"Ja, das geschah es.
Das war die Stunde, in der ich zu glauben begann."
So endet der überaus wunderschöne neue Roman von Willy Lamb. Und ich bin erstmal glücklich. Glücklich, wieso? Nun ja, ein schönes Buch macht doch immer glücklich, nicht? Aber dieses Buch ... es übertrifft sie alle. Ich bin
erstaunt, verwundert, traurig und gleichzeitig fröhlich. Genau wie dieser Roman. Er vereint soviele…mehr"Ja, das geschah es.
Das war die Stunde, in der ich zu glauben begann."
So endet der überaus wunderschöne neue Roman von Willy Lamb. Und ich bin erstmal glücklich. Glücklich, wieso? Nun ja, ein schönes Buch macht doch immer glücklich, nicht? Aber dieses Buch ... es übertrifft sie alle. Ich bin erstaunt, verwundert, traurig und gleichzeitig fröhlich. Genau wie dieser Roman. Er vereint soviele unterschiedliche menschliche Gefühle, denen man als Leser auf keinen Fall entgehen kann. Man wird unweigerlich mitgerissen von maßlos überlaufenden Emotionen, einer tiefen, belastenden Traurigkeit. Und doch wandelt sich zum Schluss alles in eine unendliche Hoffnung und Gewissheit, dass wir nicht alleine sind. Trotz Chaos, Tod und Ungerechtigkeit siegt die Hoffnung - genau das bringt Willy Lamb einmalig zum Ausdruck.
Maureen und Caelum sind verheiratet, er in dritter, sie in zweiter Ehe. Sie ecken oft aneinander an, sie überstehen Krisen und überarbeiten ihre Beziehung; trotz alltäglichen Problemen und kleinen Ehestreitigkeiten halten sie treu aneinander fest. Nun ja, zumindestens fast ganz treu. Maureens Affäre mit Paul Hay, einem Bekannten der beiden, kann Caelum nur sehr schwer verarbeiten. Doch die Beziehung der beiden hält stand, dank Paartherapie und dank der vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die sie sich schenken.
Maureen arbeitet als Krankenschwester an der Columbine High School in Littleton, Colorado, Caelum ist Lehrer dort. Der Alltag nimmt seinen Lauf, bis zwei Schüler der High School einen Amoklauf starten. Das mörderische Erlebnis verbringt Maureen in einem Schrank, wird Zeuge des unglaublichen Verbrechens, während Caelum in Sorge um sie fast verzweifelt. Diesen Tag wird Mo nie wieder vergessen, sie verkriecht sich, spricht nicht, kann das Erlebte nicht verarbeiten. Auch zahlreiche Therapien und ein Umzug zurück zu Caelums Familienfarm helfen nicht, können den Schmerz nicht lindern, der seit dem Tag des Amoklaufs Mos Herz quält.
Nach und nach, mit unzähligen Rückschlägen verbunden, bekommt Mo ihre Medikamentenabhängigkeit, die seit dem Massaker mit sich trägt, in den Griff; sie beginnt, wieder Caelums Frau zu werden, isst, spricht und liebt ihn. Doch das sich langsam wieder aufrichtende Glück ist von nur allzu kurzer Dauer. Bei einem Zwischenfall an Silvester ist Maureen nervlich am Ende, zu viele Erinnerungen und Flahsbacks drängen auf sie ein: in total benebelten Zustand überfährt sie einen Jungen, der gerade auf die Straße springt. Sie ist nicht einmal fähig zu bremsen, spürt nichts als ihre Angst und die Schmerzen der Vergangenheit.
5 Jahre Frauengefängniss warten auf Caelums Frau,
5 Jahre, die beiden unmöglich erscheinen. Die ersten Wochen im Gefängnis sind schwer, für beide; Mo leidet unter starken Depressionen, all die Angst, die Wut und die traurige Hilflosigkeit kehren zurück. Währen Mo so in dem Gefängnis, das einst Caelums Vorfahren gründeten, gegen sich selbst und Welt kämpft, erlebt dieser seine Kindheit neu. Zeitungsausschnitte, Briefe und alte Unterlagen zeigen ihm, wer er wirklich ist; sie helfen ihm bei seiner Suche nach sich selbst, bei seiner Suche nach dem Sinn - und schlussendlich nach Gott.
Das Buch schließt mit einem traurigen Ende: Maureen stirbt im Gefängnis. Caelum zieht sich wieder zurück, lebt in seiner Gedankenwelt. Und doch erkennt er, dass sein Leben voller Krankheit, Schmerz und Traurigkeit doch einen Sinn hat - das ist die Stunde, in der Caelum zu glauben beginnt.
Ein Roman, der Hoffnung bringt, für die Darsteller, aber vor allem für den Leser. Ein Roman voller verständlicher Menschlichkeit, und einer Hoffnung, die nicht von dieser Welt ist.
Kurzum: wunderschön.