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Amerikas Krieg gegen den Terror und der Heilige Krieg der Dschihadisten: Das sind die beiden Pole, in denen sich der große Konflikt unserer Zeit spiegelt. Gilles Kepels brillante Analyse zeigt, wie wir ihn entschärfen und zu einer friedlichen Lösung gelangen können.
Deutsche Soldaten sterben in Afghanistan, weil sie dort, so heißt es, unsere Freiheit verteidigen. Aber der islamistische Terror flaut nicht ab, im Gegenteil. Diese Spirale des Terrors können gerade wir in Europa umkehren, sagt Gilles Kepel, der wohl renommierteste Kenner der arabischen Welt. Wir müssen weg von der rein…mehr

Produktbeschreibung
Amerikas Krieg gegen den Terror und der Heilige Krieg der Dschihadisten: Das sind die beiden Pole, in denen sich der große Konflikt unserer Zeit spiegelt. Gilles Kepels brillante Analyse zeigt, wie wir ihn entschärfen und zu einer friedlichen Lösung gelangen können.
Deutsche Soldaten sterben in Afghanistan, weil sie dort, so heißt es, unsere Freiheit verteidigen. Aber der islamistische Terror flaut nicht ab, im Gegenteil. Diese Spirale des Terrors können gerade wir in Europa umkehren, sagt Gilles Kepel, der wohl renommierteste Kenner der arabischen Welt. Wir müssen weg von der rein militärischen Aktion. Kepel weist den Ausweg aus der Krise: Wenn es gelingt, einen Wohlstandsraum vom Mittelmeer bis zum Golf zu schaffen, werden daraus die Konturen einer neuen Region erwachsen, die allein der richtige Rahmen für den Frieden sein kann. Dafür braucht Europa vor allem eines: politischen Mut.
Autorenporträt
Gilles Kepel, geboren 1955, studierte Soziologie und Arabistik, ist Professor für Politische Studien am Institut d'Etudes Politique in Paris und hatte zahlreiche Gastprofessuren inne. Er gilt als einer der renommiertesten Forscher zum Thema des islamischen Fundamentalismus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2009

Blutiges Scheitern
Der Krieg gegen den Terrorismus und der Märtyrerkult

Der von Präsident Bush nach dem 11. September 2001 ausgerufene "Krieg gegen den Terrorismus" hat seine Ziele nicht erreicht. Der Angriff auf den Irak hat der Ausbreitung des islamistischen Terrorismus sogar geholfen. Auf der anderen Seite hat auch der Märtyrerkult von Al Qaida den Sieg über die Ungläubigen keineswegs näherrücken lassen. Stattdessen ist es zu einem mörderischen Krieg zwischen Muslimen gekommen. Zusammengenommen ergibt sich so das Bild eines allseitigen gigantischen blutigen Scheiterns. Gilles Kepel, Politikprofessor in Paris ohne Scheu vor guten, allgemeinverständlichen und manchmal auch etwas saloppen Formulierungen, untersucht die Gründe dieses doppelten Scheiterns. Das verbindet er mit einigen Lektionen darüber, wie man aus der Sackgasse wieder herauskommen könnte, in welche die Regierungen und Gesellschaften in vielen Ländern, besonders aber im Nahen und Mittleren Osten, durch diese Konfrontation und ihre Folgen gelockt wurden.

Den Rahmen für Kepels Analyse bildet die Gleichsetzung zweier politischer Großziele: des Sieges über den antiwestlich ausgerichteten und sich terroristischer Methoden bedienenden politischen Islam einerseits und des Sieges über das westlich-aufgeklärte und als verderbt und verflucht angesehene, universalistisch auftretende transatlantische Projekt der Moderne. Ob dies eine sinnvolle Gleichsetzung ist, darüber bestehen Zweifel. Mit etlichem rhetorischem Überschuss nennt Kepel diese Ziele "Große Erzählungen", einen Begriff aus der Debatte um die Postmoderne, der hier eher fremd klingt.

Jedoch kann man dem Autor bei seiner resümierenden Darstellung der politischen Fehler, die die Vereinigten Staaten nach den Terroranschlägen 2001 in ihrer Politik gegenüber dem islamistischen Terrorismus gemacht haben, ein großes Stück weit folgen. Die militärischen Einsätze in Afghanistan und später im Irak waren ungenügend geplant. Die politischen Strategien des amerikanischen Präsidenten zeichneten sich durch himmelschreiende politische Naivität aus, die noch dadurch verschlimmert wurde, dass sich seine neokonservativen Berater wie Super-Machiavellisten mit einem Missionierungs-Tick aufführten. Guantánamo und Abu Ghraib lieferten die Geschichten und vor allem die Bilder für unrechtes Tun des Westens und wirkten als politisch-moralische Selbstverletzung großen Stils. Gewonnen hat, schreibt Kepel zu Recht, vor allem Iran, und zwar auf Kosten des Westens und der Araber.

Terrorismus und die Selbstmordattentate kamen als Antwort auf die amerikanische Politik in den Irak. Kurz nach dem militärischen Sieg der Amerikaner und ihrer Verbündeten begann im Irak ein erbitterter innermuslimischer Kampf zwischen den Sunniten und den Schiiten. Der Märtyrertod durch Selbstopferung war ursprünglich eine schiitische Strategie gegen feindliche Kämpfer. Die Sunniten übernahmen sie und machten daraus ein unterschiedslos eingesetztes Kampfmittel. Diese Entwicklung im Irak, aber auch in Afghanistan und anderen muslimischen Ländern wird anschaulich geschildert. Das Aufkommen von muslimischen Fernsehanstalten wie Al Dschazira sowie des Internets hat erheblich dazu beigetragen, Selbstmordattentate mit einer Aura des Erhabenen zu versehen.

Einen Schwerpunkt des Buches bildet die Beschreibung und Analyse islamistischer Texte von Ayman al Zawahiri und Abu Mussab al Suri. Beide haben immer wieder im Internet oder mit Videobotschaften den Lauf der Auseinandersetzungen zwischen den islamischen Fundamentalisten und ihren Gegnern kommentiert und pausenlos neue Kämpfer zu rekrutieren versucht; der etwas ältere Zawahiri eher geschwätzig und selbstgefällig, der jüngere Suri mit militantem Pessimismus. Man bekommt hier einen hervorragenden Einblick in das Selbstverständnis der Dschihadisten, ergänzt durch einen Überblick über die extremistischen muslimischen Milieus in Großbritannien ("Londonistan"), den Niederlanden und Dänemark. Der Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen und um die Regensburger Rede von Benedikt XVI. zeigt, wie leicht sich kulturelle Differenzen und Missverständnisse politisch instrumentalisieren lassen.

Kepel zeichnet ein doch wohl etwas zu positives Bild von der Integrationslage der Muslime in Frankreich. Dies nimmt er zum Ausgangspunkt für sein Plädoyer, den Nahen und Mittleren Osten in den Alten Kontinent Europa mit dem Ziel zu integrieren, dass sich im Süden und Osten des Mittelmeers Unternehmerschichten entwickeln, von denen dann eine wirkliche Demokratisierung ausgehen wird. Diese Große Erzählung ist, fürs Erste, noch viel zu schön, um wahr werden zu können.

WILFRIED VON BREDOW

Gilles Kepel: Die Spirale des Terrors. Der Weg des Islamismus vom 11. September bis in unsere Vorstädte. Aus dem Französischen von Ursel Schäfer. Piper Verlag, München 2009. 359 S., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Instruktiv findet Rezensent Wilfried von Bredow dieses Buch über den islamistischen Terrorismus und den Krieg gegen den Terrorismus, das Gilles Kepel vorgelegt hat. Auch wenn er dessen Gleichsetzung dieser beiden Kriege als zwei politische Großziele ablehnt, scheint ihm die Darstellung der Fehler - von der schlechten Planung der Einsätze im Irak bis hin zu Guantanamo und Abu Ghraib -, die die USA nach dem 11. September gemacht haben, weitgehend plausibel. Zudem schätzt er die anschauliche Schilderung der Entwickelung des Terrors in Ländern wie Irak und Afghanistan. Besonders hebt der Rezensent Kepels Analyse islamistischer Texte von Ayman al Zawahiri und Abu Mussab al Suri hervor, die seines Erachtens einen "hervorragenden Einblick in das Selbstverständnis der Dschihadisten" vermittelt. Außerdem hält er den Überblick über die extremistischen muslimischen Milieus in Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark für aufschlussreich. Kepels Bild von der Integrationslage der Muslime in Frankreich ist in seinen Augen allerdings "zu positiv" ausgefallen.

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