Einleitung Verehrte, liebe Freunde! Die Themen, die wir gewählt haben und die sich auf die innere, geistige Entwicklung des Menschen beziehen, fordern eine Einstellung, die in jeder Hinsicht der musikalischen gleichkommt. Es kommt darauf an, dass die Seele bei diesen Betrachtungen hier mit einer gewissen Offenheit und Stille auf Dinge hinschaut, auf Dinge hört, die man nicht gleich anfassen, nicht gleich handhaben kann, sondern die man mit einem gewissen Gefühl für das Übergeordnete, Zarte ihrer Wesenheit, aufzunehmen hat. Valentin Tomberg I. DIE NEUE MICHAELGEMEINSCHAFT UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIE ZUKUNFT Der Fall Luzifers Wir stellen uns heute die große Aufgabe: Michael und seine Gemeinschaft zu betrachten. Wir werden uns ohne Umschweife die Frage stellen: „Wer ist Michael im Kosmos? Wer ist Michael der Menschheit gegenüber?" Um diese Frage beantworten zu können, ist es zunächst wichtig, unser Augenmerk auf eine andere geistige Wesenheit zu richten. Es ist dies jene geistige Wesenheit, deren Widerspiegelung (bzw. Wiedergeburt) der physische König von Tyrus war und der in der Bibel beim Propheten Hesekiel als der König von Tyrus genannt wird. Über ihn sagte Hesekiel: „Der du das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes. Allerlei Edelgestein war dein Schmuck: Sardis, Topas und Diamant, Türkis, Onyx und Jaspis, Saphir, Malachit und Smaragd. Von Gold waren deine Ohrringe, mit Perlenschmuck besetzt. An dem Tage, da du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein glänzender und schirmender Cherub. Auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt. Ein Gott warst du und du wandeltest inmitten der feurigen Steine. Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tag an, als geschaffen wurdest, bis Unrecht an dir gefunden wurde. Durch deine großen Unternehmungen wurdest du voll Frevels und du hast dich versündigt. Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du s c h i r m e n d e r Cherub hinweg aus der Mitte der feurigen Steine.“ (Hesekiel 28.12-16) Wer ist dieses Wesen, von dem Hesekiel hier in wunderschönen Worten spricht? Wer ist der Cherub, der im Paradiese Gottes unter feurigen Steinen wandelte und der edle Steine an seiner Kleidung hatte? Dieser „Cherub" ist die Wesenheit Luzifers. Von Luzifer ist hier die Rede. In diesen schönen, ergreifenden Worten ist gesagt, dass Luzifer diese Wesenheit war, die Gott dazu bestimmte, inmitten feuriger Steinen zu wandeln und Schutzfunktionen auszuüben. Damit ist gesagt, dass die Stellung in der Welt, welche später vom „Cherubim mit dem feurigen Schwerte" an der Schwelle des Paradieses eingenommen wurde, eigentlich Luzifer zugedacht war. Luzifer sollte der Hüter der Schwelle werden. Er war jene Wesenheit, die vom Allerhöchsten dazu bestimmt war, „auf den feurigen Steinen", an der „Grenze des Paradieses" zu stehen und deren Schwelle zu hüten. Nun geschah aber Luzifers Freveltat, so dass er ausgestoßen wurde vom „heiligen Berge Gottes", wie Hesekiel sagte. Er gibt auch den Grund an: „Weil sich dein Herz erhoben hat – verblendet durch deine Schönheit und du damit deine Weisheit verdorben hast, in all deinem Glanz, darum habe ich dich zu Boden gestürzt….“ (Hesekiel 28, 17)