Welche Rolle spielten Schule, Familie und andere normative Instanzen in der Sozialisation der Befragten während ihres Minderjährigkeitsalters? Welche Entwicklungen lassen sich im Vergleich zur Generation ihrer Eltern in der Wahrnehmung der Befragten hinsichtlich der Geschlechterverhältnisse in Benin feststellen und wie passen sie ihre Sozialisationsmethoden daran an? Dies sind die Fragen, die die vorliegende Untersuchung auf der Grundlage eines hypothetisch-induktiven Ansatzes zu beantworten versucht. Bei den Befragten handelt es sich um achtzehn beninische Grundschulinspektoren im Alter von 38 bis 53 Jahren. In zeitlicher Hinsicht sind zwei Zeiträume zu unterscheiden: Von Mitte 1960 bis Ende 1980 wurden Mädchen kaum eingeschult, ihnen wurde eher eine reproduktive Funktion zugewiesen; von 1990 bis 2016 wurden Mädchen dank der Mobilisierung internationaler und nationaler Akteure und der eingeführten öffentlichen Politik zwar massiv eingeschult. Dennoch zeigt sich, dass sich die Mentalität der großen Mehrheit der Beniner in Bezug auf die reproduktive Rolle der Frau nicht geändert hat. Dies hat zur Folge, dass junge Mädchen weiterhin einer sexuellen Regulierung und damit einhergehend zahlreichen Entrechtungen unterworfen sind.