Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: vom Mädchen Margarethe Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin Mata Hari, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so gleichsam zu einer der ersten Feministinnen wurde. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich - erotisch wie politisch - auf ein gefährliches Doppelspiel ein.
buecher-magazin.deDie Tänzerin Mata Hari muss eine willensstarke Persönlichkeit gewesen sein: Ohne Ausbildung erarbeitete sie sich in den Metropolen Europas eine Karriere, garnierte ihr märchenhaftes Image mit Erfundenem, pflegte intime Kontakte zu Politikern und Diplomaten während des Ersten Weltkrieges, was ihr einen frühen Tod bescherte. Paulo Coelho beschreibt das Leben der berühmten Spionin, angelehnt an wahre Begebenheiten. Gleich zu Beginn steht die inzwischen 41-jährige wegen Spionage zum Tode Verurteilte vor dem Erschießungskommando im Frauengefängnis Saint-Lazare in Paris. Während ihrer Gefangenschaft hatte sie einen Brief an ihre Tochter verfasst. Coelho entwirft eine Fiktion dieses Briefes, lässt darin ihr Leben Revue passieren und legt Mata Hari, die mit bürgerlichem Namen Margaretha Zelle hieß, einige seiner berühmten Lebensweisheiten in den Mund. Er zeichnet das Bild einer Frau, die aufgrund erlittener Vergewaltigungen früh den Glauben an die Liebe verloren hat und Zuflucht im exotischen Tanz sucht, auf der Jagd nach Ruhm und Geld. Das ist nicht unbedingt sympathisch, aber es wird deutlich, dass diese Frau in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus war, weil sie ungebunden und selbstbestimmt leben wollte, künstlerisch Neues wagte und freizügig ihren Körper zelebrierte.
© BÜCHERmagazin, Nicole Trötzer
© BÜCHERmagazin, Nicole Trötzer
»Coelho berührt mit seiner einfachen, schnörkellosen Sprache, die ungeheuer fesseln und begeistern kann, Menschen in ihrem Innersten.«