Ich gehöre zwar nicht unbedingt zur Zielgruppe, arbeite aber in einer Buchhandlung und interessiere mich besonders für Kinder- und Jugendliteratur. Da es mir Mystery-Themen besonders angetan haben, war ich sehr neugierig auf diesen Titel. Erhofft hatte ich mir einen spannenden Thriller mit
interessanten Charakteren. Der Klappentext klang jedenfalls sehr vielversprechend.
Leider wurde ich maßloß…mehrIch gehöre zwar nicht unbedingt zur Zielgruppe, arbeite aber in einer Buchhandlung und interessiere mich besonders für Kinder- und Jugendliteratur. Da es mir Mystery-Themen besonders angetan haben, war ich sehr neugierig auf diesen Titel. Erhofft hatte ich mir einen spannenden Thriller mit interessanten Charakteren. Der Klappentext klang jedenfalls sehr vielversprechend.
Leider wurde ich maßloß enttäuscht: Bereits nach den ersten Seiten dachte ich mir "Moment mal - das kenne ich doch irgendwoher!" Die Schule, die in "Die Übersinnlichen" beschrieben wird, ähnelt sehr dem Institut von "Second Sight" (eine Jugendbuchserie, von der ich sehr begeistert bin). Dies hatte zur Folge, dass ich während dem Lesen immer letzteres vor Augen hatte. Die Charaktere und einzelne Eigenschaften kamen mir ebenfalls seltsam bekannt vor. Ein paar Beispiele: auch hier gibt es eine Institutspsychologin, ein Mädchen mit roter Lockenmähne, einen schüchternen Typen, der hellsehen kann und dessen Schwester beim Eislaufen ertrunken ist, weshalb er sich natürlich Vorwürfe macht (vgl. Andy in "Second Sight" dessen bester Freund beim Eislaufen fast ertrunken und seither schwer behindert ist) - ja, sogar einen Hausmeister, der mit einer Flinte durch die Gegend rennt. Dass Frau Rauchhaus von "Second Sight" inspiriert wurde, ist wohl offensichtlich. Für manche Leser (insbesondere die, die "Second Sight" nicht kennen) mag das vernachlässigbar sein. Mich hat es extrem gestört.
Trotzdem habe ich anfangs noch versucht, dem Buch eine Chance zu geben. Die Fähigkeiten, die die Personen haben, sind sehr unterschiedlich und teilweise auch recht interessant: neben Telekineten und Hellsehern gibt es hier auch Schüler, die Materialien erweichen oder Gedanken manipulieren können. Spannend klang zunächst auch die Fähigkeit der Hauptfigur Jana - sie kann Trugbilder entstehen lassen. Leider wird auf die Fähigkeiten selbst nicht wirklich eingegangen. Es ist zwar immer wieder davon die Rede, dass die Jugendlichen ihre Kräfte trainieren und Jana Angst hat, dass ihre Fähigkeit zu stark wird, aber das Ganze wirkt insgesamt einfach zu schwammig. Verschenktes Potenzial! Die Personen bleiben allesamt blass und selbst die Hauptfigur kam mir trotz Ich-Perspektive merkwürdig distanziert vor. Ich hatte jedenfalls zu keiner Zeit das Gefühl, in die Handlung einzutauchen, da mich die Erzählweise völlig kalt ließ. Die "Second Sight"-Bücher werden aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt und die Charaktere sind viel differenzierter dargestellt, jeder der vier hat einfach etwas ganz Besonderes und man kann sich ihre paranormalen Kräfte gut vorstellen. Bei den "Übersinnlichen" hatte ich dagegen Mühe, die Leute auseinanderzuhalten.
Man muss sagen, dass sich das Buch relativ flüssig lesen lässt, wobei einige Wiederholungen ("taxieren") etwas nerven. Von dem angepriesenen Witz konnte ich leider nicht allzu viel entdecken, die Gags wirkten teilweise sehr bemüht. Ab etwa der Hälfte soll es dann nochmal so richtig spannend werden. Natürlich wollte ich wissen, wie es ausgeht, aber das Ende fand ich letztlich eher halbgar. Alles in allem konnte mich die Geschichte überhaupt nicht überzeugen. Selbst die große Auflösung ist für Leser, die X-Men kennen, nicht besonders originell. "Die Übersinnlichen" ist einfach nur ein schlechter Abklatsch der Reihe "Second Sight", deshalb vergebe ich nur einen Stern. Zudem ist das Buch (broschiert, 272 Seiten) meiner Meinung nach mit 14,95 Euro auch viel zu teuer.
Fazit: Ich bin froh, dass ich dafür kein Geld ausgegeben habe. Schade ist es nur um die Zeit. Man kann dieses Buch getrost ignorieren. Lieber auf den 3. Band von "Second Sight" warten!