Susan war vier Jahre „weggesperrt“ – sie hat ihren drei Monate alten Sohn getötet und kann sich nicht mehr daran erinnern. Sie will unter neuem Namen ein neues Leben beginnen. An ihrer Seite Cassie, die sie in Oakdale kennenlernte und mit der sie eine Zelle teilte. Und Cassie ist es auch, die ihr
versichert, dass sie nicht verrückt ist, als alle Dinge aus dem Ruder laufen: Susan erhält ein Foto…mehrSusan war vier Jahre „weggesperrt“ – sie hat ihren drei Monate alten Sohn getötet und kann sich nicht mehr daran erinnern. Sie will unter neuem Namen ein neues Leben beginnen. An ihrer Seite Cassie, die sie in Oakdale kennenlernte und mit der sie eine Zelle teilte. Und Cassie ist es auch, die ihr versichert, dass sie nicht verrückt ist, als alle Dinge aus dem Ruder laufen: Susan erhält ein Foto eines Vierjährigen, auf der Rückseite steht „Dylan“. Ihr Sohn lebt?! Dann bekommt sie auch noch Dylans alte Babydecke und seine Haarbürste. Zunächst sieht es so aus, als hätte Susan das alles selbst arrangiert, aber Cassie glaubt nicht daran. Als dann auch noch Nick auftaucht, ein Journalist, der über ihre Verurteilung geschrieben hatte, machen sich die drei daran, das Rätsel zu lösen. Susan ahnt nicht, welche Abgründe sie entdecken wird …
Der Originaltitel „How I lost you“ passt so viel besser zu diesem Psychothriller, als das völlig aus der Luft gegriffene „Die stille Kammer“. Im ganzen Buch kommt keine Kammer vor, auch keine stille. Das hat mich bei Lesen dann wirklich gestört, denn ich versuche immer, den Titel im Buch zu finden, den Bezug dazu zu haben.
Trotzdem hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen. Ich war mit der ersten Zeile schon gefesselt und gebannt, wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, was hinter all dem steckt und was Susan nun wirklich getan hat. Da Jenny Blackhurst die Protagonistin Susan die Story in der Ichform erzählen lässt, sieht man als Leser auch alles aus ihrer Perspektive. Dieser Dreh ist besonders wichtig, um die Wendungen und „Fallen“ funktionieren zu lassen. Ist man am Anfang einfach nur gebannt und neugierig, so steigt die Spannung, der Thrill, mit jedem Kapitel mehr an. Ohne, dass man es merkt, liest man Seite um Seite weg und staunt, wie viel man gelesen hat. Ein echter Pageturner also!
Susan mochte ich auf Anhieb. Sie hatte ohne Probleme mein Vertrauen gewonnen und auch mein Mitgefühl. Ich konnte ihr einfach nichts Böses zutrauen. Auch die „Nebenfiguren“ sind mit wenigen Pinselstrichen doch klar gezeichnet. Ob nun Bösewicht oder Sympathieträger – ich hatte alle klar vor Augen. Interessant auch, wie sich eine der Figuren vom netten Kerl zum absoluten Psychopathen entwickelt.
Besonders gelungen sind die Zeitwechsel. Ja, das wird momentan gern als Stilmittel eingesetzt, aber hier ist das wohldosiert und nicht im Übermaß genutzt. Diese Kapitel aus der Vergangenheit erhöhen den Thrill, da der Leser dadurch einen Wissensvorteil gegenüber Susan hat und weiß, wenn sie sich in Gefahr begibt, auch wenn das für Susan harmlos aussieht.
Die Idee, die hinter der Story steckt, der Plot – das allein schon ist eine echte Horrorvision. Ausgearbeitet hat Jenny Blackhurst das für meinen Geschmack richtig gut, auch wenn mir die eine oder andere (scheinbare) Wendung doch zu viel und zu übertrieben war. Das musste so nicht sein. Ohne diese Stellen wäre das Buch definitiv nicht schlechter gewesen. Der Stil der Autorin liest sich sehr flott und locker und die Prise Ironie und/oder Sarkasmus, die eingewebt wurde, gefällt mir sehr. Es passt auch sehr gut zu Susans Lage: Galgenhumor! Ich wüsste nicht, ob ich mich in ihrer Lage wirklich sinnvoller verhalten hätte, auch wenn ich oft dachte: meine Güte, pass doch auf! Susan wirkt naiv und hilflos, aber mal ehrlich: was passiert mit Dir, wenn Du glaubst, Dein totgeglaubter Sohn lebt doch noch, irgendwo, vielleicht sogar ganz in der Nähe? Da muss man doch durchdrehen und dumme Dinge tun, oder?
Besonders lobenswert finde ich, dass die Protagonistin Susan hier kein Lara-Croft-Verschnitt ist, der ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Angst auf Rachefeldzug geht. Jenny Blackhurst lässt Susan die Story so erzählen, wie sie jede normale Mutter auch erlebt hätte. Mit all den Fehlern und Stärken und Schwächen, die sie ihrer Hauptfigur zugesteht.