korallen hinter glas verbannt, fische, muscheln. der boden eine tiefseeattrappe setzt schlamm im becken ab wo du dich hindurchzwängst, sind alle arme in arbeit du kannst mit der haut sehen, dein haupt kann gehen und berührt an vier seiten nur glas. dem tierpfleger speist du das halbe aquarium ins gesicht. die beleuchtung längst ausgelöscht vom wasserstrahl. acht arme, drei herzen, der körper ein hirn. vom blick der besucher müd geworden. jeder spalt im deckel ein fluchtimpuls. farbwechsel, das ist dein liebesspiel mit tastenden bewegungen deiner tentakel die schlierigen kacheln entlang ins offene abflussrohr hinaus in die see. ~~~ "Dieses physikalische Weltbild erhält seine poetische Aufladung und Inspiriertheit durch einen gehörigen Schuss Metaphysik, der erst aus dem Nüchternen das Wunderbare, aus Wissenswertem den Zündfunken von Geheimnissen werden lässt, der den Gedichten ihr transzendentes Ingenium verleiht." -Richard Pietraß anlässlich der Verleihungdes Dresdner Lyrikpreis 2012
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Ewart Reder ist beeindruckt von der Konkretion des poetischen Denkens, das Hartwig Mauritz in seinem neuen Gedichtband "die toten schlafen fest" vorführt. Der Band ist in vier Werkgruppen eingeteilt: Die erste thematisiert anhand von alten Familienfotos mit dem Erinnern auch die Grenzüberschreitung, die Mauritz poetisch inszeniert; die letzte nimmt die Thematik von Visualität und Bildlichkeit wieder auf. Allein die an zweiter Stelle folgenden, allzu gleichförmigen Tiergedichte überzeugen Reder nicht. Umso mehr jedoch die Variationen auf Technik und Physik, in denen Mauritz Alan Turing und John Searle zu Wort kommen lässt, um nach der Differenz von menschlichem Denken und künstlicher Intelligenz zu fragen. Für ein bewegliches Denken, das sprachliche Bedeutungsweisen exponiert, sind die Gedichte dem Rezensenten zufolge selbst beispielhaft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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