'War das Unrechtsregime der SED in Ostdeutschland ein Kavaliersdelikt? Betrachtet man die Ostalgie-Shows im Fernsehen, den Kultstatus von DDR-Devotionalien oder die öffentliche Verhöhnung ehemaliger Häftlinge durch frühere Stasi-Offiziere, so scheint sich dieses milde Urteil über die zweite deutsche Diktatur durchgesetzt zu haben. Während sich die Täter von einst durch tatkräftige Lobbyarbeit einen auskömmlichen Lebensabend erstritten, werden die Opfer in Deutschland wieder einmal allein gelassen.
Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, zieht knapp zwei Jahrzehnte nach dem Sturz des SED-Regimes eine kritische Bilanz des Umgangs mit der DDR-Vergangenheit. Er beschreibt die mangelhafte strafrechtliche Verfolgung der Täter und deren Reorganisation in schlagkräftigen Vereinen. Er zeigt, wie die SED durch Umbenennung und geschicktes Taktieren ihr Überleben in der Demokratie sicherte, und schildert die Lage Tausender Opfer, die unzureichend entschädigt wurden und deren Kampf für Freiheitund Demokratie kaum öffentliche Wertschätzung erfährt. Im Gegensatz zur gründlichen Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur wird das SED-Regime vielfach verharmlost und schöngeredet. Insbesondere in der jüngeren Generation herrscht eine erschreckende Unkenntnis über die Realität der kommunistischen Diktatur und das Ausmaß politischer Verfolgung in der DDR. Knabes Bilanz sollte jedermann aufrütteln, dem die politische Kultur unseres Landes am Herzen liegt.
Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, zieht knapp zwei Jahrzehnte nach dem Sturz des SED-Regimes eine kritische Bilanz des Umgangs mit der DDR-Vergangenheit. Er beschreibt die mangelhafte strafrechtliche Verfolgung der Täter und deren Reorganisation in schlagkräftigen Vereinen. Er zeigt, wie die SED durch Umbenennung und geschicktes Taktieren ihr Überleben in der Demokratie sicherte, und schildert die Lage Tausender Opfer, die unzureichend entschädigt wurden und deren Kampf für Freiheitund Demokratie kaum öffentliche Wertschätzung erfährt. Im Gegensatz zur gründlichen Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur wird das SED-Regime vielfach verharmlost und schöngeredet. Insbesondere in der jüngeren Generation herrscht eine erschreckende Unkenntnis über die Realität der kommunistischen Diktatur und das Ausmaß politischer Verfolgung in der DDR. Knabes Bilanz sollte jedermann aufrütteln, dem die politische Kultur unseres Landes am Herzen liegt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Etwas zwiespältig findet Ralf Husemann diese Abrechnung mit allen DDR-Nostalgikern und DDR-Verharmlosern, die der Historiker und Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Hubertus Knabe vorgelegt hat. Der Hauptthese des Buchs, die Aufarbeitung des Unrechtsstaates DDR lasse zu wünschen übrig, kann er sich durchaus anschließen, zumal Knabe sie mit zahlreichen Fakten belegen könne. Auch bescheinigt er dem Autor, sich um eine "nüchterne" Sprache zu bemühen, wenn er zum Beispiel anprangert, dass Stasi-Opfer mit Mini-Renten abgespeist werden, während Täter ihre satten Pensionen goutieren und zugleich immer unverschämter auftreten. Missstände wie diese darzustellen und zu kritisieren, hält Husemann für wichtig. Insofern würdigt er Knabes Anliegen als "richtig und verdienstvoll". Dennoch schießt der Autor in Husemanns Augen immer wieder über das Ziel hinaus. So hält er ihm etwa vor, trotz seines Beteuerns, DDR und Drittes Reich nicht gleichsetzen zu wollen, ständig den NS-Staat und den Umgang mit ihm in der Nachkriegszeit als Vergleich heranzuziehen. Dass sich auch Menschen mit vielleicht ehrenwerten Motiven für die DDR eingesetzt haben, könne sich Knabe nicht vorstellen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH