Die katholische Stiftskirche St. Peter und Alexander in Aschaffenburg ist einer der bedeutendsten und am reichsten ausgestatteten Kirchenbauten Europas. Sind schon die Architektur und die Bauplastik - im wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert stammend - von hervorragender künstlerischer Qualität, so wird die Kirche durch die in ihr versammelten Kunstwerke aller Epochen und Gattungen zu einer wahren Schatzkammer.
Bildband über Stiftskirche St. Peter und Alexander / Herausgegeben vom früheren Stadtdekan
as. ASCHAFFENBURG. Monsignore Edgar Röhrig hat sich einen Herzenswunsch erfüllt. Nach langjährigen Vorbereitungen hat der ehemalige Aschaffenburger Stadtdekan und langjährige Pfarrer der katholischen Stiftskirche einen Bildband über die Stiftskirche St. Peter und Alexander herausgegeben, der das Aschaffenburger Wahrzeichen mit seinen vielen wertvollen Kunstschätzen aus allen Epochen ins rechte Licht rückt. Von 1975 bis zu seiner Pensionierung im Herbst vergangenen Jahres hatte der heute 71 Jahre alte Röhrig in der Stiftspfarrei gewirkt und in dieser Zeit maßgeblich die Renovierung des Gotteshauses vorangetrieben. Die Veröffentlichung des aufwendig gestalteten Bildbandes wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Diözese Würzburg, der Stadt Aschaffenburg sowie der Sparkasse und der Raiffeisenbank.
Es gibt zwar bereits eine Reihe von Publikationen über die Stiftskirche, diese sind jedoch mehrheitlich wissenschaftlich aufgemacht. "Was gefehlt hat, war ein Bildband", sagt Röhrig, nach dessen Worten die Idee zu dem Werk vor zehn Jahren entstanden ist. Die Herausgabe hat sich nach seinen Angaben so lange hingezogen, weil es sehr schwer gewesen sei, einen Verlag zu finden. Erst nachdem durch die Sponsoren ein Druckkostenzuschuss in Höhe von 30000 Mark sichergestellt war, konnte das Buch veröffentlicht werden. Es besticht durch die hohe Qualität der Abbildungen, die selbst Kennern der Stiftskirche Vergnügen bereiten und nicht nur Kunstfreunde zu einem Besuch des Gotteshauses animieren dürfte.
Für die Publikation konnte Röhrig den früheren Aschaffenburger Direktor der städtischen Museen und späteren Heimatpfleger Ernst Schneider gewinnen, der einen kenntnisreichen Aufsatz zur Geschichte der Kirche und der Bedeutung der Kunstschätze geschrieben hat. Er erlebte die Veröffentlichung des Werks allerdings nicht mehr. Schneider starb 1995. Seine Nachfolgerin, Ingrid Jenderko-Sichelschmidt, trug ebenfalls zu dem Buch bei. Sie stellt die wechselvolle Geschichte der aus dem 13. Jahrhundert stammenden "Aschaffenburger Tafel" vor, die erst 1986 bei der Renovierung des Stiftsmuseums entdeckt und anschließend aufwendig im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München restauriert worden war.
Die heutige Basilika auf dem Stiftsberg war im 10. Jahrhundert als Mittelpunkt des Stiftes St. Peter und Alexander errichtet worden. Im Laufe der Zeit erfuhr sie durch Zerstörungen viele Veränderungen. Sie gilt als eine der bedeutendsten und am reichsten ausgestatteten Kirchenbauten Europas. Nicht nur Architektur und Bauplastik, die im wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert stammen, sind von hoher künstlerischer Qualität, sondern auch die in der Kirche versammelten Kunstwerke machen die Anlage zu einer wahren Schatzkammer.
Zu den eindrucksvollsten Kunstwerken gehört die "Beweinung Christi" von Matthias Grünewald aus der Zeit um 1525. Bei der so genannten "Stuppacher Madonna" (benannt nach ihrem jetzigen Standort) in der Maria-Schnee-Kapelle handelt es sich um eine moderne Kopie eines Grünewald-Altars, der sich früher ebenfalls in der Stiftskirche befunden haben soll. Die Kopie des Mittelbildes mit der Marienfigur stammt von dem Maler Christian Schad, der es im Auftrag der Stadt zwischen 1942 und 1947 schuf. Darüber hinaus birgt die Kirche nicht nur zahlreiche Epitaphe und Skulpturen, sondern auch Gemälde aus der Werkstatt von Lukas Cranach. Eine wissenschaftliche Untersuchung des überlebensgroßen Kruzifixes an der nördlichen Hochschiffwand ergab, dass das Kreuz nicht - wie bisher angenommen - 1130, sondern bereits um 980 entstanden ist. Es zählt damit zu den ganz wenigen erhaltenen Monumentalkreuzen aus ottonischer Zeit.
Bemerkenswert sind ferner Dutzende figürlicher Grabdenkmäler aus dem 16. Jahrhundert. Im Nordflügel zieht das reich verzierte Prunkgrabmal für Kardinal Albrecht von Brandenburg aus der Werkstatt des Nürnberger Künstlers Peter Vischer (um 1530) die Aufmerksamkeit auf sich. Das Grabdenkmal für den vorletzten Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl von Erthal (1774 bis 1802) findet sich in der Turmkapelle. Beachtung verdient auch der holzgedeckte, zwischen Kirche und Stiftskapitelhaus gelegene Kreuzgang mit seinen spätromanischen und gotischen Säulen. Zum Stiftsschatz, der ebenso wie die "Beweinung" verschlossen aufbewahrt wird und dessen Besichtigung nur nach vorheriger Anmeldung möglich ist, gehören Goldschmiedearbeiten, Miniaturenhandschriften, Messkelche, Kreuze und Messgewänder. Ein Ausschnitt aus einem farbenprächtigen Chormantel der Barockzeit ziert den Vorsatz des Buches.
Röhrig, der den Band dem Bischof Paul-Werner Scheele zum 70. Geburtstag widmete, hofft, dass sich von der Neuerscheinung nicht nur Kunstkenner angesprochen fühlen mögen, sondern auch "dass die Aschaffenburger dieses Wahrzeichen unserer Stadt wieder bewusster erleben".
Das Buch "Die Stiftskirche St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg" ist im Verlag Schnell und Steiner (Regensburg) erschienen. Herausgeber ist Edgar Röhrig. Der mit 48 Farb- und 56 Schwarzweiß-Abbildungen ausgestattete Bildband kostet 39,80 Mark und ist in den Aschaffenburger Buchhandlungen erhältlich.
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