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Seit 150 Jahren schreiben die Thyssens deutsche Geschichte. Sie waren das Schwungrad der industriellen Revolution, schmiedeten Waffen für den Kaiser und die Nazis und setzten das Wirtschaftswunder unter Dampf. Doch mehr noch als andere Unternehmerfamilien mussten sie erfahren, dass Geld allein nicht glücklich macht. Eine Saga voll abenteuerlicher Einzelschicksale und eine sehr deutsche Familiengeschichte: Thomas Rother präsentiert die erste Familienbiografie der Thyssens von den Anfängen bis heute.

Produktbeschreibung
Seit 150 Jahren schreiben die Thyssens deutsche Geschichte. Sie waren das Schwungrad der industriellen Revolution, schmiedeten Waffen für den Kaiser und die Nazis und setzten das Wirtschaftswunder unter Dampf. Doch mehr noch als andere Unternehmerfamilien mussten sie erfahren, dass Geld allein nicht glücklich macht. Eine Saga voll abenteuerlicher Einzelschicksale und eine sehr deutsche Familiengeschichte: Thomas Rother präsentiert die erste Familienbiografie der Thyssens von den Anfängen bis heute.
Autorenporträt
Thomas Rother, jahrzehntelang Redakteur bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, lebt als Schriftsteller und bildender Künstler in Essen. Er ist Autor u.a. von Muttersuche (1990), Untermenschen Obermenschen (Reportageroman, 1994) und Gründer und Erben. Die großen Familien im Ruhrgebiet (1998). Thomas Rother ist Träger des Luise-Rinser-Preises und des Kulturpreises der Evangelischen Kirche des Rheinlandes für seine Ausstellung "OST" zum Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2003

Mutmaßungen über ein Fiasko

August Thyssen war ein reicher Mann. So reich, daß er nach seinem Tod satte 106 Prozent seines Vermögens vererben konnte. Vielleicht ist das die Lösung der deutschen Finanzprobleme: einfach mehr veranschlagen, als da ist. Das beendet Verteilungskonflikte. Im Hause Thyssen - schon August hatte sechs Geschwister, setzte selbst vier Kinder in die Welt, die dann wiederum für sieben Enkel sorgten, und alle wollten natürlich etwas vom Kuchen abbekommen - war plötzlich Frieden, als die zwei braven Söhne Fritz und Heinrich jeweils 37,5 Prozent und der mißliebige Sprößling August jr. und die Lieblingstochter (aber eben eine Frau) Hedwig immerhin noch jeweils 15,5 Prozent aus der Erbschaftsteilung erhielten. Macht alles zusammen jene 106 Prozent - eine letzte organisatorische Meisterleistung von August Thyssen, der das väterliche Kleinunternehmen zu einem Weltkonzern ausgebaut hatte. Schade nur, daß Thomas Rother, dessen Familienbiographie ("Die Thyssens". Tragödie der Stahlbarone. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003. 227 S., Abb., geb., 21,50 [Euro]) wir die Zahlen verdanken, diesen mathematischen Geniestreich nicht würdigt. Vermutlich, so beschleicht uns ein Verdacht, weil er selbst nicht nachgerechnet hat, was ihm immerhin die Entdeckung ersparte, daß der junge August und Hedwig seinerzeit mit nur 12,5 Prozent abgespeist worden sind. Aber wer so wenig Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen hat wie Rother, der sich vor allem bei der Erbschaftsregelung des Thyssens in ein wildes Kuddelmuddel aus Goldmark, Inflation und Aufwertung hineinschreibt und rasch einmal den Zeitablauf umkehrt, von dem darf man das auch nicht erwarten. Vielleicht vom Lektorat? Hihi, nette Vorstellung. Man zähle nur einmal nach, wie häufig bei Rother die Tatsache Erwähnung findet, daß August und sein Bruder Joseph Thyssen im ursprünglichen Kontor des Unternehmens "Schreibtisch an Schreibtisch" gearbeitet haben (dreifach wird es mindestens erwähnt, was nicht verhindert, daß noch ein weiteres Mal betont wird, daß beide "zusammen im ersten Büro" die Firma hochgebracht haben). Oder die fabulöse Sparsamkeit von August Thyssen: Wozu brauchte ein Angestellter zwei Bleistifte oder gar zwei Radiergummis? Diese sinnlose Verschwendung mußte aufhören. Wozu aber braucht ein Biograph drei Anekdoten über Geiz und dann gar über mehr als vierzig Seiten verstreut? Auch diese sinnlose Verschwendung unserer Lesezeit sollte aufhören. Aber das hätte ja ein Lektorat vorausgesetzt, und dann hätte Rothers Buch wohl kaum erscheinen können. Sätze wie "Mit seiner hohen Stimme kein Adonis" sind immerhin lehrreich - wußten wir doch bislang nicht, daß sich der griechische Knabe vor allem durch seinen Baßgesang ausgezeichnet hat. Aber wie hat man sich eine verschrammte Großherzigkeit vorzustellen? Und hält eine Formulierung wie "An den schönen Dingen dieses reichen Lebens klebt am Ende Schmutz wie an der Wäsche" einen Erkenntnisgewinn parat, der über die unerquickliche Vorstellung vom Rotherschen Waschkeller hinausgeht? Wurde vielleicht Trapattoni als Ghostwriter beschäftigt? Doch dazu ist manches zu subtil: Lesen wir doch über die fünfte Frau von Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, daß sie bei der Hochzeit "45 Jahre schön" gewesen sei. Entstand das Buch als Artikelserie für "Das Goldene Blatt"? Immerhin hatte Rother schon mit einer ähnlich gestrickten/verstrickten Krupp-Biographie Erfolg, da mag der Verlag beim zweiten Buch eben zwei Augen zugedrückt haben. Es beruhigt, daß er beim zu befürchtenden dritten Buch aus der verschämt klein annoncierten Reihe "Familienbande" nicht noch blinder wird agieren können.

ANDREAS PLATTHAUS

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