Wir schreiben Sommer 1942, und mehr als die Hälfte Frankreichs ist von der deutschen Wehrmacht besetzt. In einem Landhaus unweit der Atlantikküste, das ein bedrohliches Geheimnis birgt, führt das Schicksal eine Reihe von Charakteren zusammen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während an der fernen Ostfront der deutsche Angriff auf Stalingrad vorbereitet wird und ein alliierter Landungsversuch bei Dieppe katastrophal scheitert, entfaltet sich in den nordfranzösischen Sümpfen im Kleinen ein Ringen um die Zukunft Frankreichs, um die Seele Europas - und um die Bedeutung von Jung und…mehr
Wir schreiben Sommer 1942, und mehr als die Hälfte Frankreichs ist von der deutschen Wehrmacht besetzt. In einem Landhaus unweit der Atlantikküste, das ein bedrohliches Geheimnis birgt, führt das Schicksal eine Reihe von Charakteren zusammen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während an der fernen Ostfront der deutsche Angriff auf Stalingrad vorbereitet wird und ein alliierter Landungsversuch bei Dieppe katastrophal scheitert, entfaltet sich in den nordfranzösischen Sümpfen im Kleinen ein Ringen um die Zukunft Frankreichs, um die Seele Europas - und um die Bedeutung von Jung und Alt, Mythos und Realismus, Treue und Verrat.»Die Strohhunde«, geschrieben 1943 und aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse nach der alliierten Invasion erst 1964 in Frankreich veröffentlicht, kann als der politische Bekenntnisroman des Vernunft- und Gefühlseuropäers Pierre Drieu la Rochelle gelesen werden und stellt eine inoffizielle Fortsetzung seines legendären Werkes »Die Unzulänglichen« dar. Auf einer weiteren Ebene handelt es sich gleichzeitig um eine Meditation über den Verrat als Katalysator welthistorischer Ereignisse, versinnbildlicht in der Figur des biblischen Judas. Zur Veranschaulichung wurde der Roman um ein unveröffentlichtes Dramenfragment des Autors ergänzt, das seine Beschäftigung mit Motiv und Person des Judas Ischariot erhellt. Beide Schriften liegen hiermit erstmals in deutscher Übersetzung vor.
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Autorenporträt
Pierre Drieu la Rochelle (1893-1945) studierte politische Wissenschaften in seiner Geburtsstadt Paris und nahm als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teil. In seinen Romanen vor allem die Dekadenz der französischen Bourgeoisie der Dritten Republik darstellend, wirkte er als politischer Publizist zunächst im Umfeld der Surrealisten, bevor er sich mit André Breton und Louis Aragon unter anderem wegen deren kommunistischer Koketterie überwarf.Drieus politische Essays, die er nach dem Ersten Weltkrieg schrieb, atmen den Geist der europäischen Einigung. Ab 1934 glaubte er, den Weg zu diesem Lebenstraum in einer stark modifizierten Variante des Faschismus zu sehen. Er entwarf in zahlreichen Essays und Aufsätzen Bilder eines sozialistisch und föderalistisch grundierten »Eurofaschismus«, der sich gegen (amerikanischen) Kapitalismus und (russischen) Kommunismus wandte.1940 ging Drieu in die Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht und publizierte in allen relevanten Organen der verstä
ndigungsbereiten französischen Rechten. Bis 1944 leitete er zudem die führende intellektuelle Zeitschrift in Frankreich, die »Nouvelle Revue française«. Im März 1945 nahm sich der Dandy, Romancier und politische Theoretiker Pierre Drieu la Rochelle das Leben, nachdem er seinen letzten Roman vollendet und bereits vorher eine scharfe Abrechnung mit der nationalsozialistischen Europapolitik vorgelegt hatte.In Deutschland weitgehend ein Geheimtipp, gilt Drieu in Frankreich heute als Klassiker und wurde 2012 in die Bibliothèque de la Pléiade aufgenommen.
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