Der Calvinismus hat die Welt verändert: Sittenstreng, asketisch und bilderfeindlich hat er zur Entstehung des Kapitalismus beigetragen. Volker Reinhardt erzählt anschaulich, wie es dem wortgewaltigen Prediger Johannes Calvin (1509 - 1564) gelungen ist, eine ganze Stadt auf einen rigiden moralischen Kurs einzuschwören und zu einem "reformierten Rom" zu machen.
Vor rund 500 Jahren fand in Genf unter Führung Calvins ein Menschheits-Experiment statt. Sein Ziel war es, zum Ruhme Gottes die Gemeinde im Glauben zusammenzuschweißen und eine neue, strenge Ordnung des Lebens durchzusetzen: ohne Fluchen, Kartenspielen, Bankette und Ehebruch, stattdessen dem Gebet, der Arbeit und der Selbstprüfung gewidmet - unter dem wachsamen Auge der Nachbarn und unter der Aufsicht unermüdlicher Kontrollorgane. Volker Reinhardt zeigt, mit welchen Methoden der Überzeugung, aber auch der Abschreckung dieser Versuch einer umfassenden Disziplinierung schließlich gelungen ist. Und er macht deutlich, welche elementaren Entwicklungen von Genf ausgingen, die die Welt bewegten und sie - in Europa und den USA - bis heute prägen.
Vor rund 500 Jahren fand in Genf unter Führung Calvins ein Menschheits-Experiment statt. Sein Ziel war es, zum Ruhme Gottes die Gemeinde im Glauben zusammenzuschweißen und eine neue, strenge Ordnung des Lebens durchzusetzen: ohne Fluchen, Kartenspielen, Bankette und Ehebruch, stattdessen dem Gebet, der Arbeit und der Selbstprüfung gewidmet - unter dem wachsamen Auge der Nachbarn und unter der Aufsicht unermüdlicher Kontrollorgane. Volker Reinhardt zeigt, mit welchen Methoden der Überzeugung, aber auch der Abschreckung dieser Versuch einer umfassenden Disziplinierung schließlich gelungen ist. Und er macht deutlich, welche elementaren Entwicklungen von Genf ausgingen, die die Welt bewegten und sie - in Europa und den USA - bis heute prägen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2009BÜCHER ZUM 500. GEBURTSTAG
Reiner Rohloff: Calvin kennenlernen. Der Pastor einer evangelisch-reformierten Kirchengemeinde gibt einen guten knappen Überblick über das Leben und Wirken des Reformators. Die Gliederung ist klar, karg und bilderlos wie eine calvinistische Kirche: Einleitung, Leben, Werk, Wirkung, Ausblick und Literatur heißen die Rubriken. Der Pastor kennt seinen Calvin und das umfassende Schrifttum über ihn. Er ist nicht unparteiisch. Wer das bedenkt, liest das Buch mit Gewinn.
Vandenhoeck & Ruprecht, 96 Seiten, 8,90 Euro.
Volker Reinhardt: Die Tyrannei der Tugend Der Historiker deutet Calvins Wirken in Genf als Menschheits-Experiment mit dem Ziel, die Gemeinde im Glauben zusammenzuschweißen und eine strenge Ordnung des Lebens durchzusetzen: dem Gebet, der Arbeit und der Selbstprüfung gewidmet. Moralkontrolle regierte. Reinhardt zeigt überzeugend, wie es dem Flüchtling Calvin gelang, gegen Teile des Bürgertums sein strenges Sittenregime durchzusetzen und dessen Prinzipien in die Welt hinauszutragen.
C.H.Beck, 270 Seiten, 24,90 Euro.
Stefan Zweig: Castellio gegen Calvin. Castellio war ein wortmächtiger Widersacher Calvins und Verteidiger Servets, der unter Calvins Mitwirkung auf dem Scheiterhaufen endete. Der Autor erhöht den Zwist zu einem Kampf zwischen Freiheit und Menschlichkeit gegen Tyrannei und Intoleranz. Eine fulminante Anklage, die Calvin nennt und Hitler meint.
S. Fischer, 245 Seiten, 19,90 Euro.
Peter Opitz: Leben und Werk Johannes Calvins Der Autor zeichnet detailverliebt und gut verständlich das Leben des Reformators chronologisch nach. Die wichtigsten Lebensstationen werden beschrieben, ebenso die Arbeitsfelder und die Konflikte. Der Schweizer Theologe nimmt häufig Bezug auf die Schriften Calvins, die er einbettet in die historischen Umstände. So lesen wir nicht nur über Calvin, sondern auch von ihm. Der Autor erweist sich als großer Calvin-Kenner. Sein Buch dürfte vor allem Menschen ansprechen, die sich gelegentlich auch einmal mit theologischen Fragen beschäftigen möchten.
Vandenhoeck & Ruprecht, 176 Seiten, 16,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Reiner Rohloff: Calvin kennenlernen. Der Pastor einer evangelisch-reformierten Kirchengemeinde gibt einen guten knappen Überblick über das Leben und Wirken des Reformators. Die Gliederung ist klar, karg und bilderlos wie eine calvinistische Kirche: Einleitung, Leben, Werk, Wirkung, Ausblick und Literatur heißen die Rubriken. Der Pastor kennt seinen Calvin und das umfassende Schrifttum über ihn. Er ist nicht unparteiisch. Wer das bedenkt, liest das Buch mit Gewinn.
Vandenhoeck & Ruprecht, 96 Seiten, 8,90 Euro.
Volker Reinhardt: Die Tyrannei der Tugend Der Historiker deutet Calvins Wirken in Genf als Menschheits-Experiment mit dem Ziel, die Gemeinde im Glauben zusammenzuschweißen und eine strenge Ordnung des Lebens durchzusetzen: dem Gebet, der Arbeit und der Selbstprüfung gewidmet. Moralkontrolle regierte. Reinhardt zeigt überzeugend, wie es dem Flüchtling Calvin gelang, gegen Teile des Bürgertums sein strenges Sittenregime durchzusetzen und dessen Prinzipien in die Welt hinauszutragen.
C.H.Beck, 270 Seiten, 24,90 Euro.
Stefan Zweig: Castellio gegen Calvin. Castellio war ein wortmächtiger Widersacher Calvins und Verteidiger Servets, der unter Calvins Mitwirkung auf dem Scheiterhaufen endete. Der Autor erhöht den Zwist zu einem Kampf zwischen Freiheit und Menschlichkeit gegen Tyrannei und Intoleranz. Eine fulminante Anklage, die Calvin nennt und Hitler meint.
S. Fischer, 245 Seiten, 19,90 Euro.
Peter Opitz: Leben und Werk Johannes Calvins Der Autor zeichnet detailverliebt und gut verständlich das Leben des Reformators chronologisch nach. Die wichtigsten Lebensstationen werden beschrieben, ebenso die Arbeitsfelder und die Konflikte. Der Schweizer Theologe nimmt häufig Bezug auf die Schriften Calvins, die er einbettet in die historischen Umstände. So lesen wir nicht nur über Calvin, sondern auch von ihm. Der Autor erweist sich als großer Calvin-Kenner. Sein Buch dürfte vor allem Menschen ansprechen, die sich gelegentlich auch einmal mit theologischen Fragen beschäftigen möchten.
Vandenhoeck & Ruprecht, 176 Seiten, 16,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Jürg Altwegg ist begeistert von diesem Buch über Calvin und die Reformation in Genf. Der Band ist betitelt als "Tyrannei der Tugend", denn, so erfahren wir, der Autor und Historiker Volker Reinhardt versteht die Reformation als zumindest "im Keim totalitäre Veranstaltung". Reinhardts Publikation ist exzellent geschrieben, findet der Rezensent, der in diesem Buch zudem ein großes Maß an Aktualität erkennt. Einen "machiavellistischen Scharfsinn" attestiert Altwegg dem Autor für die Darlegung der verschiedenen Interessen an der Hinrichtung des Ketzers Michel Servet: Der wurde sowohl von der Genfer Regierung geopfert, um gegenüber Calvin religiöse Standfestigkeit unter Beweis zu stellen, als auch vom Reformisten selbst, um dem Papst entgegenzukommen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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