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Evolutionsgeschichte, Entschlüsselung der Gene und Erforschung des Gehirns - die Nachrichen aus der einschlägigen Forschung überschlagen sich. Mal geht es um die Entdeckung frühester Lebensspuren, mal um die Frage des Klonens von Menschen. Das menschliche Genom ist entziffert, und die Gehirnforschung fragt, ob der Mensch im Lichte der neuesten Erkenntnisse überhaupt einen freien Willen haben kann.
Wer das alles verstehen und vor allem darüber mitreden will, muss wissen, worum es eigentlich geht. Gerhard Staguhn beschreibt spannend und einleuchtend die Ergebnisse der Bio-Wissenschaften und
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Produktbeschreibung
Evolutionsgeschichte, Entschlüsselung der Gene und Erforschung des Gehirns - die Nachrichen aus der einschlägigen Forschung überschlagen sich. Mal geht es um die Entdeckung frühester Lebensspuren, mal um die Frage des Klonens von Menschen. Das menschliche Genom ist entziffert, und die Gehirnforschung fragt, ob der Mensch im Lichte der neuesten Erkenntnisse überhaupt einen freien Willen haben kann.

Wer das alles verstehen und vor allem darüber mitreden will, muss wissen, worum es eigentlich geht. Gerhard Staguhn beschreibt spannend und einleuchtend die Ergebnisse der Bio-Wissenschaften und erklärt, wie es um die Vorteile und Gefahren für den Menschen steht.
Autorenporträt
Staguhn, Gerhard
Gerhard Staguhn, 1952 in Bayern geboren, studierte Germanistik und Religionswissenschaft und lebt heute als freier Autor und Wissenschaftsjournalist in Berlin. Mit seinen Büchern hat er sich bei Erwachsenen und Jugendlichen einen Namen als fesselnd erzählender, leicht verständlich schreibender Sachbuchautor gemacht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Soll ich mich klonen lassen?
Faszinierend: Gerhard Staguhn führt in die Gentechnik ein

Mindestens so schwer wie die sexuelle Aufklärung der Kinder dürfte es Eltern fallen, die Chancen und Risiken der Gentechnik zu vermitteln. Eine Generation wächst heran, für die Fernsehnachrichten über das Klonen von Menschen, die genetische Manipulation von Tieren und Pflanzen und die Nutzung von Embryonen zu Forschungszwecken selbstverständlich sind. "Mama, warum soll ich mich nicht klonen lassen?" oder "Papa, was darf man mit Embryonen noch alles machen?" - solche Fragen werden aufgeweckte Kinder stellen. Beide, Eltern und Kinder, brauchen dringend Informationsquellen, die ihnen Aufklärung bieten, also weder einseitig Angst einjagen noch zur blinden Euphorie anstiften wollen.

Gerhard Staguhn steht der Gentechnik zwar kritisch gegenüber, dies ist aus seinem neuen Buch herauszulesen. Doch an keiner Stelle drängt er diese Haltung seinem Leser auf. Mit seinem dritten Sachbuch aus den Naturwissenschaften, nach "Die Rätsel des Universums" und "Die Jagd nach den kleinsten Bausteinen", vollendet der Berliner Autor eine Trilogie in gewohnt zugänglicher und einfühlsamer Weise. Ein Autor über die Biologie hat unbegrenzte Arsenale von Leserfeindlichkeit an der Hand: Die Materie ist beliebig kompliziert und die Zahl der Fachbegriffe groß. Staguhn aber macht sich zum Freund des Lesers, sagen wir eines Lesers ab 15 Jahren, und nimmt ihn mit auf eine biologische Zeitreise. Nicht mit den technischen Details der Gentechnik steigt er ein, sondern er erzählt auf geradezu organische Weise die Geschichte des Lebens, vom Urozean über die ersten Biomoleküle bis zur Menschwerdung in Afrika und, jüngstes Kapitel, der biotechnologischen Selbsterschaffung eines neuen Menschen. Dabei vermittelt er wie beiläufig Grundprinzipien der Evolutionsgeschichte, der Gentechnik und der Gehirnforschung. In wohl keinem anderen Buch, das sich an ein breites Publikum richtet, bekommt man solche Fragen besser beantwortet: Was ist Leben? Was ist eine Aminosäure? Wie sprang vor Milliarden Jahren der Lebensmotor an? Was ist ein Gen? Was ist Bewußtsein? Was ist Klonen? Niemand, der dieses Buch ohne Vorkenntnisse liest, muß sich dumm vorkommen, doch jeder wird auf unterhaltsame Weise klüger.

Das besondere Verdienst des Buches liegt darin, daß es die Geistes- und die Naturwissenschaften zusammenführt und sich den philosophischen Fragen stellt, die von der Wissenschaft aufgerührt werden. "Körper und Geist sind nicht voneinander zu trennen" - diese wichtige Einsicht, die es gerade Jugendlichen leichter machen kann, ein gesundes Verhältnis zur eigenen Identität und zum eigenen Körper aufzubauen, unterfüttert Staguhn mit faszinierenden Schilderungen aus der Gehirnforschung und der Molekularbiologie. Geist und Seele, schreibt er, sind Produkte physikalisch-chemischer Prozesse im Gehirn, Denken und Fühlen seien als ein geordnetes Durcheinander von elektro-chemischen Reaktionen zu sehen. Doch dies führt ihn nicht in eine Entwertung der Seele, sondern in eine Wertschätzung ihrer materiellen Komplexität. Die wissenschaftlichen Erklärungsversuche des Menschen stellt Staguhn gerade in ihrer Schönheit dar.

Erst bei den wissenschaftlichen Manipulationsversuchen setzt seine Kritik ein - beim Menschen, dessen körperliche Eigenschaften und sogar dessen Bewußtsein programmierbar sein könnten wie heute ein Computer. Auf den letzten Seiten schlägt Staguhn einen warnenden Ton an. Die neuen Technologien zeigten unverhohlen, daß sie den Menschen in ein Übergangswesen verwandeln wollten, wobei Schritt für Schritt das gängige Menschenbild der technologischen Entwicklung angepaßt werde: Der einzelne werde austauschbar, ersetzbar, vervielfältigbar, seiner Würde beraubt. Seinen Trost findet er darin, daß manches am Menschen doch unerklärbar bleiben werde.

Ob dem Leser dieser Trost reicht? Mit der "Suche nach dem Bauplan des Lebens" stiftet Gerhard Staguhn jedenfalls zweierlei: Faszination für die Komplexität der Natur und die sich weitenden Erklärungsversuche der Wissenschaft einerseits. Andererseits ruft er Nachdenklichkeit über die gesellschaftlichen Weiterungen der Gentechnik hervor.

CHRISTIAN SCHWÄGERL

Gerhard Staguhn: "Die Suche nach dem Bauplan des Lebens". Carl Hanser Verlag, München 2001. 232 S., geb., 35,- DM. Ab 12 Jahre und für Erwachsene.

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