Die gut lesbaren Beiträge dieses Bandes behandeln zentrale Aspekte der ukrainischen Kultur und Geschichte bis hin zur Gegenwart des Krieges mit Russland. Die Autorinnen und Autoren stellen die Geschichte von den Anfängen bis ins Jahr 2022, die Herausbildung der ukrainischen Sprache und Literatur sowie aktuelle Fragen des Verhältnisses der Ukraine zu Russland dar, etwa die Polit-Talkshows im russischen Fernsehen oder die Veränderungen in der Kulturpolitik der beiden Staaten seit dem Februar 2022. Das Buch richtet sich an eine breitere Öffentlichkeit, die sich für die Ukraine interessiert und nach fundierten Überblicksdarstellungen sucht.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Christian Thomas scheint den Sammelband, herausgegeben von Peter Deutschmann, Michael Moser und Alois Woldan, ergiebig zu finden. Basierend auf einer Ringvorlesung in Wien von März 2022 versammeln die Herausgeber Beiträge etwa von Andreas Kappeler, Herwig G. Höller oder Larissa Cybenko, die verschiedene Aspekte der ukrainischen Geschichte und Kultur und den entsprechenden Forschungsstand beleuchten. So geht es bei Woldan und Kappeler um die spätmittelalterliche Geschichte des heutigen Staatsgebiets Ukraine, um den Beginn der "massiven Russifizierung" nach der Schlacht von Poltewa 1709, aber auch um den avantgardistischen Theaterschaffenden Les Kurbas, dessen Arbeit stark westlich-europäisch inspiriert war, wie auch um aktuellere Themen wie "Tschernobyl in Film und Literatur" und popkulturelle Phänomene. Besonders spannend und "famos" gelungen findet der Kritiker außerdem Mosers Beitrag zur Geschichte der ukrainischen Sprache, der Legenden zu einer "altostslawischen 'Spracheinheit'" (so Thomas Moser zitierend) widerlegt - und zwar vor allem vor dem Hintergrund des russischen Vernichtungskriegs, der laut Thomas auch vor allem auf eine Vernichtung der ukrainischen Sprache abziele. Der Kritiker findet viel Informatives in diesem Band.
© Perlentaucher Medien GmbH
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