Einige Jahre in der Fremde unterwegs zu sein, war im mitteleuropäischen Handwerk über Jahrhunderte hinweg üblich. Die Tour der Gesellen war Gegenstand politischer Debatten, sie inspirierte Dichter und findet sich in vielen detail- und episodenreichen autobiographischen Berichten beschrieben. Dabei ging es nicht nur um Arbeit, Ausbildung und Bewährung im Handwerk. Die Tour bot Raum für mehr: fremde Länder und Sitten kennen zu lernen, sich zu bilden oder Abenteuer zu erleben. Sigrid Wadauer beschreibt anhand autobiographischer Texte, die sie in einer systematischen und vergleichenden Analyse auswertet, die Vielfalt der Gesellentouren und das daraus entstandene handwerkliche Migrationssystem.