Kreditgewährungen an Unternehmen gelten in zunehmendem Masse als Wertfalle deutscher Kreditinstitute. Margenverfall, ansteigende Risikointensität und ein hohes Verwaltungskostenniveau bilden die wesentlichen Erklärungsgründe für diesen nicht mehr zu übersehenden Trend, der zumindest einzelne Banken einen Ausstieg aus diesem Kerngeschäft des Kreditgewerbes überlegen lässt. Im Wesentlichen sind es vor allem die ansteigenden Ausfallrisiken, welche die Attraktivität dieses Geschäftszweiges deutlich herabsetzen. Dabei wird offenkundig, dass die bislang angewandten Verfahren der Bonitätsbeurteilung in immer geringerem Maße den Anforderungen des Firmenkundenkredites gerecht zu werden vermögen. Die vorliegende Studie ist vor allem aus zwei Gründen besonders verdienstvoll und lesenswert. Zunächst analysiert der Verfasser, getrennt nach Vorständen und Firmenkundenbetreuern, den aktuellen Stand der Kreditprüfungspraxis. Angesichts der erfreulich hohen Rücklaufquote dieser empirischen Befragung können die Ergebnisse dieser Feldforschung hohen Repräsentativcharakter, zumindest für die untersuchte Bankengruppe, für sich in Anspruch nehmen. Aufbauend auf dem empirisch gewonnenen Gedankengut und unter intensiver Zuhilfenahme neuester theoretischer Entwicklungen im deutschen und ebenso im angelsächsischen Sprachraum entwickelt der Verfasser ein zwar anspruchsvolles, aber dennoch durchaus praxisnahes Enterprise-Modell, das sich als ganzheitliches Konzept zur zukunftsorientierten Bonitätsanalyse von kommerziellen Kreditwerbern versteht. Im Interesse einer Minimierung der Risikokosten im Firmenkreditgeschäft wird diese vorzügliche Forschungsarbeit sicher eine rege Diskussion im Kreditgewerbe auslösen.