Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Psychologie - Entwicklungspsychologie, Note: 2,0, Universität Augsburg, Veranstaltung: Moralentwicklung und prosoziales Verhalten, Sprache: Deutsch, Abstract: "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es" - diese Parole aus dem Werk"Le deuxième sexe" von Simone de Beauvoir hatte sich Ende der 1960er Jahre derFeminismus auf seine Fahnen geschrieben. Frauen wollten nicht länger an derNorm "Mann" gemessen werden sondern stellten die Forderung nach mehrFreiheit und einer von weiblichem Einfluss geprägten, grundlegendenVeränderungen des gesellschaftlichen Normen- und Wertesystems, (Vgl. DerBrockhaus-Enzyklopädie 1988, Band 7, S. 188).Zahlreiche populärwissenschaftliche Autoren erkannten die Brisanz aber auch dieVerkaufswirksamkeit der Geschlechterthematik und drängten wenige Jahre spätermit ihren "Geschlechterbibeln" auf die Bestsellerlisten. Männer die vom Marswaren und Frauen von der Venus1 sollten plötzlich die Erklärung sein für dieUngleichheit von Mann und Frau und den daraus erwachsenden Konsequenzen.Doch auch seriöse Wissenschaftler setzten sich in der so genannten"Frauenforschung" mit der Ungleichheit von Mann und Frau auseinander.Eine Vertreterin dieser Forschungsrichtung ist die 1936 geborene USAmerikanerinCarol Gilligan. Die ehemalige Schülerin Erik Eriksons unddamalige wissenschaftliche Mitarbeiterin von Lawrence Kohlberg stellte imZusammenhang mit ihrer Mitarbeit an den Moralstudien Kohlbergs die These auf,das Frauen und Männer unterschiedliche Arten von moralischem Denkenpraktizieren und setzte sich damit klar von den Forschungsergebnissen Kohlbergsab, schuf hiermit das Konstrukt einer "anderen" Moral - einer "weiblichen" Moral.Zur eingehenden Beleuchtung des Konstruktes der "weiblichen Moral" ist eszunächst erforderlich, eine Begriffsklärung vorzunehmen: Was meint Moralüberhaupt? Anschließend soll auf die Arbeit Lawrence Kohlbergs zur moralischenEntwicklung eingegangen werden. Dies stellt die notwendige Basis dar, umGilligans Gedankenkonstrukt erfassen zu können - setzt Gilligan ihre Kritik und die Forderung nach der Notwendigkeit einer den Frauen eigenen moralischenDenkweise schließlich hauptsächlich hiervon ab. Was exakt Gilligan unter ihrerIdee von einer "weiblichen Moral" versteht und inwiefern eine möglicheZweigeschlechtlichkeit der Moral tatsächlich wissenschaftlich belegbar ist, soll imAnschluss daran gezeigt werden.
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