Staub fegte über die knochentrockene Ebene wie ein Blatt Papier, das sich kräuselnd vom Fell der Erde häutete. So beginnt Jamal Mahjoubs fulminante Geschichte über den Mahdi, den ersten fundamentalistischen Rebellen des Islam, der 1881 einen erfolgreichen Aufstand gegen die britische Kolonialmacht anführte. Ausgerüstet allein mit seiner visionären Kraft scharte dieser einfache Mann eine schlecht bewaffnete, aber tiefgläubige Armee um sich, die in Windeseile das ganze Land eroberte. Mahjoub schildert diese spannende Geschichte aus der Sicht beider Seiten, wobei ihm das literarische Kunststück gelingt, sowohl der sudanesischen als auch der britischen Perspektive gerecht zu werden. Mit großer poetischer Intensität erweckt er eine Vielzahl unvergesslicher Charaktere zum Leben vom gewitzten Armeekoch über die junge Prostituierte bis hin zum sanften Geistlichen , die sich mal weise, mal verzweifelt und mal fatalistisch in stürmischen Zeiten zurechtzufinden versuchen. In prägnanten Bildern variiert Mahjoub die Themen Religion und Macht, Ekstase und Alltag. Ein spannender Roman, der gegenwärtiger kaum sein könnte.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ein historischer Roman, der zur Zeit der dschihadistischen Bewegung um den Mahdi im Sudan der 70er Jahre spielt. Der Mahdi selbst hat allerdings nur einen kurzen Auftritt, die sehr viel präsenteren Helden sind der britische Offizier Ellesworth und der gelehrte Dschihadist Hawi, anhand von deren Schicksalen Jamal Mahjoub von den verwickelten Auseinandersetzungen zwischen ägyptischer Staats-, britischer Kolonialmacht und den Kämpfern fürs Gottesreich erzählt. Und wie er das macht, das gefällt dem Rezensenten Andreas Fanizadeh ausgesprochen gut. Die wichtigste Lektion erkennt er im Scheitern einer Aufstandsbewegung, die nach dem ersten Sieg in Khartoum selbst autoritär und verbrecherisch wurde. Die Verweise auf die Gegenwart sind zwar unübersehbar, aber keineswegs aufdringlich, stellt er erfreut fest. Und außerdem sei das ohnehin alles so spannend, dass man das Buch "nicht mehr aus der Hand legen mag".
© Perlentaucher Medien GmbH
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