34,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 2-4 Wochen
  • Gebundenes Buch

Die Ausgabe der 'Nachgelassenen Schriften' Herbert Marcuses bietet eine Auswahl aus dem umfangreichen Nachlass des bedeutenden Sozialphilosophen. Die wichtigsten bisher unpublizierten oder auf Deutsch nicht zugänglichen Schriften Marcuses werden thematisch gruppiert, vom Herausgeber erläutert und mit einer Einleitung versehen.

Produktbeschreibung
Die Ausgabe der 'Nachgelassenen Schriften' Herbert Marcuses bietet eine Auswahl aus dem umfangreichen Nachlass des bedeutenden Sozialphilosophen. Die wichtigsten bisher unpublizierten oder auf Deutsch nicht zugänglichen Schriften Marcuses werden thematisch gruppiert, vom Herausgeber erläutert und mit einer Einleitung versehen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Marcuse, Herbert
Herbert Marcuse, geboren 1898 in Berlin, wurde nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit Mitglied eines Soldatenrates in Berlin. Ab 1919 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie in Freiburg/Breisgau (u.a. bei Husserl und Heidegger). 1932 wurde er Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und emigrierte 1934 nach New York, wo er am Institute of Social Research tätig war und Mitbegründer der Kritischen Theorie der Gesellschaft wurde. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Marcuse für den amerikanischen Geheimdienst, um die Kriegsanstrengungen der Aliierten gegen Nazideutschland zu unterstützen. Nach Ende des Krieges lehrte er an verschiedenen renommierten Universitäten der USA, wo er seine Werke »Triebstruktur und Gesellschaft«, »Vernunft und Revolution«, »Der eindimensionale Mensch« verfasste, die zu den grundlegenden Texten für die Studentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre wurden. 1979 starb Herbert Marcuse

während eines Deutschlandaufenthalts. Bei zu Klampen erschienen seine Werke »Feindanalysen« (1998), »Nachgelassene Schriften. Das Schicksal der bürgerlichen Demokratie« (1999), »Nachgelassene Schriften. Kunst und Befreiung (2000), »Nachgelassene Schriften. Philosophie und Psychoanalyse« (2002), »Nachgelassene Schriften. Die Studentenbewegung und ihre Folgen« (2004), »Nachgelassene Schriften. Feindanalysen« (1998, 2007), »Nachgelassene Schriften. Ökologie und Gesellschaftskritik« (2009) sowie »Der eindimensionale Mensch« (2014), »Kapitalismus und Opposition« (2017) und diese Schriften als Gesamtausgabe (2004).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Gottfried Oy hat den vierten Band der nachgelassenen Schriften Herbert Marcuses mit besonderem Augenmerk auf die Aktualität der Texte gelesen. Er stellt in seiner eingehenden Besprechung des Bandes fest, dass es ein Vierteljahrhundert nach dem Tod des "Mitbegründers der Neuen Linken" ziemlich ruhig um Marcuse geworden ist. Wenn der Rezensent auch einräumt, dass sich Marcuses Erwartungen von "revolutionären Umwälzungen", die er während der Studentenrevolte prognostiziert hat, heute ziemlich "antiquiert" ausnehmen, findet er seine "Analyse der Umbrüche in den Produktionsverhältnissen" immer noch außerordentlich treffend. Die ebenfalls in dem Buch enthaltenen Texte zur Kubakrise und zum Vietnamkrieg bringen nach Ansicht Oys nichts wirklich Neues zu Tage, Marcuses kaum bekannte Aufsätze zur Situation in Israel dagegen lobt der Rezensent als "überraschend konkret". Des weiteren erwähnt er noch ein Kapitel über Angela Davis und Rudi Dutschke, die eng mit Marcuse befreundet waren. Abschließend betont Oy, dass der Band einmal mehr deutlich macht, dass es auch in der "Theoriedebatte" zu Unrecht "still" um Marcuse geworden ist, wie nicht zuletzt dessen "hochaktuelle Analyse zur Intellektualisierung und Immaterialität der Arbeit" demonstriere. Nach Meinung des Rezensenten wäre es schließlich ein Gewinn für die heute politische Ämter bekleidenden Alt-68er, sich die "Stoßrichtung" von Marcuses "Kritik am Wohlfahrtsstaat" ins Gedächtnis zu rufen, wenn es um die Reformierung des Sozialstaats heute geht.

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.1999

Ein Marcuse ist nicht genug

Schafft ein, zwei, viele Vietnams, so lautet ein bekannter Slogan der Studentenbewegung der sechziger Jahre. Daraus ist zum Glück nichts geworden. Einer ihrer Mentoren aber, Herbert Marcuse, scheint die Parole auf sich selbst bezogen und sich darangemacht zu haben, ein, zwei, viele Marcuses zu schaffen. Und dieses Unternehmen war erfolgreich. Der erste Band, seine nachgelassenen Schriften, der sechs Texte von den fünfziger bis zu den siebziger Jahren vereint, zeigt eine solche Fülle von Marcuses, dass man Mühe hat, sie alle unter einen Hut zu bekommen (Herbert Marcuse: "Nachgelassene Schriften". Band 1: Das Schicksal der bürgerlichen Demokratie. Hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Peter-Erwin Jansen. Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt. Dietrich zu Klampen Verlag, Lüneburg 1999. 176 S., geb., 38,- DM). Da ist ein Jefferson-Marcuse, der mit beredten Worten beklagt, was aus life, liberty, and the pursuit of happiness in der fortgeschrittenen Industriegesellschaft geworden ist. Ein William-Morris-Marcuse, der von einer Vervollkommnung der verschandelten Objektwelt nach den Maßgaben der Schönheit träumt. Ein André-Breton-Marcuse, der die kulturrevolutionäre Entsublimierung auf die Tagesordnung setzt. Und ein Malraux-Marcuse, der um die Bestände seines imaginären Museums fürchtet. Ferner treten auf: ein Erbe Husserls und Heideggers, der den wissenschaftlich-technischen "Entwurf" politisch zu deuten versucht. Ein Berater des State Department, der die Chancen für antidemokratische Volksbewegungen im Nachkriegsdeutschland auslotet. Ein erklärter Feind derselben Einrichtung, der die Vereinigten Staaten auf dem geraden Weg in den Faschismus sieht. Ein Prediger des erotischen und des moralischen Fundamentalismus. Ein Platon redivivus, der die Menschheit in die harte Zucht der Philosophen-Könige nehmen möchte. Ein Trittbrettfahrer der Roll-over-Beethoven-Bewegung. Ein idealistischer Ästhetiker Schillerscher Provenienz . . . Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen? Mit psychologischen Kategorien wird man dieser wundersamen Vervielfältigung nicht gerecht. Weiter kommt man, wenn man die genannten Figuren als Masken deutet, in die ein Ritualsubjekt schlüpft. Aus der Religionsethnologie kennt man vergleichbare Vorgänge: Bei den Irokesen beispielsweise gibt es den Bund der "False Faces", dessen Mitglieder in zahlreichen, nach Traum-Vorbildern und Modellen mythischer Geistwesen hergestellten Masken auftreten und allerlei Rituale durchführen. Sobald sie die Masken anziehen, gleichen sie sich dem von ihr dargestellten Geistwesen an, verkörpern es und gehen auf diese Weise eine temporäre Beziehung zu ihm ein, ohne dauerhaft mit ihm zu verschmelzen. Eine Verbindung zu den "False Faces" ist im Fall Marcuses nicht sehr wahrscheinlich. Dagegen spricht die große Entfernung, die zwischen den Jagdgründen der Irokesen und der kalifornischen Küste liegt. Dagegen spricht auch, dass Marcuse seinen Geist schon aus der Alten Welt mitgebracht hat, genauer: aus Berlin-Reinickendorf. Um 1918 muss er ihm dort zum erstenmal erschienen sein und hat ihn von da an nicht mehr losgelassen: der Geist der Revolution. Ihm folgte er in seiner Zeit als Linksheideggerianer, anschließend als Linkshegelianer im Institut für Sozialforschung und endlich als eine Art intellektueller Hobo, der auf jeden Zug aufsprang, sofern er nur nach links fuhr. Und die Vielheit der Masken? Sie ist vielleicht damit zu erklären, dass sich der Geist der Revolution vor sehr unterschiedliche Aufgaben gestellt sieht. Die Jefferson-Maske eignet sich gut zur Stimulierung des moralischen Fundamentalismus und anschließende Trennungsriten, die eine Herauslösung von Novizen aus der Alltagsordnung bewirken. Die Breton-Maske ist hilfreich bei Schwellen- und Umwandlungsriten. Die Platon-Maske bewährt sich bei Angliederungsriten, die die Initianden des revolutionären Geistes in die Gemeinschaft der "neuen Menschen" inkorporieren. Für jede Aufgabe eine spezielle Maske: Das erinnert nun doch wieder sehr an die False Faces. Die Kritische Theorie, hat kürzlich ein Philosoph behauptet, sei tot. Wenn er damit den Geist der Revolution gemeint haben sollte, so hat er sich geirrt. Geister sterben nie. Sie mögen zwar mit der Zeit ihre Kraft einbüßen und, wie in diesem Fall, zur political correctness abmagern, doch wirklich totzukriegen sind sie nicht. Und so werden wohl auch Marcuses nachgelassene Schriften, von denen noch fünf weitere Bände ins Haus stehen, ihre Leserinnen und Leser finden, auch wenn es immer die gleichen Rituale sind, die in ihnen zelebriert werden.

STEFAN BREUER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.07.2004

Zeit des Zeugen
Heute vor 25 Jahren starb Herbert Marcuse
Es gibt Denker, deren Nachleben beginnt, wenn keiner mehr mit ihnen rechnet. Herbert Marcuse gehört zu ihnen. Da ist erstens Marcuse, der Philosoph, der Marx-Leser und Schüler Heideggers. Diesen Marcuse der großen Werke ruft der Verlag zu Klampen dieser Tage in Erinnerung, wenn er Marcuses früher bei Suhrkamp erschienene Schriften in einer Neuausgabe veröffentlicht. Tut man Marcuse unrecht, wenn man sagt, dass diese Werke zumindest von Fachphilosophen kaum noch gelesen werden? Zum anderen gibt es Marcuse, die Ikone der Neuen Linken, der geistige Vater der Studentenproteste. Den Nachgeborenen mutet diese romantische Sicht zwangsläufig antiquiert an. Jede Zeit hat ihre eigenen Kämpfe und Debatten.
Peter-Erwin Jansen ist ein Band bisher teilweise unveröffentlichter Texte aus dem Nachlass zu verdanken, dieses Mal zur Studentenbewegung. Marcuse erscheint in diesen Texten zwar mitunter als der „Guru”, den seine engsten Anhänger und schärfsten Gegner in ihm sahen. Der Vietnam-Krieg ist ebenso sein Thema wie Angela Davis, seine „beste Studentin”, die vom FBI verhaftet wurde. Der politische Marcuse ist hier in seinem Element. Über die Hintertür tritt jedoch der dritte, der historische Marcuse hinzu, der Zeitzeuge, der im Strudel der Ereignisse fortgerissen wird, der Beobachter und Mitwirkende des Geschehens. Dieser Marcuse ist erst seit 1998 wirklich ins Bewusstsein gerückt, mit der Herausgabe der nachgelassenen Schriften.
Marcuse hat eines der spannendsten Leben des 20. Jahrhunderts gelebt. Das kann man sagen ungeachtet politischer oder philosophischer Vorlieben. Im Juli 1898 geboren, Soldat im Ersten Weltkrieg, Arbeiter- und Soldatenrat nach dem Krieg, Studium in der Weimarer Zeit, Heidegger-Schüler, Zusammenarbeit mit dem Kreis des Instituts für Sozialforschung, Flucht und Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland - Stationen eines Lebensromans. Doch das Leben machte da nicht halt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Marcuse erneut Soldat, auch wenn er am Schreibtisch saß und keine Uniform trug. Er stellte sich zur Verfügung dem Kampf gegen dieses Deutschland, das ihn und seine Familie vertrieben hatte.
„Angesichts der faschistischen Barbarei weiß jeder, was Freiheit bedeutet”, schrieb er damals, und in der amerikanischen Demokratie des New Deal sah er bei aller Kritik das zu verteidigende Ideal. Im Dezember 1942 trat Marcuse in die Dienste amerikanischer Regierungsstellen. Zunächst im Office of War Information und ab März 1943 im Office of Strategic Services (OSS), dem ersten zentralen Nachrichtendienst in der Geschichte der USA, leistete Marcuse seinen Beitrag im Kampf gegen den Nationalsozialismus. An der Seite seines Freundes Franz Neumann, der damals in den USA eine Berühmtheit war, trug Marcuse zur Nachkriegsplanung für Deutschland bei. Kurz vor Kriegsende war er dann unter Neumanns Leitung an der Vorbereitung der Nürnberger Prozesse beteiligt.
Kenner der Mordmaschine
Wie die Dokumente dieser Zeit belegen, wusste Marcuse, was die Stunde damals geschlagen hatte. Nicht seine persönliche Vision einer Revolution, sondern die Niederringung des Feindes und der Wiederaufbau einer deutschen Demokratie waren das, was ihn beschäftigte - vor allem, aber nicht nur aus professionellen Gründen. Marcuse, der Amerikaner und Außenpolitiker, der mit den sozialdemokratischen Sympathien seiner amerikanischen Kollegen einig ging und die Vorzüge der liberalem Demokratie zu schätzen lernte, wird sichtbar. Am erschütterndsten und beeindruckendsten sind jedoch die Zeugnisse, die Marcuse als einen Zeitgenossen und Zeugen des Holocaust erkennen lassen.
Anders als die Legende will, nahm Marcuse deutlich wahr, was Juden in Deutschland und Europa angetan wurde. Er war Marxist und Linksintellektueller, aber er war auch ein Jude, der aus Deutschland fliehen musste. Seinen Eltern glückte erst im letzten Augenblick, im März 1939 die Flucht nach England. Andere Verwandte kamen in Theresienstadt ums Leben. Im OSS war Marcuse anfänglich nicht mit den Nachrichten über den Mord an den Juden befasst, doch wer die Papiere liest, die unter anderem Marcuse, Neumann und Otto Kirchheimer im Vorfeld der Nürnberger Prozesse schrieben, kann keinen Zweifel haben, dass man die nationalsozialistische Mordmaschinerie bis ins Detail kannte. Zwar blieb es oft bei einem funktionalistischen Interpretationsrahmen, wenn etwa vermutet wird, die Vernichtungspolitik habe zum Ziel, die deutsche Bevölkerung einzuschüchtern oder die Verbündeten untrennbar zusammenzuschweißen, doch die ungeheure Dimension der Verbrechen wurde ihnen langsam bewusst. Manche Debatte, etwa die über den „Führerbefehl” zum Völkermord, ist hier vorweggenommen. Auf der grundsätzlichen Problemanalyse dieser Tage baut noch die heutige Forschung auf.
Wie ging der private Marcuse mit den Nachrichten vom Judenmord um? „Man registrierte wohl mit Schrecken und Abscheu den Massenmord an den Juden, aber dass die vielen Aktionen Teil eines Gesamtvorhabens mit dem Ziel der totalen Ausrottung der Juden sein könnten, lag jenseits des Erfahrungshorizonts westlicher Gesellschaften”, so eine aktuelle Darstellung der zeitgenössischen Wahrnehmung in den USA. Das gilt auch für Marcuse. Je nach dem Kontext, in dem er sich bewegte, deutete er die Nachrichten; einmal dokumentierte er nüchtern die Einzelaktionen, ein andermal nahm er Zuflucht zu funktionalistischen Erklärungen - ein Versuch, das Unbegreifliche verständlich zu machen.
In manchen Augenblicken jedoch gelangte er zu Einsichten, die bis heute Bestand haben. 1943 legte er Horkheimer in einem Brief dar, wo die Theorie des Instituts versagt hatte. Vier Ebenen der Vernichtungspolitik analysierte er: eine Eigendynamik des Vernichtungsprozesses, das irrational-antizivilisatorische und antichristliche Grundmotiv, zugleich die christlich-judenfeindlichen Wurzeln, zuletzt die Bedeutung für den Zusammenhalt der durchweg antisemitischen Verbündeten. Kurze Zeit später fand Marcuse zu einer frühen Formulierung dessen, was später als die Singularität des Holocaust bezeichnet wurde. An Heidegger schrieb er 1948 die bekannten Worte, dass der Nationalsozialismus die „Liquidierung des abendländischen Daseins” gewesen sei. Er ließ Heideggers Relativierungsversuche nicht zu und bestand darauf, dass der millionenfache Mord an den Juden „bloß weil sie Juden waren” nicht mit den Vertreibungen am Kriegsende gleichgestellt werden durfte. Der „Zivilisationsbruch” Auschwitz - Marcuse, der Zeitgenosse des Judenmords, kam bereits zu diesem Schluss.
Es war auch Marcuse, der 1942 bereits und 1945 noch einmal vorsichtig darüber nachdachte, ob Kunst überhaupt noch dem Leid der Opfer der Vernichtungspolitik gerecht werden könne. „Kunst kann nicht länger die Realität beschreiben, denn die Realität hat den Bereich, der ästhetisch adäquat dargestellt werden könnte, überschritten. Der Schrecken und das Leid sind größer als die Kraft künstlerischer Imagination”, schrieb Marcuse damals, und auch: „Kunst kann den faschistischen Terror nicht darstellen”. Kein Gedicht nach Auschwitz? Marcuse fühlte schon früher ähnlich.
Erst nach und nach wird deutlich, wie intensiv sich Marcuse, der Zeitgenosse und Zeuge des Geschehens, mit dem Holocaust beschäftigt hat. Aber iIntellektuelle Konzepte und politische Überzeugungen halfen nur wenig angesichts des Judenmords, und darum stellte er sich dem Geschehenen direkt, manchmal ohne den tröstlichen Schutz rationaler Erklärungen. Noch im hohen Alter ließ ihn die Hölle, die ihn und seine Familie beinahe verschlungen hatte, nicht los. Kurz vor seinem Tod in Starnberg heute vor 25 Jahren legte er noch eine „Holocaust-Mappe” an, in der er Zeitungsausschnitte über die gleichnamige Fernsehserie und über Prozesse gegen die Täter sammelte. Es ist an der Zeit, diesen Marcuse zu entdecken.
TIM B. MÜLLER
HERBERT MARCUSE: Schriften in 9 Bänden. Zu Klampen Verlag, Springe 2004. Zusammen 3015 Seiten, 98 Euro.
HERBERT MARCUSE: Nachgelassene Schriften, Band 4: Die Studentenbewegung und ihre Folgen, hrsg. von Peter-Erwin Jansen. Zu Klampen Verlag, Springe 2004. 253 Seiten, 24 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr