Anna Louise Karsch (1722-1791) war die erste Frau in Deutschland, die sich ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdienen konnte, und zu ihrer Zeit wohl die berühmteste Dichterin war. Die Wirtstochter Anna Dürbach, geboren in dem schlesischen Flecken Hammer, hatte sich trotz häuslicher Armut
beständig weitergebildet. Ihre Gelegenheitsgedichte adressierte sie an viele Empfängerinnen und Empfängern,…mehrAnna Louise Karsch (1722-1791) war die erste Frau in Deutschland, die sich ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdienen konnte, und zu ihrer Zeit wohl die berühmteste Dichterin war. Die Wirtstochter Anna Dürbach, geboren in dem schlesischen Flecken Hammer, hatte sich trotz häuslicher Armut beständig weitergebildet. Ihre Gelegenheitsgedichte adressierte sie an viele Empfängerinnen und Empfängern, von einfachen Leuten hin zu bedeutenden Persönlichkeiten.
1761 kam „die Karschin“, wie sie meist genannt wurde, mit ihrer zehnjährigen Tochter Caroline Luise nach Berlin, wo man ihr poetisches Naturtalent und ihre Improvisationsgabe bewunderte. Dank ihrer Förderer wie Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn, Johann Gottfried Herder oder Daniel Chodowiecki gelang ihr hier der endgültige literarische Durchbruch.
In der Neuerscheinung (Heft 71) der Frankfurter Buntbücher beleuchtet die Schriftstellerin und Journalistin Annett Gröschner die bewegenden Jahre der Karsch in Berlin. Hier wurde sie vom „schlesischen Cowgirl zur Liedermacherin Preußens“. Kurz nach ihrer Ankunft in Berlin unternahm sie Spaziergänge, die sie in Gedichten in dem Zyklus „Die Spazier-Gaenge von Berlin“ literarisch festhielt. Der Zyklus machte sie so berühmt, dass selbst der Dichterfürst Goethe sie in Berlin besuchte. Die „Karschin“ mit ihren poetischen Regelverstößen fand er weitaus interessanter als die Ergüsse von „Verspedanten“. Trotz ihrer Berühmtheit musste Karsch lange um ein eigenes Haus in Berlin kämpfen. Erst 1787 bekam sie ein Haus am Hackeschen Markt mit „drey Stokwerk in der Höhe“ von Friedrich Wilhelm II. geschenkt. Annett Gröschner beschreibt detailliert diesen Kampf und was aus dem schwer erkämpften Haus wurde.
Ergänzt werden die interessanten Informationen zur „Karschin“ und zur Berliner Geschich-te des 18. Jahrhunderts durch zahlreiche historische Abbildungen. Fazit: das neue Heft der Frankfurter Buntbücher versucht, das in Vergessenheit Geratene wieder gegenwärtig zu machen.