Die Beziehungen zwischen der revolutionären Ukraine und dem Deutschen Reich waren in den Umbruchsjahren 1917 und 1918 sowohl vielseitig als auch bisweilen widersprüchlich. Die Hamburger Dissertation fragt daher nach den Positionen ukrainisch-revolutionärer Akteurinnen und Akteure gegenüber Deutschland und den Deutschen unter den Bedingungen von Revolution und Weltkrieg. Aus diesen ergab sich je nach Kontext eine Vielzahl von Haltungen. Der Autor analysiert Diskursbeiträge sowie Handlungen dreier zentraler Gruppen: der ukrainischen Parteien, der Bauern des Landes sowie des Militärs des jungen ukrainischen Staates.Wie verorteten die Ukrainerinnen und Ukrainer die Deutschen im Kontext ihrer eigenen Bestrebungen und Konflikte und wie setzten sie ihre Positionen entsprechend im zwischenmenschlichen Kontakt um? Wie reagierten sie etwa auf die deutsche Besatzungspraxis nach dem "Brotfrieden" von Brest-Litovsk? Der Fokus der Studie auf die ukrainische Perspektive in den deutsch-ukrainischen Beziehungen und die Nutzung bislang wenig beachteter Bestände ukrainischer Archive erbringen unter dieser Frageperspektive wichtige Befunde zum gegenseitigen Verhältnis, so etwa hinsichtlich der Darstellung von Gewalt in der Bauernschaft. Erstmals werden auch die Positionen der ukrainischen Militärs gegenüber ihren Brester Bündnispartnern systematisch dargestellt. Hierdurch gelingt es dem Autor, zu einem differenzierteren Bild der ukrainisch-deutschen Beziehungen in der Zeit des ausgehenden Ersten Weltkriegs und der Revolutionen im ehemaligen Zarenreich beizutragen.