Schauplatz der Spatzen vom Nil ist - wie in Ibrahim Aslans berühmtem Roman "Der Ibis" - das lebendige Kairoer Stadtviertel Imbâba. Mit liebevollem Blick und burleskem Humor, der oft ins Tragische kippt, erzählt Aslan die Geschichte einer vom Land in die Metropole übergesiedelten Grossfamilie.Das mysteriöse Verschwinden der Grossmutter Hânem konfrontiert Abdallâh mit leidigen Familienverpflichtungen: Als ältester Enkel ist es seine Aufgabe, die schrullige alte Dame im Dorf ihrer Herkunft zu suchen. Und hätte er sich nicht schon seit Jahren um das verlorene Landrecht, an das so viel Hoffnung und Nostalgie der ganzen Familie geknüpft ist, kümmern sollen? Abdallâh macht sich auf die Reise - diese führt ihn allerdings nicht aus Kairo heraus, sondern auf eine gedankliche Wanderung in die Vergangenheit rund um die komplexen Beziehungsgeflechte seiner Familie.In den witzigen und raffiniert verschachtelten Episoden wird deutlich, dass nicht die grossen Ereignisse, sondern die kleinen Alltagsabsurditäten die Menschen und ihre Lebenssituation bestimmen. Mit einem Auge für skurrile Details entwirft Ibrahim Aslan das bunte Panoptikum einer Familie, die sich in der Grossstadt zurechtfinden muss.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
"Die Spatzen vom Nil" sei ein kleiner Roman, meint Stefan Weidner, der Großes leiste: er erzählt auf beiläufige Weise vom Leben in einer kleinen Gasse im Kairoer Stadtteil Imbaba. Sein Verfasser, der ägyptische Schriftsteller Ibrahim Aslan, wisse sich zurückzunehmen, schreibt Weidner angetan, zugunsten seiner Chronistenfunktion, zugunsten seiner Charaktere und Figuren, die alle über eine "hochgradig selektive" Wahrnehmung verfügten. Zeitlich ist der Roman in der Zeit der Regentschaft Nassers angesiedelt, spielt also zwischen 1952 und 1970, berichtet der Rezensent und bemerkt, dass Aslans beiläufiger Stil nicht viel über die konkreten zeithistorischen Hintergründe verrät. Dem entspreche auch die Aufhebung des linearen Erzählprinzips, wie es die westliche Literatur verwende. Weidner findet den traditionellen Mikrokosmos einer ägyptischen Gasse und ihrer Bewohner, in deren Mittelpunkt sich die Großmutter als heimliche Erzählerin und Drahtzieherin befindet, in einem "großen, nicht weiter unterteilten Erzähl-Raum" denn auch am besten aufgehoben. Für Aslans dialoghaltige Passagen, die teilweise im Dialekt verfasst sind, habe die Übersetzerin Doris Kilias einen ausgezeichneten Mittelweg gefunden, den Dialekt anzudeuten, ohne ihn plump nachzuahmen, lobt Weidner die insgesamt "vortreffliche Übertragung" aus dem Arabischen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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