Der altspartanische Dichter Alkman ist für unser Verständnis der Frühgeschichte der griechischen Dialekte und der Entwicklung der griechischen Dichtersprache von entscheidender Bedeutung. Er ist nicht nur der älteste Chorlyriker, von dem beträchtliche Fragmente erhalten sind, sondern auch der einzige Dichter, der sich der lakonischen Mundart bediente. Bisher hat es jedoch noch keine erschöpfende Darstellung des alkmanischen Idioms gegeben. Diese Lücke wird nun mit dem vorliegenden Buch geschlossen, das sich sowohl an Altphilologen als auch an Indogermanisten richtet. Das Werk ist zugleich eine Laut- und Formenlehre der Sprache Alkmans und eine geschichtliche Untersuchung der Herausbildung der Dichtersprache und der Überlieferung des Textes.
Die alkmanische Chorlyrik ist uns auf zwei verschiedene Weisen überliefert: zum einen durch Zitate bei klassischen und hellenistischen Autoren, zum anderen auf Papyrusfragmenten von ziemlich unterschiedlichem Umfang und Zustand. Diese ungünstigen Überlieferungsumstände erfordern die sorgfältige Analyse jedes einzelnen Sprachphänomens, um die betreffende Form genauer bestimmen und ihre sprachwissenschaftliche und philologische Reichweite besser ermessen zu können. Der Autor trägt so dazu bei, die Diskussion zur alkmanischen Sprache bzw. zur griechischen Sprachgeschichte überhaupt auf einer qualifizierteren Grundlage führen zu können. Die Arbeit wird die nicht wenigen Phantomformen, die jeder textlichen Grundlage entbehren, endgültig aus der philologischen und sprachwissenschaftlichen Literatur tilgen.
Darüber hinaus wird ein neues Modell für die Entwicklung der griechischen Dichtersprache vorgestellt. Der Autor argumentiert gegen eine unkritische Rückprojektion der hellenistischen Schreibformen auf den archaischen Urtext und arbeitet stattdessen mit einer Unterscheidung zwischen einer von der Aufführung bedingten Oberflächenstruktur und einer kontextunabhängigen Tiefenstruktur. Mit diesem heuristischen Schnitt gelingt es dem Autor, eine grundsätzliche Übereinstimmung der Sprache Alkmans mit der anderer Dichter, v. a. Homers, festzustellen. Die hier vertretene These, dass die Chorlieder Alkmans weitgehend erst in der hellenistischen Zeit schriftlich fixiert worden seien, wird ohne Zweifel als kontrovers gelten. Nichtsdestoweniger wird die These, die für die übrigen Ergebnisse der Arbeit nicht entscheidend ist, einen wesentlichen Beitrag zur andauernden Diskussion der Mündlichkeit der frühgriechischen Dichtung liefern.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die alkmanische Chorlyrik ist uns auf zwei verschiedene Weisen überliefert: zum einen durch Zitate bei klassischen und hellenistischen Autoren, zum anderen auf Papyrusfragmenten von ziemlich unterschiedlichem Umfang und Zustand. Diese ungünstigen Überlieferungsumstände erfordern die sorgfältige Analyse jedes einzelnen Sprachphänomens, um die betreffende Form genauer bestimmen und ihre sprachwissenschaftliche und philologische Reichweite besser ermessen zu können. Der Autor trägt so dazu bei, die Diskussion zur alkmanischen Sprache bzw. zur griechischen Sprachgeschichte überhaupt auf einer qualifizierteren Grundlage führen zu können. Die Arbeit wird die nicht wenigen Phantomformen, die jeder textlichen Grundlage entbehren, endgültig aus der philologischen und sprachwissenschaftlichen Literatur tilgen.
Darüber hinaus wird ein neues Modell für die Entwicklung der griechischen Dichtersprache vorgestellt. Der Autor argumentiert gegen eine unkritische Rückprojektion der hellenistischen Schreibformen auf den archaischen Urtext und arbeitet stattdessen mit einer Unterscheidung zwischen einer von der Aufführung bedingten Oberflächenstruktur und einer kontextunabhängigen Tiefenstruktur. Mit diesem heuristischen Schnitt gelingt es dem Autor, eine grundsätzliche Übereinstimmung der Sprache Alkmans mit der anderer Dichter, v. a. Homers, festzustellen. Die hier vertretene These, dass die Chorlieder Alkmans weitgehend erst in der hellenistischen Zeit schriftlich fixiert worden seien, wird ohne Zweifel als kontrovers gelten. Nichtsdestoweniger wird die These, die für die übrigen Ergebnisse der Arbeit nicht entscheidend ist, einen wesentlichen Beitrag zur andauernden Diskussion der Mündlichkeit der frühgriechischen Dichtung liefern.
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"George Hinge hat mit seiner Monographie "Die Sprache Alkmans: Textgeschichte und Sprachgeschichte" ein Werk von großer Gelehrsamkeit geschaffen. Es ist die "durchgreifend überarbeitete Fassung" seiner im Jahr 2001 an der Universität Arhus eingereichten Doktorarbeit (...). Nach Denys L. Pages ein halbes Jahrhundert zuvor publizierter Textedition samt Interpretation und Kommentar zum Dialekt Alkmans (...) war eine solche Monographie ein Desiderat.
(...) Wer also von dem Buch endlich die unglaubliche Entdeckung erwartet, daß die Sprache Alkmans ein erratischer Block in der Dialektlandschaft Griechenlands sei, wird erneut enttäuscht sein, wer aber bis ins - gräzistische sowie indogermanistische - Detail erfahren möchte, warum es sich nicht so verhält, wird George Hinges Studien immer wieder gern zur Hand nehmen."
Matthias Fritz
In: Gnomon. 84 (2012) Heft 4. S. 360-361.
(...) Wer also von dem Buch endlich die unglaubliche Entdeckung erwartet, daß die Sprache Alkmans ein erratischer Block in der Dialektlandschaft Griechenlands sei, wird erneut enttäuscht sein, wer aber bis ins - gräzistische sowie indogermanistische - Detail erfahren möchte, warum es sich nicht so verhält, wird George Hinges Studien immer wieder gern zur Hand nehmen."
Matthias Fritz
In: Gnomon. 84 (2012) Heft 4. S. 360-361.