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Wir hatten uns in Rom in der Karwoche kennen gelernt. Nun schließt man nirgends so leicht Bekanntschaft, als in Rom. Nirgends so leicht, so herzlich und wieder so flüchtig. In einer erhöhten Stimmung, voll dunkler Ahnungen, Sehnsüchte und Erwartungen betritt man den Boden der Ewigen Stadt. Als stünde man vor tausend Erfüllungen. Sie werden doch auch einem jeden. Nur einem jeden anders, als er sich's vorher gedacht. So verheißt nur noch das Leben. Und nur noch das Leben selber gibt in ähnlicher Weise und Fülle. Es kommt alles; nur wider alle Berechnung und gegen jede Vermutung. Ist es aber…mehr

Produktbeschreibung
Wir hatten uns in Rom in der Karwoche kennen gelernt. Nun schließt man nirgends so leicht Bekanntschaft, als in Rom. Nirgends so leicht, so herzlich und wieder so flüchtig. In einer erhöhten Stimmung, voll dunkler Ahnungen, Sehnsüchte und Erwartungen betritt man den Boden der Ewigen Stadt. Als stünde man vor tausend Erfüllungen. Sie werden doch auch einem jeden. Nur einem jeden anders, als er sich's vorher gedacht. So verheißt nur noch das Leben. Und nur noch das Leben selber gibt in ähnlicher Weise und Fülle. Es kommt alles; nur wider alle Berechnung und gegen jede Vermutung. Ist es aber einmal da, so begreift man, es hätte nur so und sonst in keiner Weise in Wirksamkeit treten können und dürfen, als es geschehen ist. Freilich braucht es manchmal Zeit, ehe einem diese Notwendigkeit einleuchtet. Und dann hadert man und möchte verzagen. Vor dem Leben, wie vor Rom. Dazu der unendliche Zusammenfluß von Menschen in dieser einen Stadt und just um diese Zeit des Jahres. Sie überfüllen zu gewissen Stunden den Korso mit ihrem Leben, ihrem nicht immer sehr rücksichtsvollen Italienisch, ihren fremden Sprachen; benehmen sich laut und wie zu Hause in den stolzen Palästen der römischen Nobilität. Und wieder zu andern Stunden schwärmen sie aus. Sie überfluten die Galerien und Sammlungen; mit klappenden Tritten verjagen sie die Andacht aus den Kirchen; sie dringen in die Kampagna und scheuchen die heilige Stille, die sonst, dem braunen Rebhuhn gleich, sich an ihren Boden schmiegt. Es ist nicht anders, als wär' in ein Rudel recht gieriger Hunde von allen Gattungen und Temperamenten ein tüchtiger Brocken Fleisch geworfen worden. Jeder schnappt, schlingt gierig und sucht in seiner Art mit seinem Bissen fertig zu werden, sein Stück Rom sich zuzueignen und es zu verdauen. Nur freilich ¿ Rom bleibt intakt dabei.
Autorenporträt
Jakob Julius David wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen deutschsprachigen Pächters in Mähren geboren. Die Familie übersiedelte bald nach Fulnek, wo der Vater starb. David wuchs in Söhle auf und besuchte die Gymnasien in Kremsier und Troppau. Hier erkrankte er 1873 schwer an Typhus, wodurch er in seinem Sehvermögen stark eingeschränkt wurde. Außerdem war er seither schwerhörig. Dennoch begann er 1877 in Wien mit dem Studium der Germanistik und Geschichte und nahm lebhaften Anteil am studentischen Leben der Hauptstadt. Da ihm aufgrund seiner Behinderung der Lehrberuf verwehrt war, arbeitete er zunächst als Hauslehrer und dann als Journalist. Jakob Julius David war als Redakteur und Journalist tätig, u. a. für die Wiener Mode, die Zeit, die Montagsrevue, die Wiener Allgemeine Zeitung, das Neue Wiener Journal und die Wiener Zeitung. Daneben war er freier Schriftsteller. Im Jahr 1889 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Philosophie. Er wechselte vom Judentum zum Katholizismus, was aber keine große Bedeutung hatte, da er weiterhin in regem Kontakt zu jüdischen Persönlichkeiten stand und für jüdische Publikationen, wie die Österreichische Wochenschrift, philosemitische Artikel verfasste. 1891 heiratete David Juliane Ostruska, der Ehe entstammte eine Tochter. 1899 machte er eine ausgedehnte Italienreise. Jakob Julius David schloss sich der Freimaurerloge Zukunft an, für deren Zeitschrift Zirkel er Beiträge verfasste. 1905 erkrankte er an Bronchialkrebs und starb 1906 im Alter von 47 Jahren in Wien und ist auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 52) in einem Ehrengrab beerdigt.