Die Moderne zelebriert zahlreiche Opfermythen - in der Regel, ohne sich dessen bewußt zu sein. Das vorliegende Werk führt vor Augen, daß der Anschein trügt, der Begriff Opfer sei obsolet geworden, sowohl in theologischen wie in politischen Zusammenhängen. Es bringt Opfermythen in alltäglichen Phänomenen ans Licht (Verkehrsopfer, Kriegsopfer, Opfer in Lebensgeschichten) und macht auch vor politischen Mythen nicht Halt. Die genannten Beispiele demonstrieren, daß Opfermythen unbeeindruckt von ihrer Verbannung aus der religiösen Kommunikation und dem politischen Diskurs lebendig sind und ihren Weg an die sozio-kulturelle Oberfläche finden. Gutmann erweist sich als sorgfältiger und sensibler Beobachter. Doch bleibt es nicht bei einer reinen Analyse. Stringent und nachvollziehbar fordert er eine religiöse Gestalt für das Opfer, denn - so seine Übrzeugung - es muß begangen werden können, um gebannt zu werden.