Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1, Universität Wien (Inst. für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Übung Sprachwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Sprechakt ist eine sprachliche Handlung, bestehend aus Lokution, Illokution und Perlokution. Die Bedeutung sprachlicher Zeichen basiert auf physisch, kulturell, psychisch und weltanschaulich bedingter Erfahrung. Trotzdem wurde in Vergangenheit und Gegenwart kulturell bedingtes Alltagswissen von Immigranten ignoriert und ein fiktives Ideal-Alltagswissen auch für diese als gültig angenommen. Zu wünschen wäre, dass die verschiedenen Alltagswissen einander durchdringen und gegenseitig bereichern, anstatt durch eine einseitige Verschiebung teils ausgelöscht zu werden. Meine Kritik an der Sprechakttheorie richtet sich gegen die von Austin aufgestellten Gelingensbedingungen. Wird etwa die Durchführbarkeit einer an sich gelungenen Lokution, zu der es eine gelungene Perlokution gibt, aufgrund verschiedener außersprachlicher Umstände unmöglich, kann man doch nicht behaupten, der Sprechakt sei nicht gelungen. Man würde nämlich materielle Bewertungskriterien für die Beurteilung immaterieller Phänomene, wie es sprachliche Äußerungen sind, heranziehen, was eine logische Inkonsequenz wäre, insofern als die Sprechakttheorie eine sprecherbezogene und sprachbezogene Betrachtungsweise darstellt. Somit kann auch der perlokutionäre Effekt nur insofern bewertet werden, als dieser Effekt durch die Sprecherintention und die sprachliche Äußerung selbst bewirkt wird. Auf gewisse außersprachliche Umstände, die womöglich zeitverschoben eintreten, hat der Sprechakt selbst jedoch keinen Einfluss, daher kann ihm auch nicht das Gelungensein abgesprochen werden. In der Realität stehen einander immer wieder mindestens zwei Sprechakte gegenüber. Doch jeder Sprechakt muss für sich alleine beurteilt werden. Man kann das Gelingen des einen nicht als Misslingen des anderen interpretieren, da man hiemit eine qualitative Bewertung durchführen würde, wohingegen eine rein quantitative Bewertung zulässig wäre. Als Beispiel habe ich eine unblutige Operation durch einen Hexer herangezogen. Die Lokution und Illokution des Hexers führt zur Perlokution, die Operation wird aufgrund eines Sprechaktes durchgeführt. Nehmen wir an, der gewünschte Erfolg bleibt aus, der Kranke verstirbt. Die logische Erklärung ist: Ein anderer Hexer, der in diesem Fall stärker war, hat den Tod des Kranken gewünscht. Zwei Kräfte haben einander entgegen gewirkt. Der perlokutionäre Effekt muss also als Resultat der Überlagerung mehrerer Sprechakte gesehen werden, die sich gegenseitig verstärken oder aber aufheben können.
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