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Der Templerorden - das sind kampferprobte Ritter und Herren über gewaltige Burgen, geschickte Geschäftsleute von sagenhaftem Reichtum. Nach dem Fall von Akkon, 1291, liegt das neue Machtzentrum in Paris: der befestigte Tempel mit seinen Schätzen. Das ist dem König von Frankreich ein Dorn im Auge. Philipp der Schöne und seine Berater fassen einen hinterhältigen Plan. Verraten vom wankelmütigen Papst Clemens V., sehen sich die Tempelritter nun einem Feind gegenüber, dessen Waffen Tücke, Erpressung und Folter, dessen Antrieb Habgier und totales Machtstreben sind. Aus Templern werden so bald…mehr

Produktbeschreibung
Der Templerorden - das sind kampferprobte Ritter und Herren über gewaltige Burgen, geschickte Geschäftsleute von sagenhaftem Reichtum. Nach dem Fall von Akkon, 1291, liegt das neue Machtzentrum in Paris: der befestigte Tempel mit seinen Schätzen. Das ist dem König von Frankreich ein Dorn im Auge. Philipp der Schöne und seine Berater fassen einen hinterhältigen Plan. Verraten vom wankelmütigen Papst Clemens V., sehen sich die Tempelritter nun einem Feind gegenüber, dessen Waffen Tücke, Erpressung und Folter, dessen Antrieb Habgier und totales Machtstreben sind. Aus Templern werden so bald »Ketzer«, und Großmeister Jakob von Molay und die Seinen gehen einem verhängnisvollen Schicksal entgegen. Die Templer haben Generationen von Schriftstellern in ihren Bann gezogen, von Lessing, Walter Scott, Henryk Sienkewicz und Franz Spunda bis zu Pierre Klossowski, Zbigniew Herbert, Umberto Eco und Wolfgang Hohlbein. Von deren Büchern hebt sich Ernst Sommer mit seinem historischen Roman ab, derein sorgsam recherchiertes, bis heute gültiges Zeitbild liefert. Darüber hinaus erschien sein Buch 1935 angesichts des Nationalsozialismus, der sich ähnlicher, skrupelloser Machtinstrumente bediente wie einst die Gegner der Templer. Das kaltblütig Böse und die demagogische Entfesselung der Massen faszinierten den promovierten Juristen ebenso wie die Inszenierung des Justizmords an den Templern. So ist Ernst Sommers Roman ein bis heute beeindruckendes, spannendes Werk über das Mittelalter - wie auch ein Buch des Widerstands gegen den Totalitarismus.
Autorenporträt
Ernst Sommer (1888 - 1955) stammte aus dem mährischen Iglau, lebte in Wien und dann Karlsbad. Beeinflusst von Karl Kraus, prangerte er in seinem Frühwerk Militarismus und Justiz an, beschäftigte sich mit dem Judentum, "Demagogie und Masse" sowie der frühen NS-Bewegung - in Böhmen. Nach einer Schaffenspause meldete er sich erst nach 1933 mit Die Templer wieder zu Wort. Nach seiner Flucht nach England, 1938, machte er als erster Autor überhaupt die Shoah zum Thema, seine Romane über jüdischen Widerstand gehören zu den Höhepunkten der Exilliteratur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2018

Rivale Jakob, schläfst du noch?
Ernst Sommers historischer Roman "Die Templer" von 1935 erscheint neu als Auftakt zu einer Werkausgabe

Das Jahr 1314 unserer Zeitrechnung, also mitten im Spätmittelalter gelegen, war, was die Ereignisgeschichte auf unserem Kontinent betrifft, nicht besonders bemerkenswert. Im Frühling starb Papst Clemens V. Der schottische König Robert the Bruce gewann eine Schlacht gegen den englischen König Edward II. Abu al Juyusch Nasr, Emir von Granada, wurde abge- und durch Ismail ibn Farag ersetzt. Im "Heiligen Römischen Reich" kam es im Oktober zur Doppelwahl von Friedrich, genannt "der Schöne", aus dem Hause Habsburg und Ludwig, genannt "der Bayer", aus dem Hause Wittelsbach - gekrönt wurden vorerst, sicherheitshalber, beide. Bei einem Jagdunfall starb Ende November König Philipp IV. (I.) von Frankreich und Navarra.

Folgen hatten diese, für sich genommen, wenig außergewöhnlichen Ereignisse in den Jahren danach dennoch beträchtliche. Der Stuhl Petri blieb fast zwei Jahre unbesetzt, bis mit Johannes XXII., von seinem Erzfeind Ludwig dem Bayern spöttisch mit "Jakob von Cahors" betitelt, erstmals ein Papst den Thron bestieg, der nurmehr von Avignon aus regierte. Der Streit zwischen den Wittelsbacher und Habsburger Inhabern der deutschen Krone wurde überhaupt erst 1325 mit dem ungewöhnlichen Kompromiss eines Doppelkönigtums - es bestand bis zu Friedrichs Tod 1330 - beigelegt. Die Söhne des Kapetingers Philipp, ebenfalls genannt "der Schöne", verspielten fast das unter ihrem Vater zur Großmacht aufgestiegene Frankreich.

Für Freunde von Verschwörungstheorien jedoch war es eine andere Begebenheit, die 1314 zu einem regelrechten Schicksalsjahr macht. Am Abend des 18. März wurden in Paris auf der Île de la Cité, in Blickweite der Kirche Notre-Dame, Geoffroy de Charnay, Präzeptor der Normandie der "Armen Ritter Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem", also ein ranghoher Tempelritter, und der Großmeister desselben Ordens, Jacques de Molay, auf dem Scheiterhaufen als rückfällige Häretiker hingerichtet. Seit wann die Gerüchte umliefen, der Großmeister habe noch aus den Flammen heraus seine beiden Hauptgegner, Papst Clemens und König Philipp, verflucht und binnen Jahresfrist vor ein höheres, göttliches Gericht zitiert, ist nicht genau festzumachen. Wohl eher umgekehrt mag die Tatsache der Todesfälle der beiden hohen Herren zu dieser Gruselgeschichte gewachsen sein.

So sah das auch Ernst Sommer, als er seinen historischen Roman "Die Templer", zuerst Anfang 1935 im Berliner Kurt-Wolff-Verlag erschienen, mit einem umfangreichen Quellenverzeichnis versah. Die Recherche in all den aufgezählten Büchern, teilweise bis aufs siebzehnte Jahrhundert zurückgehend, glaubt man Sommer, geboren 1888 in Iglau, verstorben im Londoner Exil 1955, gern. Zur "Verwünschung durch de Molay" meint Sommer eher sachlich-kühl: "Chronisten erzählen, der Großmeister habe den Papst auf vierzig, den König auf siebenmal vierzig Tage vor Gottes Richterstuhl gefordert. In Wirklichkeit war es Charnay, dessen letzten Fluch man für solche Ladung gehalten hatte."

Doch nahm Sommer sich genügend erzählerische Freiheiten, die Geschichte, deren Ende man ja kennt, zu einem runden Ganzen zu machen. Etwa, indem er den sozusagen dritten Mann im Bunde, den Ratgeber Philipps des Schönen, Wilhelm von Nogaret - Sommer bleibt bei den deutschen Vornamensvarianten, nennt Jacques de Molay daher auch stets "Jakob (von) Molay" -, ein Jahr länger als in der Realität leben lässt, damit dieser als kalt-berechnender Schurke und direkter Nachfahre der Albigenser gezeichnete Jurist ebenfalls 1314 sein Leben aushauchen kann. In den Quellen bezeugt ist Nogarets Tod für April 1313.

Eine erste bearbeitete Nachkriegsedition von "Die Templer" kam 1950 im Nest Verlag, Nürnberg, heraus. Nun erschien der Roman in der "Bibliothek der Böhmischen Länder (Literatur aus dem Herzen Europas. Von Deutschen und von Tschechen)" im Arco Verlag neu - leider etwas lieblos gesetzt; es wimmelt geradezu von "Hurenkindern" und "Schusterbuben", den unangenehmsten typographischen Fehlleistungen. Immerhin ist die Ausgabe auch als Band 1 der "Gesammelten Werke in Einzelbänden" von Ernst Sommer ausgewiesen. Ein umfangreiches Nachwort des Herausgebers Christoph Haacker macht die herstellerischen Mängel inhaltlich mehr als wett: Auf vierzig Seiten berichtet er nicht nur vom Leben und Wirken Sommers, eines engagierten Advokaten, der von 1920 an in Karlsbad (Karlovy Vary) lebte, als Autor erst dem Expressionismus nahestand, von etwa 1930 an jedoch hauptsächlich historische Erzählungen und Romane schrieb. Auch stammte Sommer aus jüdischer Familie (auch wenn er selbst wohl Agnostiker war) und gehörte der Sozialdemokratischen Partei der Sudetendeutschen an.

Aus mindestens diesen beiden Gründen musste er 1938 aus der soeben durch Hitlerdeutschland zerschlagenen Tschechoslowakei nach England fliehen. Dort erschien 1942 mit seiner Erzählung "Die Gaskammer" eine wichtige frühe Auseinandersetzung mit dem sich anbahnenden Massenmord an den europäischen Juden. Sein international erfolgreichster Roman, "Revolte der Heiligen" über den Widerstand in einem Konzentrationslager, wurde 1944 im mexikanischen Exilverlag El libro libre publiziert.

Haacker bringt diverse Vorschläge zur Interpretation und Rezeption des Templer-Romans, und stützt sich dabei auf Quellen der dreißiger Jahre, etwa Zeitungskritiken und verschiedene Nachlässe, darunter auch den von Ernst Sommer selbst. So deutet Haacker zum Beispiel einen Bezug zwischen den Sodomie-Anklagen gegen die Templer und der Rechtfertigung der Morde an hochrangigen Führern der SA, etwa Ernst Röhm, an.

Kann sein, kann auch nicht sein. Jedenfalls gewinnt der heute doch etwas ältlich wirkende Roman Sommers im Zusammenspiel mit der von Haacker gewürdigten Entstehungsgeschichte und diversen Details aus dem Leben des Verfassers unerwartet an Spannung.

MARTIN LHOTZKY

Ernst Sommer: "Die Templer". Roman.

Hrsg. und mit einem Nachwort von Christoph Haacker. Bibliothek der Böhmischen Länder. Arco Verlag, Wuppertal 2018. 496 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Martin Lhotzky freut sich über einen Zugewinn an Spannung durch das umfangreiche Nachwort zu Ernst Sommers Roman. Christoph Haackers Ausführungen zu Leben und Wirken des Autors dieses erstmals 1935 erschienenen Romans und seine quellengestützten Interpretationsideen machen die Lektüre für Lhotzky dann doch angenehmer, als es die vielen typografischen Mängel im Buch zunächst erlauben, wie der Rezensent uns wissen lässt. Sommers historischer, im Spätmittelalter spielender, laut Rezensent mitunter leicht ältlich wirkender Text gewinnt durch das Wissen über seine Entstehung und das Leben des Autors, so Lhotzky.

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