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Wie so oft ist es Eichendorff, der mit seiner Bilderformel das romantische Klischee festzunageln scheint: 'Stadtluft erdrückt': die große Stadt ist zu eng, das klaustrophobische Erlebnis der Menge wird bedrohlich in ihr erfahrbar. Die Gegenwelt zur bedrohlichen Stadt löst sich auf in Kleinstädte, in idyllische, dämonische und bukolische Landschaften. Poetisches Zentrum dieser Gegenwelt ist der Wald, statt Gedränge der Menge findet sich hier "grüne Abgeschiedenheit" und einsame Versenkung in den Urgrund der Poesie. Von den Anfängen der Romantik an stoßen die alten Topoi von "Stadt" und "Land"…mehr

Produktbeschreibung
Wie so oft ist es Eichendorff, der mit seiner Bilderformel das romantische Klischee festzunageln scheint: 'Stadtluft erdrückt': die große Stadt ist zu eng, das klaustrophobische Erlebnis der Menge wird bedrohlich in ihr erfahrbar. Die Gegenwelt zur bedrohlichen Stadt löst sich auf in Kleinstädte, in idyllische, dämonische und bukolische Landschaften. Poetisches Zentrum dieser Gegenwelt ist der Wald, statt Gedränge der Menge findet sich hier "grüne Abgeschiedenheit" und einsame Versenkung in den Urgrund der Poesie. Von den Anfängen der Romantik an stoßen die alten Topoi von "Stadt" und "Land" auf eine neue, im emphatischen Sinne "moderne" Wirklichkeit der Städte. Diese neue Wirklichkeit verändert die Bedeutungen der Topoi, wie in den dreizehn Beiträgen des Bandes gezeigt wird. Die Phänomene der Modernisierung gelten mit zunehmender Intensität für das ganze 19. und das 20. Jahrhundert und machen die Großstädte zu "Laboratorien der Moderne". Bemerkenswert ist eine Beschleunigung der Textzirkulation, eine Verdichtung der literarischen Kommunikation: die individuellen Partikularismen werden immer schneller in ein expandierendes romantisches "Textuniversum" eingeflochten. Deutlich wird in den Beiträgen, daß Romantik, Romantik der Stadt und in der Stadt, europäische Themen sind, und dies gilt nicht nur für die allgemeine wechselseitige Abhängigkeit der Stadtbilder, der Leitbildfunktion von Rom, Paris und London, sondern auch für die Kleinstadt-Romantik in Deutschland. Die romantischen Stadttexte bilden ein intertextuelles Geflecht, deren Vermittlungsbahnen so schwer zu rekonstruieren sind, wie die zunehmende Verkehrsdichte zwischen den Städten im Einzelnen nachvollziehbar ist. Festzuhalten ist, daß die romantische Stadt in die Geschichte der modernen Stadt gehört.

Inhalt:
Aleida Assmann: Die Stadt zwischen Erlebnisraum und Alptraum. Thomas De Quinceys Streifzüge durch London - Jens Bisky: "... in einem unendlichen Bau an der Stadt Gottes auf Erden". Boisserées Domwerk im Kontext romantischer Architekturtheorie - Heinz Brüggemann: Luftbilder eines kleinstädtischen Jahrhunderts. Ekstase und imaginäre Topographie in Jean Paul Des Luftschiffers Gianozzo Seebuch - Ute Frevert: Stadtwahrnehmungen romantischer Intellektueller in Deutschland - Gerhart von Graevenitz: Einleitung - Volker Klotz: Die unheilige Jungfrau von Toledo. Stadt versus Statue versus Stadt in Bécquers Novelle La ajorca de oro (Der goldne Armreif) - Gustav Kühnel: Die Romantisierung Jerusalems und des Heiligen Landes in der europäischen Kunst - Renate Lachmann: Stadt als Phantasma. Gogols Petersburg- und Romentwürfe - Ulrike Landfester: Um die Ecke gebrochen. Kunst, Kriminalliteratur und Großstadttopographie in E.T.A. Hoffmanns Erzählung Das Fräulein von Scuderi - Patricia Oster: George Sand, une 'Paysanne de Paris'. Stadterfahrung zwischen Idylle und Moderne - Dagmar Ottmann: Zusammenfassung der Podiumsdiskussion - Tilo Schabert: Die Stadt der Politik. Ein Diskussionsbeitrag - Rudolf Schlögl: Romantische Frömmigkeit der katholischen Stadtbürger - Karlheinz Stierle: Progressive Universalpoesie und progressive Universalstadt. Friedrich Schegel und Victor Hugo - Clemens Zimmermann: Raum in Bewegung - Bewegung im Raum. Beispiele aus London, Paris und Hamburg

Autorenporträt
Prof. Dr. Clemens Zimmermann lehrt an der Universität des Saarlandes.

Rudolf Schlögl ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Konstanz.

Gerhard von Graevenitz ist Prof. für Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz.