Die Sixtinische Kapelle im Vatikan, von Sixtus IV. 1475-1483 erbaut, ist wegen ihrer Wand- und Deckenbilder weltberühmt. Mit der Ausmalung der Kapelle beauftragten Sixtus IV. und sein Nachfolger Julius II. die führenden Maler ihrer Zeit, zunächst Botticelli, Perugino, Ghirlandaio und schließlich Michelangelo. Insbesondere die Fresken Michelangelos, etwa die "Erschaffung Adams" oder das "Jüngste Gericht", zählen heute zu den Meisterwerken der Renaissancekunst. Ulrich Pfisterer schildert in diesem Band anschaulich die Entstehungsgeschichte der Sixtinischen Kapelle und erläutert, worin die Faszination dieses Monuments bis heute liegt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2013Unterm Gericht
Vor dem nächsten Rom-Besuch lohnt der Kauf von Ulrich Pfisterers Büchlein über die Sixtinische Kapelle: Schritt für Schritt erklärt der Autor, der Kunstgeschichte in München lehrt, die Ausgestaltung des berühmten Gotteshauses durch Künstler wie Botticelli, Raffael und Michelangelo. Etwa sechzig Jahre, von den späten 1470ern bis 1541, dauerten die Arbeiten an der Sixtina. Pfisterer unterteilt diese Zeitspanne schlüssig in vier Phasen, die je einen Werkkomplex umfassen. Am Anfang steht der namensgebende Papst Sixtus IV. Er ließ die mittelalterliche Kapelle umbauen und von vier in Florenz aktiven Künstlern ausmalen. Die Seitenwände zieren noch heute die von Sixtus in Auftrag gegebenen Freskenzyklen mit Szenen aus dem Leben Jesu und Mose. Der faszinierende Sternhimmel dagegen - astronomisch auf dem neusten Stand seiner Zeit - musste schon 1508 Michelangelos Deckengestaltung weichen. Dem Medici-Papst Leo X. blieb in der Folge nur noch das untere, noch nicht figürlich gestaltete Wandregister, um der Sixtina seinen Stempel aufzudrücken. 1515 gab er Raffael den Auftrag, zehn Tapisserien mit Ereignissen aus der Vita der Apostel Paulus und Petrus zu entwerfen. Für die vierte und letzte Phase der Ausgestaltung der Kapelle war wiederum Michelangelo zuständig. Von 1536 bis 1541 überzog er die gesamte, rund siebzehn mal dreizehn Meter große Altarwand mit seinem "Jüngsten Gericht", das die "Sehkonventionen der Zeitgenossen" radikal in Frage stellte. Apropos sehen: Nach der Lektüre dieses fundierten Überblicks betrachtet man die Bilderflut der Sixtina tatsächlich mit anderen Augen. (Ulrich Pfisterer: "Die Sixtinische Kapelle". Verlag C. H. Beck, München 2013. 128 S., 8,95 [Euro].)
anko
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vor dem nächsten Rom-Besuch lohnt der Kauf von Ulrich Pfisterers Büchlein über die Sixtinische Kapelle: Schritt für Schritt erklärt der Autor, der Kunstgeschichte in München lehrt, die Ausgestaltung des berühmten Gotteshauses durch Künstler wie Botticelli, Raffael und Michelangelo. Etwa sechzig Jahre, von den späten 1470ern bis 1541, dauerten die Arbeiten an der Sixtina. Pfisterer unterteilt diese Zeitspanne schlüssig in vier Phasen, die je einen Werkkomplex umfassen. Am Anfang steht der namensgebende Papst Sixtus IV. Er ließ die mittelalterliche Kapelle umbauen und von vier in Florenz aktiven Künstlern ausmalen. Die Seitenwände zieren noch heute die von Sixtus in Auftrag gegebenen Freskenzyklen mit Szenen aus dem Leben Jesu und Mose. Der faszinierende Sternhimmel dagegen - astronomisch auf dem neusten Stand seiner Zeit - musste schon 1508 Michelangelos Deckengestaltung weichen. Dem Medici-Papst Leo X. blieb in der Folge nur noch das untere, noch nicht figürlich gestaltete Wandregister, um der Sixtina seinen Stempel aufzudrücken. 1515 gab er Raffael den Auftrag, zehn Tapisserien mit Ereignissen aus der Vita der Apostel Paulus und Petrus zu entwerfen. Für die vierte und letzte Phase der Ausgestaltung der Kapelle war wiederum Michelangelo zuständig. Von 1536 bis 1541 überzog er die gesamte, rund siebzehn mal dreizehn Meter große Altarwand mit seinem "Jüngsten Gericht", das die "Sehkonventionen der Zeitgenossen" radikal in Frage stellte. Apropos sehen: Nach der Lektüre dieses fundierten Überblicks betrachtet man die Bilderflut der Sixtina tatsächlich mit anderen Augen. (Ulrich Pfisterer: "Die Sixtinische Kapelle". Verlag C. H. Beck, München 2013. 128 S., 8,95 [Euro].)
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