In Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra ist die Sonne der Inbegriff des Guten. Für Peter Sloterdijk, der die bisherige Metaphysik in Frage stellt, ist diese Weltsicht einseitig. Sein philosophischer Entwurf zielt darauf, die Doppelpoligkeit alles Bestehenden und ein Denken jenseits der einfachen Alternative von wahr und falsch zu entfalten. In welcher Weise dieser Grundgedanke sein Werk prägt, erläutert Sloterdijk detailliert, präzise und ironisch zugleich in sechs großen Wechselreden mit Hans-Jürgen Heinrichs.1983 trat der "philosophische Schriftsteller" Sloterdijk mit der zweibändigen Kritik der zynischen Vernunft hervor. Die Kernthese des Buches kristallisiert sich in dem Satz: "Kein Wille zur Macht erträgt die Ironie des Willens, auch diese Macht zu überleben." Seitdem hat Peter Sloterdijk Untersuchungen zu so unterschiedlichen Themen wie Europa und Eurotaoismus, Nietzsche und Heidegger, Psychologie und Politik veröffentlicht. Von seinem neuen großen Projekt, den auf dre i Bänden angelegten Sphären, sind bisher die beiden ersten, Blasen und Globen, erschienen. In seinen Gesprächen legt Sloterdijk den roten Faden frei, der sein Werk durchzieht, erläutert die existentiellen und philosophischen Beweggründe seiner Entdeckungsreisen und erklärt die wichtigsten Thesen seiner Bücher. Somit erlaubt dieses Buch nicht nur eine genaue Verfolgung der Sloterdijkschen Denkbewegung, sondern bietet auch die Möglichkeit einer ersten kompakten Orientierung in seinem Gesamtwerk.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mit dem Zählen bis drei sei Sloterdijk schon recht weit gekommen, schreibt Reinhard Kahl in seiner Kritik des vorliegenden Buchs, und man möchte es ihm unbesehen glauben, wenn man hört, dass die beiden Bände von Sloterdijks "Sphärenprojekt" - die "Blasen" und die "Globen" - bereits 1700 Seiten umfassen und dass weitere Bände in Planung sind. Warum ein solcher Aufwand nötig ist, um bis drei zu zählen, versucht Kahl in seiner Kritik deutlich zu machen: Sloterdijk versuche im Gespräch mit Hans-Jürgen Heinrichs an den Philosophen Gotthard Günther anzuknüpfen, der versucht habe, die "zweiwertige aristotelische Logik", das Entweder-Oder des abendländischen Denkens, durch das Denken eines Dritten, aber auch eines "Zwischen", das sich in der Spannung zweier Pole befinde, zu übersteigen. Kahl lobt die Offenheit dieses Gesprächsbands, verzeichnet mit Wohlwollen Sloterdijks Annäherung an Niklas Luhmann und seine Gegenposition zu Jürgen Habermas. Er weist auch darauf hin, dass der Band in einem Kapitel den Skandal um Sloterdijks Elmauer "Menschenparkrede" von 1999 aufarbeitet. Und manche Passagen des Buchs empfiehlt der Rezensent gar für künftige Deutschlehrbücher.
© Perlentaucher Medien GmbH
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