Rezension:
"Noch ist das Phänomen der Studentenbewegung in der Bundesrepublik historisch unzureichend erforscht. Die Fülle der Literatur weist bisher nur wenige Titel auf,die vom distanzierten Standpunkt des wissenschaftlichen Beobachters aus geschrieben sind. Ingo Juchlers Buch, eine politologische Dissertation, stößt daher in eine Forschungslücke vor. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Juchlers Untersuchung ist nicht das von vielen erwartete Standardwerk über die Studentenbewegung, und sie gibt auch nicht vor, dieses zu sein. Vielmehr handelt es sich um die wohltuend sachliche, umfassende und solide Aufarbeitung eines Spezialaspekts, wobei der Blick vergleichend auf zwei Länder - die USA und die Bundesrepublik Deutschland - gerichtet wird. Juchler konzentriert sich auf die ideologische Entwicklung der Studentenbewegungen, und dabei stellt er wiederum die Rolle der Dritte-Welt-Thematik ins Zentrum. Auf 400 Textseiten werden die Entstehung, Radikalisierung und Auflösung der US-amerikanischen Studentenbewegung und ihres westdeutschen Pendants detailliert beschrieben. Dabei geht der Autor chronologisch vor und beginnt mit der Organisation der studentischen Linken in den USA 1960. Er schildert die Wurzeln des Protests der 'New Left' - die Bürgerrechtsbewegung gegen die Rassentrennung in den Südstaaten, die Demokratiedefizite der amerikanischen politischen Kultur, die Rezeption der kubanischen Revolution von 1959. Die Eskalation des Vietnamkonflikts wird vom Verfasser als Anlaß der Radikalisierung und als einigendes Band zur entstehenden studentischen Linken in der Bundesrepublik dargestellt. ... Die ideen- und ereignisgeschichtlich rekonstruierten Abläufe ordnen sich für den Leser zu einem konsistenten Fluß. Schon dies bedeutet - in klarer Sprache geschrieben und mit dichter, verläßlicher Belegstruktur - einen Forschungsfortschritt, vor allem für die im Vergleich weniger erforschte bundesdeutsche Bewegung. Der Autor hat den Aufwand nicht gescheut, schwer zugängliche Primärquellen
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"Noch ist das Phänomen der Studentenbewegung in der Bundesrepublik historisch unzureichend erforscht. Die Fülle der Literatur weist bisher nur wenige Titel auf,die vom distanzierten Standpunkt des wissenschaftlichen Beobachters aus geschrieben sind. Ingo Juchlers Buch, eine politologische Dissertation, stößt daher in eine Forschungslücke vor. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Juchlers Untersuchung ist nicht das von vielen erwartete Standardwerk über die Studentenbewegung, und sie gibt auch nicht vor, dieses zu sein. Vielmehr handelt es sich um die wohltuend sachliche, umfassende und solide Aufarbeitung eines Spezialaspekts, wobei der Blick vergleichend auf zwei Länder - die USA und die Bundesrepublik Deutschland - gerichtet wird. Juchler konzentriert sich auf die ideologische Entwicklung der Studentenbewegungen, und dabei stellt er wiederum die Rolle der Dritte-Welt-Thematik ins Zentrum. Auf 400 Textseiten werden die Entstehung, Radikalisierung und Auflösung der US-amerikanischen Studentenbewegung und ihres westdeutschen Pendants detailliert beschrieben. Dabei geht der Autor chronologisch vor und beginnt mit der Organisation der studentischen Linken in den USA 1960. Er schildert die Wurzeln des Protests der 'New Left' - die Bürgerrechtsbewegung gegen die Rassentrennung in den Südstaaten, die Demokratiedefizite der amerikanischen politischen Kultur, die Rezeption der kubanischen Revolution von 1959. Die Eskalation des Vietnamkonflikts wird vom Verfasser als Anlaß der Radikalisierung und als einigendes Band zur entstehenden studentischen Linken in der Bundesrepublik dargestellt. ... Die ideen- und ereignisgeschichtlich rekonstruierten Abläufe ordnen sich für den Leser zu einem konsistenten Fluß. Schon dies bedeutet - in klarer Sprache geschrieben und mit dichter, verläßlicher Belegstruktur - einen Forschungsfortschritt, vor allem für die im Vergleich weniger erforschte bundesdeutsche Bewegung. Der Autor hat den Aufwand nicht gescheut, schwer zugängliche Primärquellen
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"Überhaupt läßt er die Beteiligten in einer Fülle von Zitaten selbst zu Wort kommen. Das sichert Objektivität und Neutralität, macht die Darstellung facettenreich und farbig. Das Quellenverzeichnis umfaßt über fünfzig Seiten; der Verf. hat also erschöpfend recherchiert. Mit Bewegung ist der Rezensent auf Schriften und Erklärungen seines ehemaligen Kieler Klassenkameraden Kurt Steinhaus gestoßen, der - immer ein kritischer Geist - nach einem Vietnam-Aufenthalt prominentes Mitglied der Marburger Studentengruppe war, bei einer Frankfurter Demonstration von einem Polizeipferd schwer verletzt wurde, dann zur DKP wanderte und heute nicht mehr unter den Lebenden ist. So findet ein Achtunddreißiger einen Zipfel seiner eigenen Biographie in dem lesenswerten spannenden Buch wieder." Prof. Dr. Ulrich Karpen, in: Deutsches Verwaltungsblatt, 4-5/1997