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Jeden Abend treffen sich Alex und seine "Droogs" in der Milchbar und ziehen dann, mit Drogen aufgeheizt und in ihrem Spezialjargon sprechend, durch die Nacht, eine blutige Spur von Brutalität, Schlägerei, Verwüstung und Vergewaltigung hinter sich lassend. Alex ist der schlimmste von allen, der Beethovens Musik besonders liebt, weil sie seine Gewaltlust zusätzlich anstachelt und inspiriert. Als er aber in das Haus einer Katzenliebhaberin einbricht und sie dabei im Handgemenge totschlägt, verraten ihn seine Droogs an die Polizei, und das Blatt wendet sich radikal. Alex kommt ins Gefängnis. An…mehr

Produktbeschreibung
Jeden Abend treffen sich Alex und seine "Droogs" in der Milchbar und ziehen dann, mit Drogen aufgeheizt und in ihrem Spezialjargon sprechend, durch die Nacht, eine blutige Spur von Brutalität, Schlägerei, Verwüstung und Vergewaltigung hinter sich lassend. Alex ist der schlimmste von allen, der Beethovens Musik besonders liebt, weil sie seine Gewaltlust zusätzlich anstachelt und inspiriert. Als er aber in das Haus einer Katzenliebhaberin einbricht und sie dabei im Handgemenge totschlägt, verraten ihn seine Droogs an die Polizei, und das Blatt wendet sich radikal. Alex kommt ins Gefängnis. An ihm wird dann, um ihn von seiner zügellosen Gewalttätigkeit zu heilen, ein neues Gehirnwäscheverfahren angewandt, das den wilden, bösen Alex in ein gesetzestreues angepasstes Mitglied der Gesellschaft verwandeln soll. "Freilich, Brüder, dieses Ludovico-Zeugs wirkte wie eine Impfung, und es zirkulierte nun in meinem Kroffi , und darum würde mir nun für immer und in Ewigkeit, Amen, übel werden, sobald ich irgendwas Ultrabrutales mit ansah." Tatsächlich wird der Täter zum Opfer, an dem sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis die früher Misshandelten grausam rächen. Nach einem Selbstmordversuch von Alex und einer erregten öffentlichen Debatte soll sein altes Selbst wieder hergestellt werden...
Autorenporträt
Anthony Burgess, geboren 1917 in Manchester, studierte und unterrichtete englische Literatur. Er komponierte, schrieb Libretti, Essays, Drehbücher, Sachbücher, Übersetzungen und ungefähr dreißig Romane. Burgess starb 1993 in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.10.2007

Rauschhaft leicht
Anthony Burgess: „Die Uhrwerk-Orange”
Alex ist ein junger außergewöhnlicher Kerl von 16 Jahren. Er kleidet sich stilsicher, ist schlau, schnell und geistesgegenwärtig, wie es ein solch begabter Bursche nur sein kann. Zu allem Überfluss ist er musikalisch und besitzt einen originellen Sprachwitz. Wirklich ein vielversprechendes Talent. Da ist nur eine Sache – Alex prügelt, vergewaltigt und mordet, wann immer ihm die Lust danach steht. Kaum dass es abends ist, zieht er mit seinen Freunden los, bestgelaunt und tatendurstig. Es könnte ein harmloses Jugendtreiben werden, doch die hässliche, dumme Welt und das schwache Geschlecht, sie laden nunmal zur Gewalt ein. Und Alex nimmt die Einladung an – mit größten Vergnügen! Das ältere Paar, das so rührend brav seinen Laden betreibt, muss für seine Biederkeit bestraft und zusammengeschlagen, gedemütigt und ausgeraubt werden. Und dass später in einer Villa eine Ehefrau vor den Augen ihres geknebelten Mannes feixend entblößt und von allen Freunden missbraucht wird, krönt nur die wollüstige Freude. Alles geht so rauschhaft leicht und füllt auch noch die Taschen.
Und leicht ist es auch, das ist der gemeine und geniale Trick von Burgess, auf Alex’ Seite zu stehen. Einfach deshalb, weil es diese talentierte Bestie selbst ist, die ihre Geschichte erzählt, auf ihre sehr spezielle Weise. Alex berichtet seine Exzesse weder sündenstolz noch wie ein reuiger Verbrecher, der ein Geständnis ablegt. Er beschreibt sie lässig wie ein junger Dandy, dem es gerade gefällt, ein wenig vertraulich zu sein. Vor allem aber schildert er seine „Ultrabrutalitäten” in einem gekünstelten Jugendjargon, der einen, je mehr man ihn mit der Lektüre erlernt, erst recht zum Vertrauten und Weggefährten des gewitzten Dreckskerls macht. „Die Nacht gehörte mir und meinen Droogs und all den anderen Nadsats, und die stari Bourgeois krochen in ihren Wohnungen rum und pumpten sich mit glubigen Fernsehübertragungen voll.”
Aber dann nimmt die frivole Untatenkaskade doch eine bizarre Wendung. Alex wird geschnappt und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. In der Haft unterwirft er sich einer Gehirnwäsche, worauf man ihn als ungefährlich entlässt: Der Roman ist zu Anfang der Sechziger geschrieben und lebt von deren totalitären Albträumen. Zwar ist Alex jetzt gutartig, aber nur deshalb, weil ihm bei jedem Gedanken an Gewalt und Brüste und Sex so übel wird, dass die Versuchung im Keime erstickt. Der freie Wille, der ohne die Fähigkeit zum Bösen kein freier Wille ist, wurde durch eine biochemische Abscheufalle ersetzt. Alex ist eine erbärmliche Marionette des Guten. Das alles liefe auf eine moralisierende Fabel hinaus, würde nicht auch diese Entwürdigung des Guten wie des Bösen aus Alex’ sardonischer Sicht beschrieben. Schließlich kippt aber auch dessen hilflos gewordener Widerwille, er springt aus dem Fenster . . .
. . . und überlebt und ist plötzlich wieder vom Abscheureflex befreit. Die böse Lust könnte sich erneut austoben. Doch zum Ende kommt es noch bizarrer, Alex will erwachsen und bürgerlich werden. Kubricks berühmte Verfilmung von „Clockwork Orange” lässt diesen Schluss weg, aber erst diese Pointe bringt die paranoide Furcht der frühen Sechziger vor der aufkommenden Herrschaft der Jugend auf den Punkt ihres falschen Triumphes. ANDREAS ZIELCKE
Anthony Burgess Foto: Tappe/SV-Bilderdienst
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