Barcelona dreimal anders
Die Stadt Barcelona ist so gut bekannt wie unbekannt. Die freie Journalistin Anna Silber reist nach Barcelona. Ihr Plan A: einen Reiseführer „mal anders“ zu schreiben. Sie will einen der größten Urlaubsorte Europas von einer anderen Seite zeigen. Von der Seite, die dem
Urlauber unbekannt ist. „Andere“ Straßen, „andere“ Sehenswürdigkeiten, „andere“ Wohnmöglichkeiten,…mehrBarcelona dreimal anders
Die Stadt Barcelona ist so gut bekannt wie unbekannt. Die freie Journalistin Anna Silber reist nach Barcelona. Ihr Plan A: einen Reiseführer „mal anders“ zu schreiben. Sie will einen der größten Urlaubsorte Europas von einer anderen Seite zeigen. Von der Seite, die dem Urlauber unbekannt ist. „Andere“ Straßen, „andere“ Sehenswürdigkeiten, „andere“ Wohnmöglichkeiten, „andere“ Restaurants und Bars, „andere“ Läden. Von Anfang an geht der Plan schief, weil Anna gerade am ersten Tag, bei der ersten Fahrt zu ihrer Wohnung eine vom Dach „geflogene“ Leiche praktisch vor ihre Füße bekommt. Willst du Barcelona mal anders? Zack! Eine Leiche ist da.
Daraus folgt, ganz spontan, der Plan B: der Mordkommission von Barcelona zu helfen, eine mysteriöse Reihe von Mordfallen aufzuklären. Weil nämlich Anna Silber „zufällig“ ein außergewöhnliches Kriminaltalent hat. Aus der Mischung von den beiden Plänen entsteht eine Geschichte, die Stefanie Kremser bunt und spannend beschreibt.
Es scheint hier drei separate Geschichten zu geben:
1. Alternativer Urlaubsort Barcelona, mit Köchen, die alle Gerichte nur aus Süßigkeiten zubereiten, mit Künstlerinnen, die ihre gesamten Werke aus Filz produzieren, usw.
2. Düstere Stadt Barcelona mit toten Gassen, durch den Kot beschmierten Briefkasten, schäbigen Treppenhäusern, kaputten Aufzügen und vom Leben abgeschnittenen Wohnungen, die zum Wohnen gar nicht mehr passen. Also ein großer Spielplatz der internationalen Immobilienmafia, die sich bemüht, die ganze Stadt zu einem Verkaufsobjekt zu verwandeln.
3. Ein riesiger Tatort, auf dem ein Serienmörder nach unglaublichem Muster kaltblutige Morde „sät“.
Gut ist, dass diese „separaten“ Geschichten, die uns so viel über eine Stadt erzählen (übrigens auf knapp 240 Seiten), am Ende in eine ganzheitliche Geschichte fließen. Bis zu einem bestimmten Punkt könnte man sagen, dass es drei Bücher in einem Band sind, deren Seiten nebeneinander wie Unterlagen oder Löschpapierblätter nebst fragmentarischem Original durchgemischt sind. Und plötzlich wird alles zu einem. Jede Geschichte hat ein eigenes Geheimnis, aber alle Geheimnisse werden letztendlich mit einem einzigen Schlüssel geknackt. Ja, das ist toll.
Nicht besonders gut ist, dass der Mörder, der keine Spur hinterlässt und wie ein unbesiegbares Monster wirkt, im Finale relativ einfach erwischt wird, und zwar von Anna Silber allein. Große Spannung im Vordergrund führt zu einem relativ kleinen Funken bei der Lösung. Eigentlich wollte man etwas Größeres zum Nachtisch.