geschichten fielen bei Hergé in Ungnade. "Tim im Lande der Sowjets", das erste Abenteuer der Serie, wurde deshalb etwa vierzig Jahre lang gar nicht mehr nachgedruckt und gilt bis heute nicht als Bestandteil der regulären Serie.
Hergé: "Tim und Struppi". Die deutschen Ausgaben sind im Carlsen Verlag erschienen. Die broschierten Alben kosten jeweils 9 Euro, "Tim im Lande der Sowjets" gibt es als Sonderausgabe für 12 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als Reporter ist Tim um die ganze Welt gereist. Daran, dass er nur ein einziges Mal einen Text an die Redaktion geschickt hat, haben sich die Leser nie gestört.
Von Andreas Platthaus
Von Australien einmal abgesehen, hat der Reporter Tim sämtliche Kontinente des Globus bereist. Dieses Defizit haben graphisch begabte Liebhaber des Landes und von Hergés berühmter Comicserie "Tim und Struppi" längst ausgeglichen: Es gibt eine Unzahl von mehr oder minder versiert gestalteten Abenteuern, die nach dem Tod Hergés vor vierundzwanzig Jahren gezeichnet und illegal veröffentlicht wurden, und etliche davon spielen in Australien.
Allerdings hatte Hergé verfügt, dass niemand seine Serie fortsetzen dürfe, nicht einmal die engsten Mitarbeiter seines Studios. Mehr als die dreiundzwanzig von ihm fertiggestellten Bände sollte es nicht geben. An diese Bestimmung hielt sich seine Witwe - nur das von Hergé selbst noch begonnene, aber bloß nur als Fragment vorhandene Album "Tim und die Alpha-Kunst", das in Brüssel gespielt hätte, wurde aus dem Nachlass als Sonderband veröffentlicht. Deshalb hat Tim Australien offiziell nie erreicht.
Genauer freilich muss es heißen: halbwegs offiziell. Denn es stimmt nur dann, wenn man sich auf die in den Geschichten berichteten Geschehnisse beschränkt. Am Schluss des vorletzten Abenteuers nämlich, "Flug 714 nach Sydney", musste das Flugzeug, das Tim und seine Freunde zu einem in Australien veranstalteten Astronautischen Kongress bringen sollte, auf Java notlanden, wo sich der Rest der reichlich abstrusen Handlung abspielt. Doch auf dem letzten Bild sehen wir die Gruppe auf ein Flugzeug zugehen, das den Flug nach Sydney fortsetzen soll, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass noch einmal etwas dazwischengekommen ist. Dies als Trost für die Australier: Tim war da. Es gibt nur keine Bilder von seinem Aufenthalt.
Mit "Tim und Struppi" beginnt die Erfolgsgeschichte des frankobelgischen Comics. Aber die weltweiten Handlungsorte haben dazu beigetragen, dass die Serie globale Beliebtheit genießt. Fast flächendeckend hat der junge Reporter die Welt bereist. Zwei Alben führten ihn sogar auf den Mond, auch wenn wesentliche Teile der Handlung im Phantasiestaat Syldawien spielen - angesiedelt irgendwo in der Balkan-Region, also dort, wo auch das Album "König Ottokars Zepter" spielt.
Aus welcher Zeit die Geschichten stammen, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Denn etliche der Abenteuer, zumal die frühen, erschienen zunächst als Fortsetzungsgeschichten in verschiedenen Zeitschriften, für die Hergé "Tim und Struppi" gezeichnet hat: von 1929 bis 1940 in der katholischen Zeitung "Le XX Siècle", nach dem Einmarsch der Deutschen in Belgien dann bis 1944 in dem von den Besatzern geduldeten Blatt "Le Soir" und schließlich - nach einer erzwungenen Pause, die man dem angeblichen Kollaborateur Hergé auferlegte - von 1946 an in dem eigens zum Abdruck seiner Geschichten gegründeten Comicmagazin "Tintin". Zu Alben wurden sie oft erst viel später zusammengestellt, fast immer mit künstlerischen Überarbeitungen, bisweilen auch mit inhaltlichen Änderungen.
Generell gilt das erste Erscheinen einer Episode als Ursprungsdatum der Geschichte. Doch haben die wechselnden Foren mitunter zu erheblichen Unterbrechungen geführt. So wurde "Im Reiche des Schwarzen Goldes" 1939 begonnen, aber erst 1950 beendet. Andere Geschichten fielen bei Hergé in Ungnade. "Tim im Lande der Sowjets", das erste Abenteuer der Serie, wurde deshalb etwa vierzig Jahre lang gar nicht mehr nachgedruckt und gilt bis heute nicht als Bestandteil der regulären Serie.
Hergé: "Tim und Struppi". Die deutschen Ausgaben sind im Carlsen Verlag erschienen. Die broschierten Alben kosten jeweils 9 Euro, "Tim im Lande der Sowjets" gibt es als Sonderausgabe für 12 Euro.
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