Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 3+, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Erasmus von Rotterdam - Briefe und Schriften, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Aufgabe in dieser Arbeit besteht darin, die Stellung des Erasmus von Rotterdam, geboren zwischen 1466 und 1469, gestorben 1536, zu Martin Luther (1483-1546) und der Reformation darzulegen. Als bedeutendster Repräsentant des europäischen Humanismus und eine der höchsten Instanzen in Glaubensfragen, ist Erasmus von Rotterdam in der Reformationsfrage lange Zeit eine wichtige Autorität für beide Seiten. Deswegen haben sowohl Reformer als auch diejenigen, die der römischen Kirche und Ordnung treu geblieben sind, sich um seine Gunst bemüht und versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Die Stellung des Erasmus von Rotterdam zu Luther und der Reformation ist in der wissenschaftlichen Forschung bereits oft thematisiert worden. Die Einschätzung seiner Rolle, die er dabei gespielt hat, ist dabei sehr verschieden ausgefallen. Ein Grund dafür ist die Herangehensweise vieler Wissenschaftler aus einer theologischen Perspektive, die von der jeweiligen Konfession beeinflusst ist und eine objektive Analyse erschwert. Die Beeinflussung durch die jeweilige Konfession wird in Heinz Holeceks Essay Erasmische Reform und Reformation deutlich, wenn er schreibt, dass die Katholiken Erasmus vorwerfen, er habe "das Ei gelegt, welches Luther ausbrütete", während die Protestanten, "die in ihrer Substanz alles aus seinen Schriften erlernt hatten", ihn heftig angreifen, da er sich ihrer Sache letztendlich nicht anschließt. Aber dass Erasmus seinen eigenen Standpunkt vertritt und sich über den Interessenskonflikt stellt, würdigten lange Zeit weder Katholiken noch Protestanten. Viele Forschungsansätze stellen Erasmus als tragischen Helden dar. Dies wird auch in dem Beitrag "Erasmus von Rotterdam 1469-1536" von Goffe Jensma deutlich. Jensma schreibt, dass sich für Erasmus "zwischen 1517-1536 auf dem Hintergrund der Reformation eine persönliche Tragödie" abzeichne. Denn noch 1517 ist Erasmus "der gefeierte Humanist, der geistige Führer des Kontinents, die religiöse und moralische Autorität West-Europas", doch in seinem letzten Lebensjahr 1536 "ein verbitterter, kranker, isolierter Gelehrter." Diese Entwicklung vom populären Humanisten zum isolierten Gelehrten vollzieht sich mit Beginn der reformatorischen Bewegung und dem Auftreten Martin Luthers.
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