"Man macht es sich heute in der Beurteilung der Anthroposophie bequem. Weil Steiner nicht polemisch gegen den Theismus aufgetreten ist, weil er seine Weltanschauung als 'Theosophie' dargestellt hat, wähnt man, es mit einem Versuche der Konservierung des theistischen Weltbildes zu tun zu haben. Eine oft genug herausfordernd mangelhafte Sachkenntnis der Beurteiler Steiners dient der Stützung dieses Wahnes. Und doch wird eine nicht zu ferne Zukunft begreifen lernen, dass mit dem Auftreten der Anthroposophie die Liquidierung des Theismus in die Endphase eingetreten ist. Vielleicht verwechselt man zu leicht die zeitbedingten Äußerungsformen der Anthroposophie mit dem geistigen Kern des Faktums Steiner. Die drängende Aufgabe der Zeit besteht zwar in der Assimilierung und Verarbeitung, in der Abfindung mit der unerhörtesten Vorstellungsbereicherung, wie sie wohl noch nie von einem Einzelnen bewirkt wurde. Es ist indessen zweierlei: im Genusse dieses Reichtums zu leben, oder sich Gedanken darüber machen, wodurch aus philosophischen Gründen die Erkenntnis- und Weltanschauungsposition der Anthroposophie wahr ist." Dieser Band gibt den Hauptinhalt von Heft 5 der "Rudolf Steiner-Blätter" (1929 in Hamburg von Ballmer herausgegeben) wieder, welches den Titel trug: "Rudolf Steiner und die jüngste Philosophie". Die Auseinandersetzung wird v.a. mit Max Scheler geführt, aber auch mit Dietrich Heinrich Kerler und mit Nicolai Hartmann. Ballmer sieht den "Vortrupp der Philosophie" dort ankommen, von wo Steiner vor einigen Jahrzehnten aufgebrochen ist, nämlich bei der "Wahrnehmung einer nicht neuen Aufgabe: der Liquidierung des Theismus". Insofern rundet dieser Band – nach "Das Ereignis Rudolf Steiner" und der Bejahung des Kultus in "Anthroposophie und Christengemeinschaft" – mit seiner Verneinung der Glaubens an einen extramundanen Weltenlenker diese beiden Bände ab, indem er ihre Begrifflichkeit fortführt.