Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. SOS. Jeder kennt das Morse-Alphabet. Und wenngleich heute eher gesmsst und getwittert wird, sind auch die Ausdrücke "morsen" oder "anmorsen" jedem ein Begriff. Doch wer oder was verbirgt sich hinter Morse? Seit wann wird gemorst? De facto handelt es sich bei Samuel Finley Morse, dem Erfinder des berühmten Alphabets, um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts: Er war Professor für Malerei und mit über 300 Bildern selbst ein bekannter amerikanischer Maler; zugleich entwickelte er neben dem Morsecode den ersten elektrischen Telegrafen - und legte damit den Grundstein für unsere gesamte moderne Computer- und Kommunikationstechnologie. Morses Doppelbegabung, das Zusammenspiel von künstlerischer Fantasie und technischem Geschick, erwies sich als höchst produktiv, und so überrascht es kaum, dass sein erster Telegraf aus einer Staffelei entstand. Seine Erfindungen und das Verlegen des ersten Atlantikkabels ermöglichten eine erste Form der blitzschnellen Kommunikation, die Morse wenige Jahre zuvor selbst dringend gebraucht hätte: Der Reisende erfuhr vom Tod seiner Frau erst nach deren Begräbnis. "Der amerikanische Leonardo": So wurde Samuel Finley Morse oft genannt. In ihrer romanhaft erzählten Biografie beleuchtet Margit Knapp die weitreichende Bedeutung seiner technischen Errungenschaften, aber auch den Wechsel von tragischen Tiefschlägen und heroischen Höhepunkten im Leben dieses außergewöhnlichen Künstlers und Erfinders, über den in Deutschland bisher nur wenig bekannt ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2012Kontaktbeschleuniger
Als er starb, war er einer berühmtesten Amerikaner und wurde mit Leonardo da Vinci verglichen. Heute, ein paar technische Revolutionen später, ist er beinahe vergessen. Dabei war seine Erfindung konstitutiv für die Beschleunigung der Kommunikation: Samuel Finley B. Morse schuf die Apparatur und das Alphabet, das die Langsamkeit überwand, wie es der Titel hübsch formuliert. Der Sohn eines calvinistischen Priesters aus Charlestown (Massachusetts) kannte nur Nachrichten, die mit der Geschwindigkeit einer Postkutsche reisten - bei seinem Tod existierte ein weltumspannendes Netz von Telegraphenstationen. Klarer Fall einer Doppelbegabung: Morse war von Haus aus Porträtmaler, Bildhauer und Professor an der New Yorker Universität. Zur technischen Begabung kam die Neugier auf Experimente - und die Idee, mittels Elektrizität Signale zu übertragen. 1840 wurde der Morse-Apparat patentiert und begann seinen Siegeszug um die Welt. Die Literaturwissenschaftlerin Margit Knapp erzählt diese Lebensgeschichte in einem handwerklich liebevoll gemachten Buch eher romanhaft als wissenschaftlich. Dass Morse die Abschaffung der Sklaverei verdammte, situiert den Mann dann doch in einer noch größeren historischen Ferne als seine Erfindung. Denn auch die ist schon Geschichte. (Margit Knapp: "Die Überwindung der Langsamkeit". Samuel Finley Morse - der Begründer der modernen Kommunikation. Mare Verlag, Hamburg 2012. 192 S., geb., 19,90 [Euro].) hhm
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als er starb, war er einer berühmtesten Amerikaner und wurde mit Leonardo da Vinci verglichen. Heute, ein paar technische Revolutionen später, ist er beinahe vergessen. Dabei war seine Erfindung konstitutiv für die Beschleunigung der Kommunikation: Samuel Finley B. Morse schuf die Apparatur und das Alphabet, das die Langsamkeit überwand, wie es der Titel hübsch formuliert. Der Sohn eines calvinistischen Priesters aus Charlestown (Massachusetts) kannte nur Nachrichten, die mit der Geschwindigkeit einer Postkutsche reisten - bei seinem Tod existierte ein weltumspannendes Netz von Telegraphenstationen. Klarer Fall einer Doppelbegabung: Morse war von Haus aus Porträtmaler, Bildhauer und Professor an der New Yorker Universität. Zur technischen Begabung kam die Neugier auf Experimente - und die Idee, mittels Elektrizität Signale zu übertragen. 1840 wurde der Morse-Apparat patentiert und begann seinen Siegeszug um die Welt. Die Literaturwissenschaftlerin Margit Knapp erzählt diese Lebensgeschichte in einem handwerklich liebevoll gemachten Buch eher romanhaft als wissenschaftlich. Dass Morse die Abschaffung der Sklaverei verdammte, situiert den Mann dann doch in einer noch größeren historischen Ferne als seine Erfindung. Denn auch die ist schon Geschichte. (Margit Knapp: "Die Überwindung der Langsamkeit". Samuel Finley Morse - der Begründer der modernen Kommunikation. Mare Verlag, Hamburg 2012. 192 S., geb., 19,90 [Euro].) hhm
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Angetan zeigt sich Rezensent Florian Welle von Margit Knapps Biografie Samuel Finley B. Morses, dem Erfinder der Morse-Telegrafie und des Morse-Alphabets. Das gut geschriebene und schön bebilderte Buch hat ihm aber nicht nur den Erfinder Morse näher gebracht. Auch über den gescheiterten Künstler, den zerrissenen Familienmenschen, den Protestanten, Kriegsgegner und Sklavereibefürworter, den rastlosen Getriebenen hat er eine Menge erfahren. Technisches Detailwissen und eine Einordnung der Morse-Telegrafie in eine umfassende Kommunikationsgeschichte zu liefern, war nicht das Anliegen der Autorin, hält Welle fest. Ihr gehe es eher darum, ein Gesamtbild des Menschen Morse zu zeichnen. Das ist ihr nach Ansicht des Rezensenten bestens gelungen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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