MEINUNG:
Die störrische Braut ist der dritte Roman, der im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekt im Knaus Verlag (Teil der Randomhouse Verlagsgruppe) erschienen ist. Das Projekt umfasst acht Neu-Interpretationen von Shakespeares berühmtes Werken, geschrieben von acht internationalen Top-Autoren.
Auch wenn es sich um zwei gänzlich verschiedene Geschichten von Shakespeare handelt, geschrieben…mehrMEINUNG:
Die störrische Braut ist der dritte Roman, der im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekt im Knaus Verlag (Teil der Randomhouse Verlagsgruppe) erschienen ist. Das Projekt umfasst acht Neu-Interpretationen von Shakespeares berühmtes Werken, geschrieben von acht internationalen Top-Autoren. Auch wenn es sich um zwei gänzlich verschiedene Geschichten von Shakespeare handelt, geschrieben ebenfalls von sehr verschiedenen Autorinnen, komme ich nicht umhin doch ein wenig zu vergleichen. Das betrifft vor allem den Aufbau der beiden Romane. Bei Der weite Raum der Zeit hat mir sehr gut gefallen, dass zu Beginn des Romans das Shakespearesche Original kurz zusammengefasst worden ist. So kannte man die Geschichte und konnte mögliche Parallelen und Unterschiede zum Original feststellen. Jeannette Winterson hat auch noch mal ein Epilog verfasst, in dem sie ihre Umsetzung mit derer von Shakespeare reflektiert. Leider fehlte dies in Die störrische Braut und ich hätte es schön gefunden, wenn vor allem die Zusammenfassung am Anfang vorhanden gewesen wäre. Nach einiger Internetrecherche habe ich festgestellt, dass die Handlung von Anne Tyler schon eine ganze Ecke vom Original abweicht. Die störrische Braut konnte mich auf den ersten 50 Seiten sehr schnell für sich einnehmen. Was vor allem an der trockenen Art von Kate liegt, die mich sehr amüsiert und zum Schmunzeln animiert hat. Der Roman lebt von seinen Charakteren, die alle sehr eigenwillig und gleichzeitig aber auch sehr liebenswert sind. Kate und ihre kleine Schwester Bunny mochte ich besonders gerne, denn beide zeichnen sich durch ihre trockene, dadurch auch manchmal wenig einfühlsame Art aus, was natürlich auch zu Konflikten zwischen den beiden führt. Kate habe ich ehrlich gesagt auch nicht beneidet, denn sie schmeißt den ganzen Haushalt und ist quasi die Ersatzmutter für die 15-jährige Bunny. Ihre gemeinsame Mutter ist gestorben als Bunny ein Jahr alt war. Dr. Battista, der Vater der beiden, ist verkappter Wissenschaftler, der nur für seine Forschung lebt. Das merkt man besonders gut an seinem Vorhaben, Pjotr mit Kate zu verheiraten, damit er ihm als Assistenten erhalten bleibt. Hier war ich etwas zwiegespalten. Einerseits fand ich in seiner Verschrobenheit liebenswert, aber andererseits fand ich es auch sehr egoistisch von ihm Kate so etwas aufzubürden und ihr nicht die Möglichkeit zu geben ihr eigenes Leben zu leben.
Insgesamt fand ich die Handlung und deren Entwicklung etwas schwach. Es fehlte auch an einer gewissen Spannung, denn es war ja von vornherein klar, dass Kate einwilligen wird. Für meinen Geschmack hätte sie sich auch gut und gerne noch etwas mehr wehren können. Selbst ihre Schwester hat einen größeren Aufstand über die Tatsache gemacht, dass ihre große Schwester quasi zwangsverheiratet werden soll.
Auf den wenigen Seiten sind mir die Momente der Anbandlung zwischen Kate und Pjotr auch zu wenig gewesen. Mir fehlte hier die Tiefe, was wohl daran liegt, das Kate sich erst auf der Hälfte des Romans entscheidet dieses „Arrangement“ ihrem Vater zu Liebe einzugehen. Dabei hatte die Annäherung zwischen den beiden durchaus Potential sehr unterhaltsam zu sein können, wenn sie mehr Zeit gehabt hätten bzw. der Roman Seiten. Beide sind so voller Eigenarten, dass die Kommunikation oft ungewollte komisch gewesen ist. Davon hätte ich gerne mehr gehabt.
FAZIT:
Die Geschichte lebt von der Eigenwilligkeit ihrer Charaktere, was sie einerseits sehr liebenswert und unterhaltsam macht, aber andererseits einer relativ kurzen und für damit schwachen Handlung gegenüber steht. Die Charaktere haben ein enormes Potential geboten, welches aber leider nicht völlig ausgeschöpft worden ist, was ich wirklich schade fand nach dem so tollen Beginn des Romans. Dennoch lädt die ganze Reihe dazu ein sowohl Shakespeares Werke als auch den Schreibstil der verschiedenen Autoren und Autorinnen kennenzulernen, was ich nur jedem ans Herz legen kann!