Die vorliegende Studie versucht im Rückblick auf das Reformationsjubiläum 2017 Bilanz zu ziehen. Kritisch betrachtet sie die ökumenische Euphorie, die im Jubiläumsjahr vor allem auf katholischer Seite erkennbar wurde, und plädiert nachdrücklich für eine Ökumene der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit. Die entscheidende Differenz zwischen den Neugläubigen und den Altgläubigen erkennt sie in der reformatorischen Skepsis gegenüber der "ratio", welche die Reformatoren dazu geführt hat, auf der einen Seite den Glauben der Kirche irrational zu verstehen und dem Subjektivismus zu überantworten und ihn auf der anderen Seite, vor allem in der auf die Reformation folgenden Entfaltung des Protestantismus, zu rationalisieren und zu naturalisieren. Während die Neugläubigen den christlichen Glauben irrational verstehen oder deuten, halten die Altgläubigen fest an seiner Rationalität, an der Überzeugung, dass etwas, das gegen die Vernunft ist, nicht geoffenbart sein kann, und dass die Glaubensgeheimnisse als solche nicht gegen die menschliche Vernunft sind und sein können, dass sie diese jedoch übersteigen, die menschliche Vernunft, nicht die göttliche.