Marktplatzangebote
36 Angebote ab € 0,25 €
  • Broschiertes Buch

Dies ist die Geschichte eines Familiengeheimnisses, das sich durch die Generationen zieht - und eine stimmungsvolle Reise in die Gefühlswelten zweier Frauen. Da ist Maria, eine schwedische Architektin, die in England nach den Spuren ihres verschollenen Vaters sucht, und da ist Laura, deren Schicksal sich auf überraschende Weise mit dem Marias kreuzt ... Wie jede von ihnen es schafft, aus dem übermächtigen Schatten des Vaters herauszutreten, wie jede ihren ganz eigenen Weg findet, dies erzählt Anna-Karin Palm auf warme und einfühlsame Art.

Produktbeschreibung
Dies ist die Geschichte eines Familiengeheimnisses, das sich durch die Generationen zieht - und eine stimmungsvolle Reise in die Gefühlswelten zweier Frauen. Da ist Maria, eine schwedische Architektin, die in England nach den Spuren ihres verschollenen Vaters sucht, und da ist Laura, deren Schicksal sich auf überraschende Weise mit dem Marias kreuzt ... Wie jede von ihnen es schafft, aus dem übermächtigen Schatten des Vaters herauszutreten, wie jede ihren ganz eigenen Weg findet, dies erzählt Anna-Karin Palm auf warme und einfühlsame Art.
Autorenporträt
AnnaKarin Palm, geboren 1961, gehört zu den profiliertesten schwedischen Autorinnen der jüngeren Generation.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.1999

Geburt, Tod und Fallobst
Beflügelt: Anne-Karin Palms Roman "Die Töchter des Malers"

Kommt eine gute Fee zum Buchhändler und sagt: "Du hast drei Wünsche frei." Der Mann überlegt nicht lange. "Ich wünsche mir eine Kreuzung aus Rosamunde Pilcher und Marianne Fredriksson. Sie soll ungefähr halb so alt sein wie die beiden Damen. Und am liebsten so fotogen wie unser deutscher Nachwuchsstar Judith Hermann." "Schon bewilligt", sagt die Fee. Und zaubert das schrägäugige, enigmatisch verschattete, barock umlockte Antlitz von Anna-Karin Palm auf die Umschlagklappe eines Romans mit dem Titel "Die Töchter des Malers".

Frau Palm kommt aus Schweden und verhäkelt weibliche Schicksale aus verschiedenen Generationen zu einem lebenshilfespendenden Gefühlsgewirk, wie die Superseller-Autorin Fredriksson. Andererseits spielt die Geschichte in einem Bilderbuch-England zwischen Jetztzeit und Jahrhundertwende und kreist um dunkle Familiengeheimnisse, als hätte Kollegin Pilcher die Feder geführt. Im Finale an Cornwalls Küste läuft die Heldin, "wie vom Abendwind getragen", in die Arme ihres Geliebten, der sie so kräftig drückt, "daß sie spüren konnte, wie sich sein Herzschlag mit dem ihren mischte". Fragt die gute Fee: "Genügt das?" "Vollkommen", sagt beglückt der Buchhändler.

Maria heißt sie, eine schwedische Architektin ist sie, und ihren malenden Vater vermißt sie. Der kam einst aus England nach Stockholm, gründete eine Kleinfamilie und verschwand dann spurlos, ganz nach unsteter Künstlerart. Immerhin hat er bei Sohn und Töchtern einen so tiefen Eindruck hinterlassen, daß sie sich bis ins Erwachsenenalter nach ihm verzehren. "O mein Gott", flüstert Marias Schwester Jessica, als eines Tages ein Brief von den britischen Inseln eintrifft, der Hinweise auf Papas Verbleib enthält. Mit Bruder Martin, einem gutaussehenden Mann, "um den sich Kinder und Hunde scharten, kaum daß er einen Raum betrat", macht Maria sich auf, den vergötterten, jahrzehntelang verschollenen Erzeuger in dessen Heimat aufzuspüren.

Lieblicher als die englische Landschaft, die das Geschwisterpaar auf seiner Suchexpedition durchstreift, ist nur noch der englische Garten, in dem zwei andere Maler-Töchter, Laura und Eveline, rund hundert Jahre früher aufwachsen. Anna-Karin Palms Schilderungen enthalten präzise Anweisungen für eventuelle Filmausstatter, die hier in smaragdenen Rasenflächen und schattigen Lauben, Rosenspalieren und Buchsbaumsträuchern, verwitterten Marmorstatuen und gestärkten Baumwollkleidern schwelgen könnten. Im Mittelpunkt des viktorianischen Idylls steht das Familienoberhaupt im Malerkittel, "die Pfeife im Mund und das Gesicht beschattet von dem breitkrempigen Leinenhut": Carl Larsson, wie ihn James Ivory gesehen hätte.

Auch dieser Vater wird verehrt, ja angebetet, samt der "vibrierenden Stille, die von seinem Körper ausgeht" und der "ausholenden Gesten, mit denen er die durchdringende Schärfe des blauen Blicks unterstreicht". Sein Pinselstrich allerdings kann sich mit dem seines Vorbilds Thomas Gainsborough nicht messen. Das bereitet der aufgeweckten Laura frühes Leid, treibt sie zum Studium der Kunstgeschichte und später in die Arme eines brillanten Dozenten. Die Folgen muß sie allein tragen, denn gnadenlos waren damals die Bräuche: "Überall in den Städten steigen Frauen aus den Betten von Männern, lächeln und streichen die Handschuhe glatt. Überall in den Städten gehen Frauen aus warmen Zimmern in die verlassenen Straßen, sie bewegen sich so vorsichtig wie möglich, damit nicht unversehens die schwere Frucht des Verrats fällt."

Geburt, Tod und Fallobst, abenteuerliche Vatersuche hier und mühsame Loslösung vom Vater dort: Am Ende sind alle miteinander verwandt und haben sich wahnsinnig lieb. Anna-Karin Palm führt im Doppelpack den Beweis, daß es leidenschaftliche Vater-Tochter-Beziehungen nicht nur in der zeitgemäß trostlosen Variante des sexuellen Mißbrauchs gibt. Die Welt, in der ihre Künstler-Väter den Pinsel schwingen, ist heute wie vor hundert Jahren heil und hell, auch wenn kleine Mädchen zu Halbwaisen werden, eine Liebe an Mißverständnissen zerbricht, eine Mutter ihren Sohn belügt, ein Papa seine Kinder verläßt und ein Unfall das totale Happy-End verhindert. "Die Freude wurzelt im Schmerz und zieht daraus Kraft", erkennt die Schwedin Maria, nimmt sich ein Jahr unbezahlten Urlaub und siedelt nach England über. Lauras Tagebuch, das alle familiären Unklarheiten beseitigt hat, enthält nämlich implizit die Botschaft: "Geh, wohin dein Herz dich trägt." Das war es, was der Buchhändler sich außerdem wünschte, aber nicht zu sagen wagte. Die gute Fee hat es ihm von den Augen abgelesen. KRISTINA MAIDT-ZINKE

Anna-Karin Palm: "Die Töchter des Malers". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1999. 399 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr