Oft genug wird auf die Bedeutung der Bestattung für die Trauer abgehoben. Doch eigentlich betrauern wir nicht die Verstorbenen, sondern uns selbst. Der Tod eines nahen Angehörigen kann die größte Krise sein. Viele Menschen sind über lange Zeit nicht mit dem Tod in Berührung gekommen und haben nicht gelernt, wie Bestatten eigentlich geht. Doch ist es für die sogenannten Bestattungspflichtigen eine Aufgabe, die zugleich eine Herausforderung oder gar ein Problem sein kann. Neben den zu beachtenden gesetzlichen Vorschriften und der nicht zu unterschätzenden finanziellen Seite sehen sich die Trauernden mit Fragen konfrontiert, die sie vorher nie gestellt haben, etwa ob sie Kinder mit zu einer Bestattung nehmen sollen. Tun sich Menschen leichter, die noch in klaren religiösen und kulturellen Kontexten verwurzelt sind? Wieweit bestimmt der Zeitgeist unser Bestattungsverhalten, indem zum Beispiel ökologische Nachhaltigkeit betont wird? Die Vorstellungen von einer »richtigen Bestattung« haben sich im Lauf der Menschheitsgeschichte tatsächlich mehrfach gewandelt. Heutzutage verschwinden Gräber zunehmend in der Anonymität oder im Wald. Doch es gibt noch weitere Alternativen zu den herkömmlichen Friedhöfen oder den Gräbern in Wald und Flur. All diesen Fragestellungen widmet sich das Leidfaden-Themenheft zur Bestattungskultur.