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Michael Bulgakow (1891-1940) schrieb den Roman "Die weiße Garde" 1923-25. In der Zeitschrift "Rossija" erschienen zwei Teile. Der Roman spielt in der Zeit des Bürgerkrieges und der gewaltigen Auseinandersetzung zwi schen den "Ro ten" und den "Weißen", also der Roten Armee Russlands und ihren Gegnern, einer uneinheitlichen Gruppierung aus Konservativen, gemäßigten Sozialisten und russischen Nationalisten. Der Ro man fand sofort große Beachtung, ins besondere weil in ihm Personen der Weißen auftreten, die - entgegen dem allgemeinen gesellschaftlichen Konsens - mit offensichtlicher Sympathie…mehr

Produktbeschreibung
Michael Bulgakow (1891-1940) schrieb den Roman "Die weiße Garde" 1923-25. In der Zeitschrift "Rossija" erschienen zwei Teile. Der Roman spielt in der Zeit des Bürgerkrieges und der gewaltigen Auseinandersetzung zwi schen den "Ro ten" und den "Weißen", also der Roten Armee Russlands und ihren Gegnern, einer uneinheitlichen Gruppierung aus Konservativen, gemäßigten Sozialisten und russischen Nationalisten. Der Ro man fand sofort große Beachtung, ins besondere weil in ihm Personen der Weißen auftreten, die - entgegen dem allgemeinen gesellschaftlichen Konsens - mit offensichtlicher Sympathie beschrieben sind. Damit geriet Bulgakov aber sofort in das Kreuzfeuer der bolschewistischen Kritik, die Literatur nur im Dienste des Klassenkampfes anerkannte.
Bulgakow machte sich dann an die Arbeit seinen Roman zu dramatisieren, bestärkt durch die Bitte des Moskauer Künstlertheaters. Er wählte für das Stück einen anderen Titel, weil mit "weiß" zu eindeutig negative Assoziationen provoziert wurden und die Zeitschrift "Rossija" nicht zuletzt wegen der "Weißen Garde" von der sowjetischen Zensur verboten worden war. Am 5. Oktober 1926 wurde das Stück "Die Tage der Turbins" urauf geführt. Es wurde ein gewaltiger Erfolg, war zwischen 1929 und 1932 kurzzeitig verboten und wurde dann aber für viele Jahre erneut ins Repertoire des Moskauer Künstlertheaters aufgenommen. Bis zum Tode des Dichters erlebte es fast tausend Aufführungen. Es ist bekannt, dass Josef Stalin das Stück mehrfach besuchte und besonders mochte. Er hielt es für ein nützliches Stück, weil es den Sieg der Roten und die Schwächen der Weißen zeigte. Damit war es vor der allmächtigen Zensur geschützt. Andere Werke des Autors hatten dieses Glück nicht, aber Bulgakow konnte annehmen, dass er damit Stalins Anerkennung und Schutz genoss und so vor Verhaftung und GULag verschont blieb.
Autorenporträt
Bulgakow, Michail
1891-1940, russischer Schriftsteller
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2020

NEUE TASCHENBÜCHER
Die große Stadt führt ein seltsames, fast
widernatürliches Leben
Der Weltkrieg ist vorbei, schon steht der Bürgerkrieg vor der Tür. Es ist 1918 und in Kiew scheint es, als wolle die Welt nicht zur Ruhe kommen. Im Westen ziehen sich die deutschen Truppen zurück, aus dem Osten branden nach der Oktoberrevolution die Bolschwiken an. Die Geschwister der Familie Turbin, Jelena, Nikolka und der junge Arzt Alexei, finden im gemeinsamen Elternhaus wieder zusammen. In der vertrauten Heimat geraten sie zwischen die Fronten, als die Stadt zum Kampfplatz der Roten Armee und der Anhänger des untergegangenen Zarenreichs, der Weißen Garde wird.
Dieser frühe, teilweise autobiografische Roman Michail Bulgakows wurde zum mehrfachen Problem für den Autor. Im Original erschien er 1924/25 fragmentarisch in der Zeitschrift Russland, die nach nur fünf Ausgaben eingestellt wurde. Eine Bearbeitung für das Theater in Moskau musste umgeschrieben werden, die Weiße Garde kam den Sowjets zu gut weg. Die Unterstellung antibolschewistischer Darstellungen verfolgte den Satiriker Bulgakow sein ganzes Leben und verhinderte die Veröffentlichung vieler anderer seiner Werke.
Bulgakows Texte setzten sich trotz dieser Hindernisse durch. „Die weiße Garde“, in der neuen, sehr kenntnisreichen Übersetzung von Alexander Nitzberg, ist voller Witze, Zitate, Einfälle, Anspielungen und Beobachtungen, aufgereiht wie ein Mosaik oder montiert wie in einem Kunstfilm. Stadt, Artikel, Gedankenstrom und die Kommentare von Passanten verschmelzen zu einem einzigen Text, wenn Alexei im Laufen die Zeitung lesend durch Kiew eilt. Nach einer durchzechten Nacht scheinen auch die folgenden Kapitel wie betrunken die Weltliteratur von Dostojewski bis Cervantes zu zitieren und wild neu zu arrangieren. Dem zu folgen, hilft der ausführliche Kommentar. „Und jetzt, im Winter 1918, führte die Große Stadt ein seltsames, fast schon widernatürliches Leben, welches sich, jedenfalls höchstwahrscheinlich, im zwanzigsten Jahrhundert nicht wiederholen wird.“ Ähnliches möchte man über diesen Roman sagen. NICOLAS FREUND
Michail Bulgakow: Die weiße Garde.
Aus dem Russischen von
Alexander Nitzberg. dtv, München 2020.
544 Seiten, 14, 90 Euro.
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