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Mit 14 Jahren veröffentlichte Mario Vargas Llosa seinen ersten Artikel, und seitdem ist er als Redakteur, Reporter und Kolumnist dem Journalismus verbunden geblieben. Zu ihm bekennt er sich als dem »treuen Schatten« seiner schriftstellerischen Arbeit - ein glanzvoller Schatten, nach diesem Buch zu urteilen. Eindringlich zeigen die Texte, die er zwischen 1992 und 2000 für El País geschrieben hat, das Interesse und Engagement des weltberühmten Romanciers für bedeutende und beunruhigende, doch auch für amüsante und skurrile Zeitereignisse: vom Karneval in Rio bis zur Intifada in Hebron, Probleme…mehr

Produktbeschreibung
Mit 14 Jahren veröffentlichte Mario Vargas Llosa seinen ersten Artikel, und seitdem ist er als Redakteur, Reporter und Kolumnist dem Journalismus verbunden geblieben. Zu ihm bekennt er sich als dem »treuen Schatten« seiner schriftstellerischen Arbeit - ein glanzvoller Schatten, nach diesem Buch zu urteilen.
Eindringlich zeigen die Texte, die er zwischen 1992 und 2000 für El País geschrieben hat, das Interesse und Engagement des weltberühmten Romanciers für bedeutende und beunruhigende, doch auch für amüsante und skurrile Zeitereignisse: vom Karneval in Rio bis zur Intifada in Hebron, Probleme der Dritten und der Ersten Welt, die Debatte über Sterbehilfe und der Selbstmord der venezolanischen Nation, das elisabethanische Theater oder die Malerei der Impressionisten, die französische Hochkultur ebenso wie eine herzergreifende englische Trivialautorin ...
Im Vorwort erklärt Vargas Llosa: »Als Titel benutze ich die überschrift meiner kleinen Laudatio auf Octavio Paz - doch nicht deshalb, weil ich diese Texte in einer leidenschaftlich kämpferischen Haltung geschrieben hätte. Tatsächlich versuche ich immer, so leidenschaftslos wie möglich zu schreiben, denn ich weiß ja, daß ein hitziges Temperament, klare Ideen und eine gute Prosa unvereinbar sind, wenn mir solche Nonchalance auch nicht immer gelingt. Jedenfalls ist den Artikeln die Leidenschaft nicht fremd, gehe ich nach den heftigen Erwiderungen, die sie bei den unterschiedlichsten Leuten hervorgerufen haben. Solche Reaktionen zeigen, denke ich, die Unabhängigkeit und Freiheit, mit der ich derartige Texte schreibe.«
Autorenporträt
Mario Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, studierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien. Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkünstler und Das böse Mädchen.
Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford. 1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur. 2021 wurde er in die Académie Française aufgenommen. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.

Ulrich Kunzmann, geboren 1943, studierte Romanistik und arbeitete zunächst 20 Jahre lang als Dramaturg. Seit 1969 übersetzt er literarische Texte und Sachbücher aus dem Spanischen, Französischen und Portugiesischen ins Deutsche. Er starb am 13. September 2023 im Alter von 79 Jahren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2003

Neue Türme zu Babel
Der Mentor spricht: Artikel und Essays von Mario Vargas Llosa

Mario Vargas Llosa hat neben seinen rund zwanzig Romanen regelmäßig Aufsätze und kurze Essays in Zeitungen veröffentlicht. Seine in den drei Bänden unter dem Titel "Contra viento y marea" (Gegen Wind und Wetter) gesammelten Artikel hatten, vor allem in Lateinamerika, beachtlichen Einfluß. Als der Schriftsteller dann 1990 für die Präsidentschaft Perus kandidierte und den ersten Wahlgang gewann, war er längst zu einer über die spanischsprachigen Länder hinaus bekannten politischen Figur geworden. Die vierzehntägigen Artikel von Vargas Llosa in der Madrider Tageszeitung "El País" werden in zahlreichen hispanoamerikanischen Ländern nachgedruckt, Übersetzungen auch in großen europäischen Zeitungen. Eine Auswahl dieser Aufsätze ist vor zwei Jahren unter dem Titel "El lenguaje de la pasión" auf spanisch erschienen und liegt jetzt in deutscher Übersetzung vor. Die deutsche Ausgabe respektiert die vom Autor selbst getroffene Auswahl seiner Texte aus den Jahren zwischen 1992 und 2000. Man hätte darunter gern seinen schönen Essay über Berlin, "Ein neuer Turm zu Babel", gesehen, auch einige aufschlußreiche Aufsätze zu politischen Fragen Südamerikas, jene etwa über Chile und Peru. Vielleicht werden diese in einen zweiten Band aufgenommen.

Mario Vargas Llosa hatte für das spanische Original Aufsätze über grundsätzliche Themen der Politik, über Kunst und Literatur bevorzugt, wohl in der Annahme, diese würden leichter die Zeiten ihrer aktuellen Anlässe überdauern. Das muß nicht immer so sein, wie der damals für die spanischsprachige Welt sicher sehr informative, inzwischen aber doch überholte Aufsatz zum Kruzifixstreit in bayerischen Schulen zeigt. Manche Texte gehen von der Lektüre eines Buches aus, beginnen wie eine Rezension und werden dann mit Erlebnissen und Reflexionen des Autors angereichert oder, wie in dem Text über Leben und Leiden Frida Kahlos, mit unangenehmen, manchmal auch abstoßenden Details ausgemalt.

Im Beitrag "Der Tod des großen Schriftstellers" beschäftigt sich Vargas Llosa mit seiner eigenen Rolle. Obwohl er die Meinung vertritt, daß es die Figur des "geistigen Mentors", wie sie einst Voltaire, Zola, Gide oder Sartre für ihre Zeitgenossen verkörperten, in unserer Gesellschaft nicht mehr geben kann, wird ihm selbst von vielen seiner Leser, vor allem in den iberoamerikanischen Ländern, diese Rolle, die auch die Funktion eines öffentlichen Gewissens beinhaltet, zugesprochen. Ähnlich wie im Fall des mexikanischen Dichters Octavio Paz werden die Ideen und Stellungnahmen von Vargas Llosa von zahlreichen Menschen übernommen, sogar seine Lebensgewohnheiten und Gesten dienen manchen noch als Verhaltensmuster. Wenn es eine öffentliche Persönlichkeit mit kontinuierlichem Einfluß auf Politiker, Intellektuelle ebenso wie auf einfache Leser in den spanischsprachigen Teilen der Welt - und wahrscheinlich nicht nur in diesen - gibt, dann ist es Vargas Llosa. Zumindest werden dessen gewöhnlich sehr klarsichtige, manchmal auch einseitige Aussagen und Urteile mehr als die eines jeden anderen zitiert. Vargas Llosa trägt seine eigenen Meinungen in einer häufig brillanten, stets eingängigen Sprache vor. Sein engagierter Ton erinnert oftmals an die Zeit, in der er sich als Politiker bemühte, die peruanische Bevölkerung zu überzeugen. In ihrer Argumentation behalten seine Essays allerdings immer eine rationale Durchsichtigkeit.

Besonders gut gelingen Vargas Llosa die porträtierenden Aufsätze, etwa über Octavio Paz, Nelson Mandela oder die als Mumie gefundene "Schöne Juanita", eine in der Inkazeit als junges Mädchen geopferte Indianerin. In "Italien ist nicht Bolivien" hält Mario Vargas Llosa eine höchst berechtigte Verteidigungsrede für die südamerikanischen Länder gegen die Beleidigungen durch den Pressesprecher des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi. Das korrupte Italien habe keinerlei Recht, auf das neue demokratische Bolivien herabzuschauen. Im Eifer des Gefechts unterlaufen Vargas Llosa jedoch einige Irrtümer: Paz Estenssoro wurde 1985 nicht zum zweiten, sondern zum vierten Mal zum Präsidenten Boliviens gewählt; sein alter Kampfgefährte Siles Zuazo war auch kein "kläglicher Demagoge", und Paz Estenssoro wiederum verbrachte seine letzten Lebensjahre keineswegs in "tiefster Armut". Víctor Paz Estenssoro galt nicht als korrupt, verfügte aber dennoch im hohen Alter über ausreichende Mittel. Er starb im Juni vorigen Jahres und hinterließ ein Erbe, das nicht so gering sein kann, sonst würden sich sein Sohn Ramiro und seine Tochter Moira jetzt nicht so heftig darum streiten.

Von Berlin aus erinnert sich Mario Vargas Llosa im Jahre 1992 an seine zahlreichen schon verstorbenen Jugendfreunde unter den Literaten und Künstlern aus Barcelona. Bei den bewegenden Worten über den Lyriker und Philosophen Gabriel Ferrater unterläuft dem erfahrenen Übersetzer Ulrich Kunzmann ein überraschender Fehler. Eine "Bar del Colón", eine "Bar des Kolumbus", in der Ferrater sich zu Tode getrunken haben soll, kann es schon aus grammatischen Gründen nicht geben; gemeint ist natürlich die Bar des Colón, die des berühmten Hotels Colón gegenüber der Kathedrale.

WALTER HAUBRICH

Mario Vargas Llosa: "Die Sprache der Leidenschaft". Aus dem Spanischen übersetzt von Ulrich Kunzmann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 308 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Hier gibt's vom großen peruanischen Romancier zur Abwechslung mal Essays, oder genauer "Kommentare, Plädoyers, Rezensionen" und was der journalistischen Kleinformen mehr sind. Verfasst hat Vargas Llosa die Texte zwischen 1992 und 2000, erschienen sind sie zunächst in der Madrider Zeitung El Pais. Es geht in den Aufsätzen, wie könnte es anders sein, einerseits vor allem um Schriftsteller und Künstler - von V.S. Naipaul bis Frida Kahlo, von Claude Monet bis Octavio Paz -, zum anderen aber auch um die politischen Überzeugungen des Autors. Die politischen Interventionen sind stets im Geiste des Liberalismus gehalten, was zum einen heißt, dass es mit Feuereifer gegen Fidel Castro geht, dazu gehören aber auch die für den Geschmack des Rezensenten Eberhard Falcke allzu häufig vorgetragenen und von keinem Zweifel angekränkelten Plädoyers für radikalen Marktliberalismus. Diese Minuspunkte aber gleicht Vargas Llosa, da ist Falcke ganz eindeutig, allemal mit seinen Schriften über Menschen wieder aus. Und überhaupt gilt für alle der versammelten Texte, dass sie rettend "überglänzt" sind "vom Geist und Gestus des Essayistischen".

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