An einem See in Martinsfehn wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie trägt ein langes weißes Nachthemd, einen Haarreif und einen goldenen Ehering. Unter ihren Händen liegt ein künstlicher Rosenstrauß. Über ihren Körper und die nähere Umgebung wurden dunkle Blütenblätter gestreut. Grablichter
zu beiden Seiten erhellen die gespenstische Szene. Nicht nur Oberkommissarin Nola van Heerden, die…mehrAn einem See in Martinsfehn wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie trägt ein langes weißes Nachthemd, einen Haarreif und einen goldenen Ehering. Unter ihren Händen liegt ein künstlicher Rosenstrauß. Über ihren Körper und die nähere Umgebung wurden dunkle Blütenblätter gestreut. Grablichter zu beiden Seiten erhellen die gespenstische Szene. Nicht nur Oberkommissarin Nola van Heerden, die für diesen Fall erneut nach Martinsfehn beordert wurde, kommt der Gedanke, dass die Leiche wie eine Braut aussieht. Schon bald stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um ein Mädchen handelt, das bereits vor vier Jahren spurlos aus einem Internat für Gehörlose verschwunden ist. Bei ihren Ermittlungen entdeckt Nola ein dunkles Geheimnis. Das scheint noch immer so brisant zu sein, dass es schon bald weitere Tote gibt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt............
Nach "Das Dorf der Lügen" ist "Die stille Braut" der zweite Fall, der Nola van Heerden von der Kripo Leer in den Ort Martinsfehn führt. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, können sie unabhänigig voneinander gelesen werden. Vorkenntnisse aus dem ersten Fall sind also nicht zwingend notwendig. Um allerdings die Entwicklung der Charaktere besser verfolgen zu können, empfiehlt sich dennoch, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge.
Der aktuelle Fall beginnt mit einem düsteren Prolog, der sich auf Anhieb nicht mit den folgenden Ereignissen in Verbindung bringen lässt. Beim Lesen hat man den Einstieg allerdings stets im Hinterkopf und versucht, die Geschehnisse richtig einzuordnen und Hinweise auf einen möglichen Täter zu entdecken. Das Interesse am Fall ist dadurch sofort geweckt. Barbara Wendelken beschreibt Personen und Handlungsorte so lebendig, dass man von Anfang an mitten im Geschehen ist und gebannt dem weiteren Verlauf folgt. Die aufgebaute Spannung kann nicht nur durchgehend gehalten werden, sondern steigert sich konstant. Denn auch in ihrem zweiten Martinsfehn-Krimi gelingt es der Autorin wieder hervorragend, falsche Spuren auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Um dann allerdings irgendwann festzustellen, dass eine vollkommen unvorhergesehene Wendung die selbst angestellten Überlegungen wieder durcheinanderwirbelt, sodass man die eigenen Ermittlungen über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Selbst kurz vor Schluss ist man noch hin- und hergerissen und weiß nicht genau, was man nun eigentlich glauben soll.
Aber nicht nur die Spannung überzeugt in diesem Krimi, sondern auch die Charaktere. Sie wirken durchgehend lebendig und ihre Handlungen meist glaubhaft und nachvollziehbar. Man entwickelt Sympathien, lässt sich aber auch zu spontanen Abneigungen hinreißen. Das Privatleben der Ermittler kommt in diesem Krimi nicht zu kurz. Man verfolgt interessiert, wie sich Nola van Heerden und Renke Nordmann in diesem Band wieder etwas annähern. Dieser Teil der Handlung drängt sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern wirkt gut auf die Gesamthandlung abgestimmt.
Ich habe mich beim Lesen dieses Regionalkrimis sehr gut und spannend unterhalten gefühlt. Denn Barbara Wendelken hat den kleinen Ort für mich zum Leben erweckt, sodass ich gebannt den unvorhergesehenen Ereignissen folgen und bis zum Ende gebannt mitfiebern konnte. Für mich hat sich der Krimi zu einem wahren Pageturner entwickelt, den ich nur schwer aus der Hand legen mochte. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!