„Die tote Wassernixe“ ist der zweite Teil der „von Klint und Berg“-Serie von Anki Edvinsson und das erste Buch der schwedischen Autorin, das ich gelesen habe. Und, was soll ich sagen: es hat mich begeistert. Schande über mich, dass ich den ersten Teil „Der tote Schnee-Engel“ noch nicht kenne. Die
Geschichte ist unglaublich spannend erzählt, vielseitig und vielschichtig konstruiert und wartet am…mehr„Die tote Wassernixe“ ist der zweite Teil der „von Klint und Berg“-Serie von Anki Edvinsson und das erste Buch der schwedischen Autorin, das ich gelesen habe. Und, was soll ich sagen: es hat mich begeistert. Schande über mich, dass ich den ersten Teil „Der tote Schnee-Engel“ noch nicht kenne. Die Geschichte ist unglaublich spannend erzählt, vielseitig und vielschichtig konstruiert und wartet am Schluss mit einem überraschenden Paukenschlag auf. Was will man von einem Krimi mehr?
Aber von vorn.
Im nordschwedischen Umeå kommt es innerhalb von vier Wochen zu vier Raubüberfällen. Eine Jugendbande treibt ihr Unwesen, mutmaßlich handelt es sich dabei um drei Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Bevölkerung fordert Ermittlungsergebnisse, vor allem der Vater eines der Opfer schwört Rache. Während die Polizei mit Hochdruck arbeitet, passiert ein grausamer Mord, der die ganze Aufmerksamkeit von Charlotte von Klint und Per Berg fordert. Eine Frau in den Fünfzigern wird ermordet unter am Kai unter der Tegsbrücke gefunden. Die Leiche weist Verletzungen auf, die möglicherweise durch Folter entstanden sind, dazu wurden der Frau alle Zähne gezogen. Kurz darauf erschüttert ein Selbstmordattentat die Stadt. Ausgerechnet einer der Jugendlichen, die bezüglich der Raubüberfälle im Fokus der Ermittler stehen, sprengt sich auf dem Rathausplatz in die Luft. Aber irgendetwas kommt Charlotte von Klint an der ganzen Sache seltsam vor. War es überhaupt ein Selbstmord? Während die Polizei noch in aller möglichen Richtungen ermittelt, überschlagen sich die Ereignisse und die Zeit wird knapp.
„Die tote Wassernixe“ bietet für mich alles, was ich von einem Krimi erwarte. Einen sich konstant aufbauenden Spannungsbogen, eine gut konstruierte, vielseitige und vielschichtige Geschichte und ein bisschen Privatleben der Ermittler. Deshalb kann das Buch bei mir auf ganzer Linie punkten. Sprachlich fand ich es sehr ansprechend, auch die Übersetzung ist handwerklich gut gelungen. Die Charaktere, egal, ob Protagonisten oder „Nebenrollen“ sind mit Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen sehr detailreich ausgearbeitet und die Exkurse in ihr Privatleben boten ein gutes Gegengewicht zu den Ermittlungen in den grausigen Fällen. Der Kampf von Pers Frau Mia gegen Krebs und Charlottes noch frisches Liebesglück mit ihrem Kollegen Ola machen die Ermittler nahbar und sympathisch. Obwohl ich den ersten Teil der Reihe noch nicht kenne, konnte ich der Handlung problemlos folgen, etwaige Lücken füllt die Autorin durchweg auf, sodass man auch ohne Vorkenntnisse Spaß an dem Buch haben kann. Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von rund zwei Wochen und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was dem Spannungsbogen sehr zuträglich ist. Konzeptionell ist der Prolog hervorragend gewählt. Ein Teil der Geschichte spielt in den acht Tagen davor, der Rest etwa in der Woche danach.
Mit ihrem Krimi greift Anki Edvinsson gleich mehrere hochaktuelle und brisante Themen auf, vor allem natürlich (illegale) Migration und Ausländerfeindlichkeit. Sie beschreibt in diesem Zusammenhang (rassistisch geprägte) Vorurteile, aber auch die rosarote Brille Verliebter. Insgesamt war das Buch für mich ein absoluter Pageturner, der Schluss ist stimmig und hat mich tatsächlich vollkommen überrascht. Einzig die Assoziation der ersten Toten mit einer Wassernixe aufgrund des Designs ihrer Hose und der Auffindesituation der Leiche (Design der Hose, die auf der Wasseroberfläche treibenden Haare), fand ich sehr konstruiert. Aber damit passt der Titel zumindest im Deutschen zum Vorgänger-Band „Der tote Schnee-Engel“ und zeigt deutlich, dass es sich hier um eine Serie handelt. Ich bin gespannt, wie der nächste Teil heißt, ich freue mich auf jeden Fall darauf. Dieses Buch hier macht ganz sicher Lust auf mehr, zumal es mit einem fulminanten Cliffhanger endet. Ich gebe dafür gerne eine Lese-Empfehlung ab und vergebe fünf Sterne.