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"Das ist Unterhaltung vom Feinsten." Lübecker Nachrichten
"Die norwegische Bestsellerautorin erzählt die Geschichte einer schicksalhaften Seelenzusammengehörigkeit über alle Unbilden des Daseins hinweg." Frankfurter Allgemeine Zeitung
Es waren zwei Königskinder: Rut, aus armer Familie, und Gorm, der brave Schützling aus gutem Hause. Aus ihr ist eine erfolgreiche Künstlerin geworden, er ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Die erste Begegnung nach jahrzehntelanger Trennung wird zur Schicksalsstunde. Ungeachtet aller Verbote legt Gorm der Geliebten sein Herz zu Füßen.

Produktbeschreibung
"Das ist Unterhaltung vom Feinsten." Lübecker Nachrichten

"Die norwegische Bestsellerautorin erzählt die Geschichte einer schicksalhaften Seelenzusammengehörigkeit über alle Unbilden des Daseins hinweg." Frankfurter Allgemeine Zeitung
Es waren zwei Königskinder: Rut, aus armer Familie, und Gorm, der brave Schützling aus gutem Hause. Aus ihr ist eine erfolgreiche Künstlerin geworden, er ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Die erste Begegnung nach jahrzehntelanger Trennung wird zur Schicksalsstunde. Ungeachtet aller Verbote legt Gorm der Geliebten sein Herz zu Füßen.
Autorenporträt
Herbjørg Wassmo, geboren 1942 auf Skogsøya (Vesterålen, Norwegen), war zunächst Lehrerin. 1976 brachte sie ihren ersten Lyrikband heraus, 1981 erschien ihr erster Roman. Sie gab ihren alten Beruf auf, studierte Literaturwissenschaften und widmete sich ganz dem Schreiben. Ihre Werke sind in elf Sprachen übersetzt. Herbjørg Wassmo gilt als angesehenste und meistgelesene Autorin Norwegens.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2002

Ein Steinwurf auf die Liebste
Schicksalhaft: Herbjørg Wassmo läßt den Leser seufzen

Im deutschen Sprachraum gibt ein Volkslied die Melodie vor: "Es waren zwei Königskinder / Die hatten einander so lieb / Sie konnten beisammen nicht kommen / Das Wasser war viel zu tief." Das traurige Lied existiert in zahlreichen Varianten, die stets tragisch enden: Erst im Tod finden die Liebenden zueinander, die durch die Umstände, eine falsche Nonne, die fromme Mutter, die rauhe See voneinander ferngehalten wurden. Es ist der Stoff, dessen sich seit dem 19. Jahrhundert die Trivialliteratur in Roman- und Groschenheftform bemächtigt hat. Zwölf schlichte Strophen sind nun nicht mehr genug. Aber es ist immer noch dieselbe alte Geschichte um Herz und Schmerz, Liebe und Leid, auch wenn sie aus Gründen größerer Trostintensität zumeist ein glückliches Ende erfährt.

Auch die norwegische Bestsellerautorin Herbjørg Wassmo erzählt in ihrem fast sechshundert Seiten schweren Roman "Die siebte Begegnung" die Geschichte einer schicksalhaften Seelenzusammengehörigkeit über alle Unbilden des Daseins hinweg. Eine flüchtige Bekanntschaft in früher Kindheit reicht aus für die lebenslängliche Empfindung, füreinander bestimmt zu sein. Gorm Grande, Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie in Nordnorwegen, verletzt auf dem Sportplatz das Mädchen Rut Nesset aus Versehen mit einem Steinwurf an der Stirn. Eine Narbe bleibt zurück als sichtbares Zeichen dieser ersten Begegnung, die beide nie vergessen werden. Dabei sehen sie sich über Jahre hin kaum wieder, und wenn, dann nur flüchtig und von ferne. Zu unterschiedlich sind ihre Lebenswelten: Sie, das Mädchen vom Lande, wächst auf einer kleinen Insel in einer archaischen Gesellschaft auf. Ihr Vater ist ein Prediger von traktathafter Frömmigkeit, die Mutter eine geschundene Frau, die keine Vorstellung davon hat, daß das Leben auch anders verlaufen könnte. Ruts Zwillingsbruder, von Geburt an geistig zurückgeblieben, ist nur in ihrer Nähe überlebensfähig und verkraftet es kaum, als sie sich zum Kunststudium in die Stadt verabschiedet. Von den Dorfbewohnern gehetzt, die ihn beschuldigen, ein Mädchen vergewaltigt zu haben, stürzt er vom Kirchturm in den Tod. Rut, von Schuldgefühlen gepeinigt, rettet sich in eine unglückliche Ehe. Später gerät sie in die Abhängigkeit eines Galeristen, der sie als Malerin entdeckt und zu Weltruhm führt.

Parallel dazu erzählt Herbjørg Wassmo Gorm Grandes großbürgerliche Familiengeschichte und die vergeblichen Versuche eines einsamen, verklemmten Jungen, sich zu emanzipieren. In einem Anfall plötzlichen Freiheitsstrebens heuert er als Matrose an. Der Ausbruchsversuch, der ihn hinaus auf die Meere führt, endet mit einem Telegramm der Mutter, das ihn vom Selbstmord des Vaters in Kenntnis setzt. Er kehrt zurück und übernimmt die väterliche Position als Chef eines Kaufhauses. Er heiratet eine Frau, die er nicht liebt, schreibt heimlich Aphorismen in ein Notizheft und erkennt erst spät, daß er nicht sein Leben lebt, sondern das des Vaters. Nur Rut, seine wahre Bestimmung, könnte ihn erlösen.

Vom Schicksal als Abhängigkeit handelt "Die siebte Begegnung", von Schuld und Sühne und von der Unfähigkeit, der Vorsehung zu entgehen. Das alles ist natürlich ganz massiver Kitsch, läßt sich also sehr bewegt durchseufzen. Die Vorstellung, Liebe sei eine Himmelsmacht, die den Menschen trifft wie ein Blitz, halte sich dann aber ein Leben lang, ohne durch weitere Kenntnisse oder gar durch Übung sich bewahrheiten zu müssen, bewährt sich als schönste Ausflucht aus den Niederungen des Alltags. Die Behauptung einer Seelenverwandtschaft, die sich gegen alle Umstände behauptet, gehört in die Rubrik metaphysische Einsamkeitsbekämpfung, für die gemeinhin die Trivialliteratur zuständig ist. Herbjørg Wassmo hat ihren Roman deshalb mit der unübertrefflichen Widmung "Meinem Menschen" versehen.

Wassmo kann atmosphärisch dicht und ökonomisch klug erzählen. Sie schreibt eine klare, knappe Sprache, schnörkellos und direkt. Sie scheut sich nicht vor Kitsch und kehrt doch dessen Struktur um: Das Wissen um den geliebten anderen, das ein Leben lang im Hintergrund west, bringt kein Glück. Es führt bloß dazu, alles eigene Tun und Fühlen zu entwerten, weil es nicht das Eigentliche ist. Das, was sein könnte, die vom Schicksal annotierte Zusammengehörigkeit, die ein einziger Blick in früher Kindheit versprach, existiert bloß als Mangel und also als Unglück. Die beiden Liebenden müssen erst durch die Hölle ihres Lebens und sich aus allen Abhängigkeiten befreien, bevor sie zum guten Schluß dann endlich füreinander bereit sind. Dann warten sie nicht länger auf die günstige Gelegenheit, sondern fallen einander, wie es sich für ein gutes Trivialstück gehört, "mit offenen Armen entgegen". Da darf der Leser noch einmal seufzen. Nur die Verfilmung mit Breitwandlandschaftspanoramas aus dem wilden Nordnorwegen könnte schöner sein.

JÖRG MAGENAU

Herbjørg Wassmo: "Die siebte Begegnung". Roman. Aus dem Norwegischen übersetzt von Holger Wolandt. Luchterhand Literaturverlag, München 2002. 570 S., geb., 25,- [Euro].

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