Der Roman spielt in Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts zur Zeit Kaiser Wilhelms ll und seiner expansiven Weltpolitik. Die Zeit ist gerade in einer Hansestadt wie Hamburg, die vom Handel aus Übersee lebt, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, verbunden mit technologischem wie medizinischem
Fortschritt. Große Schiffe, wie die im Roman erwähnte Potosi, die Salpeter aus Chile transportiert,…mehrDer Roman spielt in Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts zur Zeit Kaiser Wilhelms ll und seiner expansiven Weltpolitik. Die Zeit ist gerade in einer Hansestadt wie Hamburg, die vom Handel aus Übersee lebt, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, verbunden mit technologischem wie medizinischem Fortschritt. Große Schiffe, wie die im Roman erwähnte Potosi, die Salpeter aus Chile transportiert, legen im Hamburger Hafen an. Auf den Straßen fahren neben den Pferdefuhrwerken immer mehr Automobile, wohlhabende Bürger beleuchten ihre Häuser mit Elektrizität und die ersten Brillen werden getragen.
Brigitte Jansons Erstlingswerk spielt im Dienstmädchenmilieu. Die Protagonisten sind anständige, einfache Leute, die für ihren Lebensunterhalt sehr hart arbeiten müssen. Es werden auch soziale Probleme aufgezeigt wie Kinder, die auf der Straße leben, uneheliche Kinder, die nicht in den Genuss der soeben eingerichteten Sozialversicherung kommen sowie Alkoholismus.
Die Protagonistin, Greta, die anfangs als Küchenhilfe im Hause Hansen arbeitet, hat ihren Vater früh verloren hat und muss ihre kranke Mutter miternähren. Erschwerend kommt hinzu, dass sie auch noch für eine uneheliche Tochter sorgen muss, von deren Existenz niemand etwas erfahren darf und die bei einer unfreundlichen Familie untergebracht ist. Als sie ihre Arbeitsstelle verliert, ist sie verzweifelt.
Glücklicherweise lernt Greta den Fuhrunternehmer Siggo kennen. Er ergreift die Initiative und vermittelt Greta Arbeit als Leihköchin in verschiedenen Haushalten. Mit Siggos Hilfe gelingt es Greta ein eigenes kleines Unternehmen zu gründen.
Meine Meinung:
Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, die Sprache ist gefällig, hat einen angenehmen Rhythmus ist aber eher einfach gehalten. In historischen Romanen ziehe ich es eigentlich vor, wenn auch etwas Wortschatz aus der betreffenden Zeit mit einfließt. Da die Geschichte aber noch nicht vor sehr langer Zeit spielt, wirkt dich Sprache dennoch authentisch. Die Geschichte ist unterhaltsam und gefühlvoll, teilweise auch echt rührend. Allerdings ist es für mich etwas unglaubwürdig, dass sich am Ende fast alles in Wohlgefallen auflöst. Das war für mich etwas zuviel „happy end“ und geht schon etwas in die Richtung schnulzig.
Im Nachwort beschreibt die Autorin die berührende Geschichte ihrer Großmutter, die sie zum vorliegenden Roman inspiriert hat. Beim Lesen spürt man den Respekt und die Bewunderung, die Brigitte Janson für das entbehrungsreiche Leben ihrer Großmutter aufbringt, auch wenn die Geschichte um Greta Voss nicht viele Berührungspunkte damit aufweist.
Der Titel und die Aufmachung werden meiner Meinung nach dem Roman nicht wirklich gerecht. Man erwartet bei dem Cover eher einen mittelalterlichen Roman nach dem Standardmuster „Die *irgendeine Berufsbezeichnung*in“. Wer das erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Die Tatsache, dass Greta Voss Tortenbäckerin wird, ist eher Nebensache. Viel mehr Raum nimmt die Entwicklung der Liebe von Greta zu Siggo ein.
Da keine historisch verbürgten Personen im Buch erscheinen, kann man es nicht wirklich irgendwo festmachen, so kann es leicht in Vergessenheit geraten. Ich würde mir etwas mehr konkrete historische Ecksteine wünschen. Es handelt sich hier um einen gefühlvollen, schönen Roman, ideal um ein Wochenende abzuschalten; weltbewegend ist er aber nicht.
Meine Prognose ist, dass es in einigen Jahren von Brigitte Janson einen Roman gibt von einer Parfummacherin namens Leni zur Zeit der Weimarer Republik. Ich würde ihn auf jeden Fall gerne lesen.