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»Die Tiere von Paris« ist das ironische Selbstgespräch einer Alleinerziehenden, die sich und dem Leser das Dreiecksverhältnis zwischen ihr selbst, ihrem Kind und ihrem Exmann schonungslos vor Augen führt. Bereits während der Ehe hat sich von Anfang an eine Entwicklung abgezeichnet, die sie nicht wahrnehmen und wahrhaben wollte. Als sie ein Kind bekommt, überschlagen sich die Ereignisse.Die Erzählerin, die sich als Wissenschaftlerin und Sachbuchautorin mit Stadtgeografie, Landschaftsräumen und dem Verirren beschäftigt, bemüht sich nach der Trennung, ihren Alltag mit dem heranwachsenden Kind zu…mehr

Produktbeschreibung
»Die Tiere von Paris« ist das ironische Selbstgespräch einer Alleinerziehenden, die sich und dem Leser das Dreiecksverhältnis zwischen ihr selbst, ihrem Kind und ihrem Exmann schonungslos vor Augen führt. Bereits während der Ehe hat sich von Anfang an eine Entwicklung abgezeichnet, die sie nicht wahrnehmen und wahrhaben wollte. Als sie ein Kind bekommt, überschlagen sich die Ereignisse.Die Erzählerin, die sich als Wissenschaftlerin und Sachbuchautorin mit Stadtgeografie, Landschaftsräumen und dem Verirren beschäftigt, bemüht sich nach der Trennung, ihren Alltag mit dem heranwachsenden Kind zu gestalten und ohne Selbstmitleid zu bewältigen. Doch die mit einem hoffnungsvollen Rückblick beginnende Geschichte gerät in einem unwiderstehlichen Sog zur Katastrophe einer Scheidungsfamilie. Zwischen den Eltern hin- und hergerissen, muss die Tochter ihren eigenen Weg finden.Der Roman spielt in Paris, Tokio, Wien und Italien und entfaltet ein weites Panorama unterschiedlicher Lebensentwürfe. Ein raffiniert schlichtes Buch über aktuelle Fragen zur Vereinbarkeit von Kind und Beruf und die Rollen von Männern und Frauen.
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Autorenporträt
Margit Schreiner wurde 1953 in Linz geboren, wo sie nach Aufenthalten in Tokio, Paris, Berlin, Italien und dann wieder in Linz lebt sie heute mit ihrem Mann in Gmünd. Seit 1983 tätig als freie Schriftstellerin, erhielt sie für ihre Bücher zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. den Oberösterreichischen Landeskulturpreis und den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur. 2015 wurde sie mit dem Johann-Beer-Literaturpreis und dem Heinrich-Gleißner-Preis ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie den Anton-Wildgans-Preis (2016). Mit »Kein Platz mehr« war sie 2018 für den Österreichischen Buchpreis nominiert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2011

Zünglein an der Elternwaage
Familienroman 1: Margit Schreiners „Die Tiere von Paris“
Als besonders weltläufig war Margit Schreiners Werk bisher nicht bekannt. Obwohl die 1953 in Linz geborene Schriftstellerin in Tokio, Paris, Berlin und Italien gelebt hat, fand diese Erfahrung in ihren Büchern kaum einen Niederschlag. So als wäre es Hochstapelei, das Band zur Heimat etwas zu lockern. Das ist nun anders. Zwar ist auch der Roman „Die Tiere von Paris“ nicht weltläufig im großkotzigen Sinn, aber die Autorin geniert sich auch nicht, ihre Heldin mal auf einen Kongress nach Japan oder zu einem Studienaufenthalt in den Mezzogiorno zu schicken.
Das tut ihrem Roman gut. Denn es geht auch hier, wie in allen bisherigen Büchern Margit Schreiners (ihr bekanntestes ist „Haus, Frauen, Sex“), um eine Kleinfamilie, noch dazu um deren moderne Schwundstufe: Man heiratet, wenn ein Kind kommt, und lässt sich scheiden, sobald man merkt, dass es mit Trauschein auch nicht besser klappt als ohne. Doch das Kind als Bindeglied bleibt.
Alle drei Familienmitglieder bleiben namenlos. Mutter und Vater sind Intellektuelle, sie Geographin, er Literaturwissenschaftler, beide freischaffend. Das lässt am Anfang die Illusionen ins Kraut schießen: Morgens arbeitet der eine, nachmittags der andere, so nimmt man es sich vor. Doch rasch hält der Mann seine Arbeit für wichtiger, und die Frau stellt die ihre erst einmal zurück. So gehen die Jahre ins Land. Die Frau ist mit ihren Aufsätzen erfolgreicher als der Mann mit seinen Büchern und wird für ein Jahr zu einem Forschungsprojekt nach Italien eingeladen. Die Tochter soll dort eingeschult werden, der Mann in Wien bleiben, wo man kurz nach der Geburt der Tochter hingezogen ist. Doch er will mit. Und er fühlt sich im Mezzogiorno wie ein Fisch im Wasser. Er schreibt ein wenig, genießt das Dolce Vita und erwartet von seiner Frau, dass sie sich den Gepflogenheiten der Region anpasst, sich also um das Kind und ums Sozialleben kümmert und möglichst oft begeistert kocht.
Wenn sie sich beklagt, dass sie kaum zu der Arbeit kommt, derentwegen sie eingeladen wurde, antwortet er nur, sie solle nicht so „verkrampft“ sein und das Leben ebenfalls genießen. Kein Wunder, dass sie auf die Idee verfällt, sie könne, da sie sich ohnehin wie eine Alleinerziehende fühlt, auch ganz auf den Gatten und sein aufbrausendes Temperament verzichten. Sie schlägt die Scheidung vor, er willigt ein. Man vollzieht sie während der Osterferien in Wien und kehrt anschließend nach Italien zurück, als wäre nichts geschehen. Die achtjährige Tochter erfährt erst einmal nicht, dass ihre Eltern geschieden sind.
Es ist die Mischung aus Alltäglichem und Ungeheuerlichem, die diesen Roman auszeichnet, für den Margit Schreiner eine fast emotionslose und dennoch lebendige Sprache gefunden hat. Sie lässt die Frau erzählen, die sich selbst als ein „Du“ anspricht. „Die Tiere von Paris“ ist ein intimer Rechenschaftsbericht, hart in den Einzelheiten, aber ohne jede Larmoyanz. Im Präsens vergegenwärtigt sich die Erzählerin die Jahre der Kindererziehung und rückt dabei die Tochter mehr und mehr in den Fokus.
Denn es ist die Tochter, die diese Familie in Dauerauflösung zusammenhält. Die Mutter tut zwar alles zum Wohl des Kindes und stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück, damit Vater und Tochter nicht den Kontakt verlieren, doch die Tochter ist das eigentliche Wunderwesen sozialer Kompetenz. Wo immer sie ist, knüpft sie Freundschaften und verhilft damit auch der Mutter zu stabilen Beziehungen, nämlich zu den Müttern ihrer Freundinnen, mit denen sich wechselseitige Unterstützungsverhältnisse einrichten lassen. Je älter sie wird, desto weniger gern geht sie in den Ferien zum Vater, der in Italien geblieben ist. Aber sie fühlt sich für ihn verantwortlich und besucht ihn trotzdem.
Es ist fast ein wenig schade, dass Margit Schreiner nicht darauf verzichten mag, zu suggerieren, der Vater könnte die Tochter sexuell missbraucht haben. Ausgesprochen wird es nie, aber angedeutet, durch kleine Bemerkungen und nicht zuletzt durch den Titel. Er verweist nicht nur auf ein Projekt der Erzählerin, die in Paris einen Aufsatz über dessen Tiere schreiben wollte, sondern auch auf eine Erzählung der österreichischen Autorin Mela Hartwig, für die sich Margit Schreiner sehr eingesetzt hat. In „Das Verbrechen“ geht es um die libidinöse Bindung zwischen Vater und Tochter, die jene mit der Frage abzuwehren sucht: „Sind wir denn Tiere?“ Im Vorwort zur Werkausgabe Mela Hartwigs schreibt Margit Schreiner: „Ist denn nicht jede Vater-Tochter-Beziehung inzestuös und sadistisch?“
Solche vermeintlich radikalen Verallgemeinerungen hat Margit Schreiner eigentlich gar nicht nötig. „Die Tiere von Paris“ ist nicht zuletzt deshalb ein besonderer Roman, weil die Autorin den blinden Fleck von Scheidungsgeschichten thematisiert: das ausbalancierende Kind, das sich für das Seelenheil beider Elternteile verantwortlich fühlt und dafür oft genug sein eigenes Gleichgewicht verliert. Am Ende des Romans ist die siebzehnjährige Tochter spurlos verschwunden. Womöglich will sie nach Paris. Dort nämlich lebt ihre ältere Halbschwester, von deren Existenz sie erst kürzlich erfahren hat. MEIKE FESSMANN
Margit Schreiner
Die Tiere von Paris
Roman. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2011. 192 Seiten, 19,95 Euro.
Hier wird der blinde Fleck vieler
Scheidungsgeschichten sichtbar:
das ausbalancierende Kind
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Traurig, beklemmend, mitunter aber auch ziemlich komisch fand Karl-Markus Gauß Margit Schreiners Darstellung einer scheiternden Ehe und misslingenden Scheidung. Die Autorin berichtet darin in Du-Form vom Geschlechterkampf zwischen den selbständig arbeitenden Eltern einer Tochter, bei dem sich der Mann trotz lockerer und aufgeklärter Eigenwahrnehmung als eifersüchtiger, despotischer Schuft erweist. Ein bisschen weniger Schwarzmalerei hätte dem Rezensent in dieser Figur zwar genügt. Aber trotzdem lässt sich Gauß tief in den Bann dieser stilistisch kontrollierten und "formal originellen" Geschichte ziehen, zumal die Figuren so gar nicht als Vertreter bestimmter Typen, sondern höchst individuell gezeichnet sind, wie der Rezensent eingenommen feststellt. Und dass auch komische Passagen die Lektüre aufhellen, macht sie Gauß dann auch bei aller unausweichlichen Finsternis, mit der sich das Eheverhängnis entrollt, dann auch mitunter etwas leichter.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Schreiner schildert (...) so nüchtern, so extrem verdichtet, dass es dem Leser schier den Atem raubt (...) Man könnte die Autorin den weiblichen Houellebecq aus Österreich nennen!« Pascal Fischer, SWR 2 »Margit Schreiner vermischt in ihrem Text gekonnt Banales und Aufregendes, das Alltägliche mit dem Außergewöhnlichen. Die Autorin erzählt das Leben ihrer Protagonistin ungekünstelt und unaufgeregt.« Gerhard Pretting, ORF Ex Libris »Ein Buch, das einem den Atem stocken lässt.« Karl-Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung »Mit Schauplätzen zwischen Wien, Tokio, Paris und dem römischen Mezzogiorno weht eine angenehme und moderne Weltoffenheit durch das Buch.« Wolfgang Huber-Lang, APA »Ein Buch rund um das turbulente Leben von Alleinerziehenden, wo die Kinder nicht auf der Strecke bleiben.« Katharina Maurer, ORF Radio Kulturjournal »Der literarische Kunstgriff von Schreiners Familienbesichtigung ist die Erzählhaltung in der zweiten Person. (...) Schreiner arbeitet in ihrem neuen Buch an den zentralen Bruchlinien unserer Gesellschaft.« Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse »Ein ironisches Selbstgespräch einer Alleinerziehenden, die dem Leser das Dreiecksverhältnis zwischen ihr selbst, ihrem Kind und dem Ex-Mann schonungslos vor Augen führt.« Ruth Rybarski, ORF-TV, a.viso »Abgekühlte und doch beseelte Worte einer innerlich wachsenden Frau - und ein Ende, das den Leser erstarrt zurücklässt.« Magazin BÜCHER